like a breeze just passing through

Dafür gibt es keine Worte. Natürlich nicht.

In getrennten Betten lagen wir, mit einem Mal bildete ihr Arm eine Brücke. Fordernd. Meine Finger glitten vorsichtig über ihre Haut. Meine Hände schweißnass, erst allmählich trocknend, und wenn ich hätte Gedanken lesen können, in diesem Augenblick, ich hätte es getan. Ich hätte es getan, um zu erfahren, ob es ihr gefiel, was sie empfand, ob sie empfand, was ich fühlte. Was ich fühlte?
Was fühlte ich?
Vollkommenes Durcheinander. Überforderung ob der Zärtlichkeit. Zärtlichkeit, das bedeutet mir etwas, das lässt mich nicht kalt; ihre Finger strichen über meinen Arm und mein Arm gab sich ihr völlig hin, reagierte auf den Druck ihrer Fingerspitzen, schmiegte sich ihnen entgegen. Mein Kopf füllte sich mit Glückseligkeit, mit Genuss, nur hin und wieder, warnend, ein leiser Schrei – Sei vorsichtig. Verlier’ dich nicht. Das ist nicht so gemeint, ist nicht so gemeint, bleib ruhig. Der Film auf der Mattscheibe lief an mir vorbei, der tatsächliche Film spielte sich auf unseren Armen ab, dem wechselnden Hin- und Herstreichen. Ich glühte. Ich wollte nicht glühen, wollte nicht diesen beschleunigten Herzschlag spüren bei dem Gedanken, es sei gewollt und ich durchschaut. Aber sie streichelte mich, verdammt, man streichelt doch niemanden, den man nicht mag, sie mag mich, wie sehr mag sie mich.

Später lag sie neben mir, zerfließend mit der Dunkelheit, und sagte, meine Finger hinterließen brennende Spuren auf ihrer Haut. Ich fand keine Worte.

Es gab keine Worte.

can't hold the sun

Niemand schafft es allein, oder?

Nicht wirklich.
Nicht ohne den Wunsch, jemanden bei sich zu haben. Jemanden, der zusieht, der streichelt, der küsst. Jemanden mit Augen, Nase und Ohren, mit sanften Händen und Haaren zum Anfassen. Eine Haut, in die man Fingernägel krallen kann. Eine Stimme. Einen warmen Atem.

captive dans tes yeux

A. ist mal wieder aufgetaucht; geliebtes Wesen auf meinem Bett ruhend, vielleicht in seichtem Schlummer versunken, ich ließ die Maus leiser klicken, die Musik ruhiger werden, und sah zu ihr hinüber, lächelnd. Wenn sie schläft, ist sie friedlich.

Dann steht sie wieder auf und befiehlt und lacht und beklagt sich und grübelt und lacht und greift mich an und lacht wieder. Über mich, mit mir, neben mir. Bei mir.
Und sie sagt, sie muss gehen, aber sie bleibt noch, und ich wende ihr mein Gesicht zu, auf dem Bett liegend, und erzähle von meinen Gedanken. Ruhig und warm ist es, und ihre Augen lachen leise auf, und sie schaut auf die Uhr, aber sie geht nicht. Sie bleibt einfach da sitzen und wir reden weiter, manchmal gucke ich an die Decke oder durchs Zimmer, und manchmal gucke ich sie an und freue mich, weil sie da ist. Dann muss ich lächeln, und ich will nicht, dass sie das sieht, also drehe ich den Kopf wieder gerade und hoffe, dass sie nicht herschaut. Idiotisch muss das aussehen, wie ich die Decke angrinse und nicht aufhören kann, mich zu freuen, und dann suche ich nach Worten, damit sie nicht geht, damit sie noch was sagt und ich ihr zuhören kann.
Und später, als sie schon weg ist, nehme ich mir vor, sie zu umarmen, wenn wir uns das nächste Mal sehen; einfach, weil ich nicht will, dass diese Freundschaft wie andere ist, dass wir voreinander zurückschrecken bei so simplen Dingen wie einer Begrüßung.

Wenn sie beiläufig erzählt, dass sie sich hier wie zu Hause fühlt, oder wenn sie sagt, dass sie mir alles erzählen kann. Das mag ich.
Ich mag sie.

read my lips

Und dann waren wir mit einem Mal allein in der Dunkelheit, sie wollte ihre Schlafsachen holen und ich ergriff die Gelegenheit, ergriff sie und folgte ihr. Während sie alles zusammenklaubte, stand ich an einen Stuhl gelehnt und spürte die Schwere der Situation auf mich niederfallen.

Das hatte ich mir gewünscht, mit ihr allein zu sein und dann, ein paar Worte nur, sie vielleicht an mich ziehen. Ich stand da und konnte nicht, konnte kein Wort herausbringen, keins, das von Belang gewesen wäre. Ich war wie gelähmt. Einerseits wollte ich, wollte mehr als alles andere ihre Lippen schmecken und in ihrem tiefen Blick ertrinken, und andererseits ... überwog die Angst. War es Angst? Unsicherheit. (Dabei war ich mir doch so sicher gewesen.) Ich half ihr, die Sachen zu tragen, das war alles.
Und bei der Umarmung zum Abschied musste ich lächeln, kopfschüttelnd, ich gab wohl auch ein Geräusch von mir, das leicht tadelnd klang, und sie fragte, „was?“, was ist, was habe ich getan, was hast du denn. Du hättest mich küssen sollen, wollte ich erwidern, wieso hast du das nicht, wieso lässt du etwas in mir auflodern und löschst es nicht, sondern schürst es nur immer weiter, wieso?
Es ist ein Spiel von ihr, verstand ich in diesem Moment, und deswegen so missbilligend / spöttisch. Ich durchschaute sie, sah auf sie herab und bin doch gleichzeitig Teil ihres Spiels, bin Spielzeug und Marionette in einem. Ernüchternd, erst später.
Warum muss das Leben so kompliziert sein, fiel mir an der Haustür ein, und eigentlich ist es doch so einfach.

come and rescue the world

noch einmal mit dem kamm durch die haare fahren
und ein letzter blick in den spiegel, rasch,
rasch dem spiegelbild ein laecheln zuwerfen
+ dann die tuer hinter dir


[sanft und spielerisch in haut beissen hinterlässt keine abdruecke.]

und schliesslich im auto sitzen,
zur musik wippend und das gefuehl der freiheit
wie eine frische zahnluecke betastend
der leicht metallische geschmack des blutes wie hochgefuehl.
schwarzgemalte augen machen mich zur katze,
und so schnurre ich,
schnurre vor mich hin, in meinem sitz, schnurre
mit dem motor im gleichtakt
und die ungewissheit der zukunft wiegt
auf einmal weniger schwer

feeling my way through the dark

Dieses stumme Traurigsein, Alleinsein. Keine Kraft, um die Wolken zu vertreiben. Sehnsucht nach dem Geräusch der Regentropfen auf Asphalt und tiefes Einatmen der feucht-erdigen Luft.

Ich werde ganz warm und weich innen drin, ganz zart, und dunkel glühend. Ich bin für mich, und nur die Musik ist mit mir, die richtige, genau jetzt. Ich bin hier ganz für mich, nicht für irgendjemanden, nicht im verzweifelten Versuch, jemandes Blick auf mich zu lenken und nicht nur den Blick, sondern mehr; ich will immer mehr, will Wärme und Finger fassen und Lächeln geschenkt bekommen.
Und ich greife nach Fingern, die Möglichkeit jedoch entgleitet mir, und als ich mich umdrehe, den Pullover um die Schultern geschlungen, und ihnen nicht nachsehe, wie sie sich auf den Heimweg machen, da beginnt, tropfenweise, schwere Dunkelheit mich auszufüllen.

Ich war so weit geöffnet, hoffte so sehr auf die Erfüllung des Sterntaler-Märchens, doch an diesem Abend fielen keine Sterne vom Himmel. Nur diese großen, schwarzen Tropfen. Einer nach dem anderen, sie füllten mich bis zum Rand, quollen aus meinem Mund, sobald ich ihn öffnete. Doch sie halfen mir nicht, mit der Nacht zu verschmelzen, das war eine andere Art der Dunkelheit.
Ich habe nach der Realität gegriffen. Eigentlich jedoch nach der Schönheit, nach der Schönheit, die sie besitzen kann, in manchen Momenten; ich griff danach, und alles, was ich dann in der Hand hielt, war ein rohes Stück Lehm, ein Klumpen nur, nichts weiter. Und nein, ich wollte daraus nichts formen, konnte nicht, denn nichts würde an die Schönheit der seltenen Diamanten heranreichen, die ich schon gefunden hatte, niemals. Ich schleuderte den Klumpen von mir, mit aller Macht, und dann stand ich inmitten von Menschen, ohne wirklich da zu sein. Nichts reicht an das Gefühl der Trostlosigkeit heran, wenn man allein in einer Menschenansammlung steht.

Auf dem Nachhauseweg machten die schwankenden Lichtkegel unserer Fahrräder den Weg vor uns sichtbar, stückweise, nur Ausschnitte; während das Licht in mir langsam ertrank, ertrank in den Tropfen, die Sterne hätten sein sollen.

it's the air that I breathe

Der Kleinere der beiden Jungen wandte mir mit einem Mal das Gesicht zu. Seine Augen lachten mir verschmitzt entgegen, die blonden Locken kräuselten sich an seinem Hinterkopf, ein paar klebten verschwitzt an seiner Stirn.

Die Wangen gerötet, Arme und Beine braun gebrannt, hob er auf einmal die Hand und winkte; erst zögerlich, dann immer heftiger. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, ein Lächeln, das immer breiter wurde, bis es schließlich zu einem wahren Grinsen ausgewachsen war; ein Grinsen, so voller Lebensfreude und Frohmut, dass ich nicht verhindern konnte, dass auch meine Mundwinkel sich nach oben bogen. Eine ungewohnte Bewegung, sie kamen mir etwas eingerostet vor, meine Mundwinkel – aber ja, es funktionierte noch.