'cause diamonds, they fade

Ich wollte Klarheit, aber habe ich die? Ich wollte ihr schreiben, im Nachhinein, "Sorry if I scared you tonight" wollte ich schreiben. Sie ist ein Reh, hat M. gesagt, verschreck' sie nicht. Ich glaube, das habe ich längst.


Liebe N.,

es tut mir leid; tut mir leid, dass ich so betrunken war und dich an der Hand genommen habe, und du warst auf der Hut und hast gezögert, wolltest dich eigentlich losmachen, das habe ich an deinem Gesicht gesehen. Aber du bist mitgegangen, in diese Ecke, abgeschirmt von den Menschen, der Musik; und da standen wir dann, und du hast so erschrocken ausgesehen, so überrumpelt. Ein Fragezeichen auf der Flucht. Und deine Hand hast du mir entzogen, und Abstand gehalten, obwohl kaum Platz war; da waren bestimmt fast zwei Armlängen Luft zwischen uns, du warst der Tanzfläche näher als mir. Mit einem Bein auf dem Sprung, und ich schaltete, trotz vernebelter Sicht, schaltete sofort und fragte dich etwas, irgendetwas bezüglich einer Feier, die noch ansteht, und du hast irgendwas geantwortet, es war ja auch nicht wichtig.

Aber ich hätte dich gern an mich gezogen. Und das hast du gesehen, oder gewusst, spätestens jetzt, oder nicht?, und dann sind wir zurück; ich weiß gar nicht mehr, hast du mich stehen gelassen? Und wenn ich da stand, was habe ich gedacht, in dem Moment?

Ich weiß nur noch, dass ich mich wieder in die Menge treiben ließ, und dann war da eine, die gefragt hat, was los ist, und ich hab gesagt, Meine Flamme ist gerade gegangen. Und sie schaut mich so an, ich mag das, wie sie dann guckt, und sagt: Na dann – hinterher!, und es ist, als hätte sie mir ein Startsignal gegeben; ich nicke erleichtert, und laufe los. Sprinte die Stufen hoch und bleibe zwischen Tür und Angel hängen; an den Türstehern will ich nicht vorbei, also stehe ich da und schaue, und bestimmt bist du schon weg, ich habe jegliches Zeitgefühl verloren.

Aber dann sehe ich dich; du hast diesen erbsengrünen Schal um deinen Hals geschlungen, und hochgezogen übers Kinn, über die Nase sogar. Nur deine Augen sehe ich, und du siehst mich an, und dann schwingt die Tür schwerfällig hinter euch zu.

addicted to a certain kind of sadness

"Ach, verdammt!"

T. legt die Stirn in Falten. Der Poet tut es ihm gleich. Ich schnipse suchend mit den Fingern in die Luft vor mir, ein, zwei Mal, als entspränge meinen Fingern ein Funke und dem Funken das Wort, nach dem wir suchen. Dann wende ich mich ihr zu.

"Wie heißen die ... diese Dinger, die sprühen?"

Sie steht neben mir. Anfangs hatte sie mir den Rücken zugewandt, und ich war geneigt gewesen, einfach zu gehen - Mit dem falschen Lachen aufhören, das meine Unterhaltung mit T. künstlich am Leben erhält. Alle Gesprächsgespenster aufgeben und die Sehnsucht im nächsten Gullydeckel versenken.

Sie zögert keine Sekunde. "Wunderkerzen", sagt sie, und ich komme mir albern vor.

Komme mir dumm vor, weil alles, was ich von ihr zu wissen glaube, was ich zu spüren glaube, so aus der Luft gegriffen ist. So haltlos. Und alles, was ich mir von ihr zusammenreime, und von mir selbst; was ich fühle, zu fühlen glaube - Es kommt nicht heran an sie. Es ist nichts als müder Abklatsch, nasser Schaum; wenn ich von ihr rede, erschaffe ich sie neu. Neu und anders, und deshalb falsch, und nichts kann das einfangen, was ich fühle, wenn sie mir einen Blick zuwirft.

Denn es ist nicht, wofür ich es halte; es ist nicht einmal das.

Sie ist für mich ein Bild, das man betrachten und nach dem man sich unendlich sehen kann. Sie ist ein Bild, das sich bewegt, das redet und lacht und gestikuliert, und dennoch. Ein Bild also.

Eines das, wenn ich es betrachte, Wärme und Verlangen in mir auslöst; das Verlangen, ihr nah zu sein. Sie nahe zu haben; ich will: Diese grünen Katzenaugen auf mir ruhen spüren. Der Grund für ihr Lachen sein. Mit ihr etwas sein, das niemand versteht; verbunden sein mit ihr, verknüpft.

Ich will, dass niemand sonst sie anfasst, außer mir; dass niemand sie berührt, sie soll von niemandem berührt werden, ja, niemals berührt worden sein! Ich will sie ergründen, ohne jemals auf Grund zu stoßen; will sie verführen, von ihr verführt werden. Ich will, dass es sie schert, was ich treibe; dass sie mir eine Bedeutung zuweist in ihrem Leben, ein Gewicht. Ein Gesicht!

Ich will wichtig sein, für sie; ich will, dass sie ohne mich nicht mehr atmen kann. Ich will ihren Blick, will diese Mischung aus Schalk und Schwermut schmecken, dieses "Na?", und ihr "Du kriegst mich nicht!".

Sie lacht mit einem Augenzwinkern, sie lacht zufrieden. Ich bin mir ziemlich sicher, mir den vorsichtigen Seitenblick vorhin nur eingebildet zu haben. Mir alles - all das, was je war - nur zusammen phantasiert, nur überbewertet zu haben; sie schaut in die Runde und nimmt mich nicht wahr.

"T., komm' doch noch mit!", sagt sie schmeichelnd, und schaut ihn an, und ich schaue ihn auch an. Er windet sich noch, aber ich weiß, dass er ihrem Charme nachgeben wird. Ich werfe dem Poeten einen Blick zu, und rufe ein "Tschüss" in die Runde.

Dann stapfstöckle ich neben ihm auf Kopfsteinpflaster, und das Chaos in meinem Bauch kreucht und fleucht und hinterlässt nur Düsternis.

feeble-minded, wrong and senseless

Mir fallen da nur Bruchstücke ein.

Gerade, wenn ich nichts von der Welt wissen will, beginnt sie, schmeichelnd meine Beine zu umstreichen. Und dann streckst du die Hand aus, und spürst Krallen, und verstehst - wirklich nichts, einfach gar nichts mehr.

Dieses ständige Hin und Her. Ihr Blick, und dann wendet sie ihn ab und ich stehe allein, stehe dumm da. Manchmal lächelt sie mir zu, und dann wirft sich meine Vorsicht zusammen mit Vernunft und Stolz über die Reling. Dann lächle ich zurück, nein, ich strahle. Ich strahle sie an, und dann schaut sie wieder weg und ich, ich strahle noch ein bisschen, aber dann kommen die Zweifel, und die Vernunft klettert zurück an Bord, und die Angst hat mir inzwischen den Brustkorb eingeschnürt.

Angst, etwas fehl zu deuten; Angst davor, in eine Falle zu geraten.

Manchmal bin ich stark, und dann erwidere ich ihre Blicke mit einer gewissen Schamlosigkeit, mit provokantem Blitzen. Sie schaut dann schnell weg, und ihre Augenbrauen heben sich unmerklich.

Manchmal schaue ich sie an und weiß, dass sie das spürt, und dass sie aber den Blick nicht heben wird; und dann betrachte ich ihr Gesicht mit leiser Intensität, und denke, wie schön du bist. Und wie magisch, wie magisch sich das anfühlt, dich anzuschauen.

Wie du mich scheinbar nicht siehst, aber dann doch, und unsere Blicke treffen sich zaghaft, aber das bist du nie, zaghaft, das passt nicht zu dir; also schiebst du die Tür zu. Nur einen Moment lang, für einen Moment habe ich dich gesehen. Und selbst das ängstigt dich schon, ist es nicht so?

swinging with the old stars

Ich warte darauf, dass die Gefühle aus mir herausbrechen, mich übermannen, vom Bauch in den Kopf oder sofort in die Finger fließen, und aufs Papier, aber es passiert nicht. Stumm pulsiert es in mir, stumm und beharrlich kratzt der Schmerz an meinem Selbstbild, kratzt Streifen, bis von meinem Ego nicht mehr als ein kleiner Haufen übrig ist. Klein und nackt, und armselig sich zu bedecken versuchend.

Als der Wein beginnt, seine Wirkung zu tun, spüre ich, wie ich mir langsam entgleite. Mein Spiegelbild schneidet mir Fratzen und macht ohne mich weiter; so fühlt es sich an. Ich lache klirrend, meine Gesten werden fahrig, mein Schritt gewagt. Ich will gefährlich sein, bedrohlich gar, und sinnlich, und auf einmal bin ich das alles, während der Zeiger unbemerkt seine Kreise zieht und die Gläser sich leeren und füllen wie von Zauberhand.

Der Poet macht eine Bemerkung, und ich blitze ihn an, und später schiebe ich mein Fahrrad neben ihm her und höre mich sagen, dass er es doch bitte aussprechen soll, was auch immer es ist. Und er spricht es aus, und ich bin auf einmal wieder da, kleinlaut, sprachlos. Paralyse. Er sagt, lass' uns die letzte Minute vergessen, und ich nicke; wir wissen beide, dass man Gesagtes nicht zurückpfeifen kann, und trotzdem trinken wir.

Und dann tanzen, und eng und vertraut, jemand drückt mir ein Bier in die Hand; jemand brüllt mir Wortfetzen ins Ohr. Ich hatte N. ganz vergessen, und auf einmal entdecke ich sie in der Menge, und wieder zieht es mich hin zu ihr. Es zieht mich, und ich ziehe S. mit, und ich denke, Verdammt, ihre Augen sprechen. Und was sie sagen hört niemand, das höre nur ich, und ich kann diesen Blicken nicht trauen. Ich traue mich nicht, mir nicht, der Welt.

Ihre Augen sagen: Komm' her und: Ich mag dich, sehr sogar, aber ihre Hände greifen nicht nach mir, und ihr Körper schmiegt sich nicht an meinen.

Dieses Tanzen in ihrer Nähe, nur, um von ihr gesehen zu werden. - Dafür bin ich nicht hergekommen, dafür will ich nicht hergekommen sein; ich bahne mir einen Weg durch die Menge. Ich stehle jemandem die Mütze, atemlos, und dann tanze ich, um zu tanzen. Als ich wieder nach N. sehen will, steht sie in enger Umarmung mit einem weißen T-Shirt. Nein, hämmert es in meinem Kopf, Nein, Nein; und dann starre ich sie eine Weile an, ohnmächtig-provokant, abwartend, aber sie hebt den Blick nicht.

Und als die beiden miteinander verschmelzen, fliehe ich in die Kälte.

painted your soul into your guard

Von E, 16 SEP.

"Ich wanke
schlaftrunken durch
die gassen nichts
denkend, Sehend,
fühlend. !Plötzliches
erwachen trifft mich
wie der rausch den
nüchternen und mir
wird das spiel von
nebel licht und wind
gewahr welches mir
die tollsten dinge
zeigt. Ich freue mich
früh aufgestanden
zu sein, sehe noch
ein wenig zu und geh"


no need to leave, where would I be

„Ich fühl’ mich gerade wie im Film“, sagte J., und die Szene stanzte sich in mein Gedächtnis.

Wir, an dieser Ampel im Nirgendwo. Der Motor, der geduldig den Moment ausharrt, leise brummend; der Wind, der uns die feuchten Haare in Locken dreht; die Wärme auf der Haut. J. und E. auf der Rückbank, eisleckend und mitunter leise tratschend, und S. neben mir auf dem Beifahrersitz. Wir alle schauen auf die Ampel, vor der ich das Auto zum Stehen gebracht habe; ganz ordnungsgemäß, gemächlich ausgerollt.

Die Ampel zeigt noch immer Rot, mitten auf der Landstraße, und kein Auto in Sicht, weit und breit. Keine Kreuzung, kein Verkehr, nur: Wir. Abendsonne. Ampel.

Der Moment fühlte sich seltsam surreal an – Das Warten zog sich ins Endlose. Hätte ich nicht am Steuer gesessen, so hätte ich diesen absurden Stillstand womöglich genießen können; aber so trommelten meine Finger bald nervös aufs Lenkrad, und ein halbherziger Fluch rann mir aus dem Mundwinkel.

Was, dachte ich, wenn die Ampel einfach nicht grün wird?, wenn das einer dieser Momente ist, wie Michael Ende sie beschrieben hat, in seinem „Spiegel im Spiegel“? Ganz kurz fühle ich mich wie der Tänzer aus seiner Kurzgeschichte; dieser, der hinter dem Vorhang auf seinen Auftritt wartet und seinen Platz nicht verlassen kann, weil der Vorhang sich jeden Augenblick heben könnte. Jeden Augenblick, und deshalb wartet er, und wartet, und verliert alles Zeitgefühl.

„Fühlt sich an, als sei die Schulzeit jetzt endgültig zu Ende.“
- „Fühlt sich an, als würde sie nie zu Ende gehen.“

Wir atmen Zeitlosigkeit.

to burden your mouth for what you say

Nach oben, zur Küche, zum Punsch und den Spinnweben.

Ich war ziellos und verzweifelt die Treppen hochgestolpert, und da sah ich J.; die Zimmertür stand offen, sie lag auf dem Bett. Mit geschlossenen Augen, und ihr Freund saß neben ihr; mit einer zerfledderten Mumie ins Gespräch vertieft. Das Abwägen der Situation dauerte genau zwei Sekunden.

Ich wollte Geborgenheit. Ich wusste, wo ich danach suchen musste.

Ich krabbelte über J.’s Beine, legte mich neben sie, griff mir ihren Arm und hielt mich daran fest. Umschlungen. Ihre Müdigkeit ließ nur matte Irritation zu; sie fragte vorsichtig, was denn los sei, und streichelte mir übers Haar. Ich wollte alles, alles erzählen und durfte nicht, wir hatten einen Pakt geschlossen; „not even my closest confidant“, und heiße Tränen liefen mir schräg übers Gesicht.

Streiften ihren Oberarm und versickerten in der Bettdecke.

out of the blue, uninvited

Sie sitzt in einer der vorderen Reihen; wenn ich mich zur Seite lehne, kann ich ihre Frisur ausmachen, ihren Hinterkopf.

Und ich sehe, dass sie schön ist, heute; sie trägt etwas Luftiges, obwohl draußen der Wind pfeift und fallende Blätter die Luft in Scheiben schneiden. Ich drehe den Kopf weg, ihn innerlich über mich selbst schüttelnd; wieder, und wieder, und ich kann nicht davon lassen?

Ich konzentriere mich auf die Stimmen vorne, am Pult, und auf das, was sie sagen; aber immer wieder krampft Übelkeit meinen Bauch zusammen, Übelkeit oder das, was sie verursacht und nicht benennbar ist. Die vielen Menschen im Raum haben etwas damit zu tun; auch die Sprecher, wenn sie nicht gerade einen Scherz oder mich in ihren Bann reißen; und ich selbst, natürlich.

Irgendwann dann, Ende der Vorlesung. Aus der Reihe hinter mir stellt jemand eine Frage, irgendein Typ, italienischer Akzent; und die Leute, die den Saal noch nicht verlassen haben, drehen sich zu ihm um. Zu mir, schließlich sitze ich direkt vor ihm, und N. hat mich gesehen, das weiß ich. Ich weiß es, und als sie mich dann tatsächlich anschaut, lächle ich ihr zu mit einem Lächeln, das sich ganz neu anfühlt.

So breit und voll unversteckter Zuneigung.

Und sie lächelt, als habe sie darauf gewartet, dass ich einknicke; als wisse sie, wisse sie längst all das, was ich ihr nie zu sagen wage. Sie schluckt mein Lächeln triumphierend, wie einen Leckerbissen, und ich sehe, als sie ihr Gesicht abwendet, dass sie noch immer lächelt; noch immer den Nachhall meines Lächelns im Gesicht trägt.

Und ich verfluche dieses Leben. Und jubiliere zugleich.

Welch’ Wunder!

ashes round the yard

Verdammt, A., ich hab deinen Brief rausgesucht.

Aus dem kleinen Karton, in dem ich Dinge sammle, die mich berühren oder in der Vergangenheit die Kraft dazu hatten.

Ich hab ihn rausgekramt, und allein die Farbe des Briefumschlags und deine rundgeschwungenen Schriftzüge haben mich lächeln lassen. Wir waren jung, denke ich, wir waren so kindlich. Ich muss lächeln über unsere Versuche, tiefgründig zu wirken; tiefgründig und ach-so-klug, das waren wir, und oh-so-melancholisch.

Und dann treiben deine Worte einen schmerzlichen Zug in mein Lächeln; denn du schreibst von Veränderungen, und damals war ich es, die dir Veränderung vorwarf. Es sei gut, schreibst du, dass wir uns verändern und beeinflussen lassen; wir alle tun das, fügst du noch hinzu. Du verschwimmst; das Bild, das ich von dir habe, springt hin und her, wie eine dieser Kippfiguren. Mal sehe ich dich, wie ich dich zu kennen glaube, sehe das, was der liebevolle Tonfall des Briefes verspricht – Dann wieder, nur Leere. Stumpfes Nichts, das ist alles; keine Fratze, kein Hohn, nur Traurigkeit.

Und mir laufen Tränen übers Gesicht, und ich denke, wie ich schon beim ersten Lesen, damals, geweint habe. Damals vor Glück, vor Glück und Dankbarkeit. Aus Geborgenheit. Jetzt?, grüble ich tränenwischend, Weshalb jetzt?

Papierfaltend, briefverschließend: Aus Nostalgie. Vor Schmerz. Wegen dieser ungeheuren, ohnmächtigen Wut, in die du mich gestürzt hast; weil du zu einem Phantom geworden bist, du, die mir einst so nah war. Auch: Weil ich damals nicht begriffen habe. Weil alles so einfach hätte sein können. Weil es das auch war, ab und zu, und ich das vermisse; ich vermisse dich, und das Chaos, das du in mir angerichtet hast, und ich weine, weil ich weiß, dass du Recht hattest: Es geht mir besser ohne dich.

Es wäre nur trotzdem nie meine Wahl gewesen.

and I never knew how much

Those are the nights.

Those are the nights
I feel you're missing

I miss the cosiness, I think
There could be
  Warmth

This little
Smile with hazy eyes
  I call love

The kissing and the sudden
  Loss of gravity
     Of connection to reality

       Of time ...

I miss this although I hardly got a taste.

I do.

go on and fool me

Have you ever smelled the smell of a not-arriving train?
It smells like something in between almost-leaving and never-nearing.

Brauner Roststaub, was ich noch nie getan habe: Mich auf Schienen gesetzt, also, will ich das?, ich tue es einfach. Ich sitze da und atme den Geruch ein, nach verbranntem Gummi, denke ich, aber das passt nicht. Hier ist nur Holz, und Metall, und die Steine, dazwischen. Ich nehme einen in die Hand und fühle ihn, und fühle das Kind in mir. Anfassen. Fühlen, um zu fühlen. Da sein, um einfach da zu sein; nicht:

Um da gewesen zu sein. Um gesehen zu werden. Um davon erzählen zu können.

Ich betaste alles, beinahe blind, ich fühle weiches, splittrig bröckelndes Holz. Spüre hartkantigen Stein, und ich laufe weiter und kann nicht mehr, schleppe mich, dann keinen Schritt weiter, ich keuche. Ich reiße Beeren von den Ästen, ein ganzes Büschel; lasse den Arm entlangratschen am Zaun. Fast erstaunt, wie sehr es schmerzt, und doch wie kurz; nie hält der Schmerz lang genug an um ihn wirklich auskosten zu können.

Und wieder später, ich laufe wieder, keuche kaum; da stehen ein paar, und als ich vorbeilaufe, schaut die eine mich an, die große Blonde, und sie schaut und ich schenke ihr ein halb verkniffenes Lächeln. Ihr Blick ruht auf mir, und wieder einmal wechsle ich die Perspektive. Sehe mich, aus ihrer Sicht, sehe mich da laufen, ruhig und gleichmäßig schwungvoll, und weiß doch zugleich, dass es bloß Fassade ist, aber das weiß sie ja nicht. Das weiß sie nicht, und also laufe ich weiter, mit diesen schwebenden Schritten, und glaube es mir für einen Moment fast selbst.

Dass ich das bin: Sicher und gefestigt. Dass es nichts gibt, was mich aus der Bahn werfen, aus der Ruhe bringen kann; warum auch, was sollte das sein? Dass ich ein Ziel habe. Dass ich den Schimmer einer Ahnung besitze.

- Ich habe versucht, auf mich zu lauschen, auf mich selbst, auf das von Innen. Aber es antwortet nur zaghaft. Und ich schüttle den Kopf über das, was es sagt. Das ist kein Ziel, das sind Kinderträume.

Ich laufe den Sex und die Sehnsucht aus mir heraus, bis ich kotze, bis ich blute, und noch ein Stück weiter.

beneath the stains of time

Eine Veranstaltung hatte stattgefunden, auf einem großen Gelände lief ich umher und begutachtete alles.

Durch ein altertümliches Haus lief ich, staunend, die Tür zu einem Zimmer öffnend und zurückschreckend denn, da waren Leute. Eine Versammlung der Darsteller, sie lächelten freundlich, ich entschuldigte mich kindlich-erschrocken und durchstreifte weiter das Haus.

Alte Bücher und Schmuck und Gegenstände lagen da, staubige und merkwürdig zauberhafte Dinge. Krüge. Fensterbank. Getrocknete Blumen, gläserne Behälter.

Dann mussten wir gehen, und ich lief noch einmal schnell zum Zimmer der Konferenz zurück. Die Leute schauten erstaunt auf, als sie mich erneut erblickten; ich steckte den Kopf ins Zimmer und fragte: „Was macht Menschen schön?“

Und sie gaben mehrere Antworten, durcheinander und blass, und ich sagte: „Die Zeit. Ich finde, die Zeit macht Menschen schön.“

Dann schloss ich die Tür, ehe die Leute im Raum etwas erwidern konnten.

repetitious, if not broken poetry

„Es könnte wie im Film sein“, sagte er leise, wie zu sich selbst.

Ich hatte mich auf dem großen, weißen Teppich zusammengerollt, vor dem Holzofen. Ein paar Scheite brannten darin; die Wärme kroch langsam meine Knöchel empor. Auf dem Tisch eine Tasse Kaffee. Zwei Tassen?; ich hatte meine dort abgestellt, mir war auf einmal übel gewesen. Ruhig atmen, ich atmete ruhig, ein und aus, ganz ruhig, und er betrachtete mich. Er stand da und schaute, und dann legte er sich neben mich, sodass wir, Gesicht an Gesicht, nebeneinander lagen.

Ich weiß nicht mehr, was er noch sagte, was er flüsterte, als wir so dicht an dicht dalagen. Meine nackten Beine, mein knappes Top waren Aufforderung genug.

„Zum Anbeißen siehst du aus“, sagte er, glaube ich, noch; und ich erwiderte schläfrig etwas, das überhaupt nicht passte, einfach irgendwas. Er strich mir mit dem Finger übers Haar, über die Lippen, und ich lächelte, und ich wurde schläfrig, dabei durfte ich nicht, konnte nicht einschlafen, denn ich wollte noch nach Hause.

Und da packte mich leise Wut, kalter Zorn auf ihn, der da lag und streichelte, und genau wusste, dass ich ihn nie würde lieben können, nie auf diese Art.

Und deshalb öffnete ich den Mund, als sein Finger wieder dessen Form nachzeichnete. Und dann kam das Küssen, und ich riss ihn an mich, riss ihn über mich und zu mir hin.

with my guitar slightly out of tune

„Was denkst du, was du bist?“, hat sie mich gefragt.
Das ist einige Zeit her.

„Lesbisch? Bi?“ Beinahe sachlich. Leise Anschuldigungen.

Damals lachte ich einfach, und verwarf das gesamte System, das Schubladendenken mit einem Schulterzucken.

„Ich weiß nicht“, sagte ich, und dachte, „Ist das wichtig?“

Aber ihr war es wichtig. Sie wollte nicht in die Schublade der Sonderlinge, der „Anderen“ abgeschoben werden; um keinen Preis. Also keine Küsse im Regen mehr.

Und jetzt stellt mir dieser Testbogen die gleiche Frage. Irgendein Testbogen zum Flirtverhalten; ich hab wild drauflos gekreuzt, und auch nur, weil den Zug ohnehin verpasst und die restliche Zeit zum Totschlagen übrig.

Sexuelle Orientierung Doppelpunkt Heterosexuell Kästchen-Zum-Ankreuzen Homosexuell Kästchen-Zum-Ankreuzen Bisexuell Kästchen-Zum-Ankreuzen

So einfach ist das nicht, denke ich und werde ein bisschen rot, innerlich. Ich mache mein Kreuz, ohne hinzusehen. Ich gebe den Bogen ab, und rede mir ein, es sei vollkommen gleichgültig.

Aber natürlich ist es das nicht.

soft skin against the cold concrete

It’s all blank. You’ve crossed yourself out, out of my life.

Liebe, verlorene A.,

diese Briefe sind ins Leere gesprochen; aber wenn ich abends am Fenster sitze und der Regen rauscht, und die Musik erinnert mich an dich, dann kann ich nicht anders.

Dann sitze ich wieder da, lausche dem Plitschen und Glucksen, und fühle mich aufgehoben, nach langer Zeit wieder. Aufgehoben, beim Gedanken an dich. Nach allem, was war, und allem, was ist, zum Trotz; du bist ein Teil von mir, und ich begreife das erst jetzt. Begreife das ganze Ausmaß dieses Gefühls.

Es fühlt sich wie Familie an.

Das ist es. Wie Familie, weil du nicht anwesend sein musstest, um mir das Gefühl zu geben, bei dir zu sein; weil das immer stärker war als alle Stimmen gegen dich. Gegen uns, sofern es das jemals gegeben hat, uns; in meinem Kopf, in deinem?

Ich frage mich, wie es dir jetzt geht, und spüre, dass du mich blockierst. Ich kann nicht länger erahnen, was du tust, was du gern tust und was nicht; du bist mir fremd geworden. Ich würde dir gern zeigen, was ich für Musik höre, welche Bücher ich lese, was mich verwirrt, was mich fasziniert, aber ich kann mir deine Reaktion darauf nicht mehr vorstellen; dein Urteil über mein derzeitiges Leben. Dieses Urteil, das mir immer wichtiger war, als ich zugeben wollte - Jetzt bin ich befreit davon.

Ich bin befreit von deinen Launen, deiner scheinbaren Ignoranz; ich sage „scheinbar“, weil im Nachhinein nichts mehr sicher ist - was du wie gemeint und welche Rolle du mir vorgegaukelt hast. Du hast dir bei den meisten Dingen wenig gedacht; zumindest nahm ich das an. Ich war immer die Verletzliche, die Verletzte; das Opfer in unserer Beziehung, und ich litt mit genüsslicher Hingabe –

Aber die Frage lautet: Wie lange kann ein Mensch die Rolle des Täters ertragen? Und wie, A., hast du sie so lang ertragen können?

all the courage you have left

God, I’m still smiling.

Wasser fließt. Großaufnahme: Meine Hände am Waschbecken; ich drehe mit einer ruhigen Bewegung den Hahn zu. Sie steht schräg hinter mir, ich mache ihr Platz, flüchtiges Einander-Zulächeln; ich trockne mir die Hände, ich denke: Ich tu's jetzt einfach.

Manchmal hat man keine Zeit, sich klein und blöd und hässlich zu fühlen. Keine Zeit, sich die Worte im Kopf zurecht zu legen.

„Und? Hast du schon eine Idee,“, frage ich, „für dein Thema?“ Ganz beiläufig frage ich das; sie kann jetzt verneinen, und wir könnten beide lachen und getrennter Wege gehen, ganz unverfänglich. Aber sie wiegt den Kopf hin und her, „Na ja“, sagt sie, „Ich hatte mir überlegt, ...“, und dann laufen wir nebeneinander den Gang entlang, und sie erzählt und ich höre zu und versuche, möglichst nichts besonders Dummes von mir zu geben.

Und es fällt mir ganz leicht.

Die Sache ist die – Ich habe schon so lange nichts mehr getan von dem, was ich eigentlich tun wollte; ich habe wieder und wieder den Mut nicht gefunden. Und heute dann, heute hab ich einfach irgendwelche Klamotten angezogen, die blaue Hose mit den schwarzen Schuhen, und meine Haare sahen scheiße aus, und in meinem Gesicht aufgekratzte Flecken, und kaum geschlafen, aber – hey.

Es hilft nicht, sich fort zu wünschen, sich stärker und mutiger zu wünschen; man muss einfach die Klappe aufreißen. Irgendwas sagen; sich blamieren, verlieren, vielleicht, vielleicht nicht. Man sollte kleine Stückchen Glück auflesen; sie sammeln, bis irgendwann ein gewisser Grad an Zufriedenheit erreicht ist - Und die Frage, ob man ihn je erreichen wird, man ihn überhaupt erreichen kann, einfach mal in den Wind schreiben.

Ich weiß das, eigentlich, aber die Theorie saugt so vieles in sich auf. Es gilt, gegen die Massen von Gedanken anzukämpfen, die sich ausmalen, was alles geschehen könnte. Das Hin- und Herwenden aller Möglichkeiten ist definitiv ein Fluch.

Manchmal tun Dinge dir gut, von denen du es nie erwartet hättest. Manchmal ist alles halb so wild.

Und manchmal ist „manchmal“ richtig oft.

a kiss across the ocean blue

Ich sehe sie da sitzen, und das Bewusstsein, sie da sitzen zu sehen, fährt mir in alle Glieder.

Sie könnte jede sein, aber; ich falle aus mir heraus, falle heraus und komme nur langsam und zittrig wieder zu mir. Dahinten sitzt sie, pocht mein Herz, dahinten, und gleich werdet ihr euch vielleicht ansehen und vielleicht wirst du etwas sagen, vielleicht wird sie deinen Teller begutachten, was du darauf hast; also belade ich meinen Teller mit Grünzeug. Sie soll nicht denken, ich ernähre mich ungesund; vor ein paar Tagen hätte sie meinen Teller sehen sollen, da war die Farbkombination phänomenal.

Und als ich allen Mut zusammen nehme, und unserem gemeinsamen Bekannten T., der mit ihr am Tisch sitzt, auf die Schulter tippe, wendet sie sich gleichzeitig einer alten Freundin zu, die ihr natürlich genau in diesem Moment um den Hals fallen muss. Meine Mundwinkel kringeln sich ein wenig, aber noch immer bin ich außerhalb, außer mir, ich spreche mechanisch und verhasple mich in abstrusen Denkschleifen; T. merkt, dass ich mich für das Gespräch gar nicht interessiere, und wirkt irritiert.

Beharrlich halte ich die Plauderei trotzdem am Laufen, aber N. ist ehrlich abgelenkt und wird nicht so bald aus ihrem Gespräch befreit sein. Also gehe ich. - Wahrscheinlich hat sie nichts von alldem mitbekommen. Meine Mundwinkel kräuseln sich noch ein wenig mehr.

Beinahe könnte man sich amüsieren.

with a twist of the world

Der kleine Junge mit den großen, klaren Augen weckt eine seltsame Wehmut in mir.

Dunkelblonde Locken ringeln sich über diesen Augen, wirklich klare Augen, habe ich je so klare Augen gesehen?, und darunter die zarte Nase, der kleine Mund. Sein ganzes Gesicht scheint aber nur aus diesen Augen zu bestehen, blaugrau, von langen, dunklen Wimpern umrahmt, und ihr Blick. Dieser Blick ist so rein, so unbefangen, so offen, dass ich ihn ernst erwidere, und dann behutsam zu lächeln beginne.

Er lächelt ein kleines, scheues Lächeln zurück, voller Ernsthaftigkeit, und dann richtet er seine blaugrauen Augen wieder auf seinen Bruder, und tippt ihm auf die Schulter, und knufft ihn, und freut sich.

Ich denke: Wie gern ich ein Teil im Leben dieses Jungen wäre. Wie gern ich der große Bruder wäre, der von ihm berührt wird, der mit ihm lacht und ihm nahe steht. Wie sehr ich die Mutter beneide, die einen zärtlichen Seitenblick auf ihn wirft und ihm mit der Hand übers Haar streicht. Wie es sich wohl anfühlen muss, ein so zartes, ein so kostbares und besonderes Kind zu haben, und ob sie ihm jemals weh getan hat, oder weh tun wird. Ich würde gern erfahren, was er mag. Ich würde gern Zeit mit ihm verbringen; und ich denke daran, dass ich kleine Kinder generell sehr schnell ins Herz schließe, und ob ein einfacherer Beruf nicht viel glücklicher machen würde.

Ich denke: Noch immer vergesse ich zwischen Menschen, die mich nicht kennen, wer ich bin. Wenn sie es nicht wissen, woher soll ich es dann? Definiere ich mich durch meine Beziehungen zu anderen Menschen? Tut das nicht jeder? Und: Bin ich nicht vielleicht jemand vollkommen anderes, wenn ich allein bin, als in Gesellschaft? Das hat nichts mit Verstellung und Theaterspiel zu tun, auch nichts mit Anpassung, vielleicht ist das einfach so. Ich habe andere Gedanken, in Gesellschaft, weniger und weniger düstere, zumeist; und allein, da bin ich sonst wer.

Und natürlich ist das so, aber ich versuche noch immer, diese beiden Personen unter einen Hut zu bekommen, und da sitze ich dann, verkrampft nach beiden suchend, und sehe all die anderen an, die scheinbar einfach nur sie selbst sind und gar keinen Hut brauchen.

Da ist so viel, was ich bin, und so wenig, was nicht, und manchmal kehrt sich das um, dann bin ich restlos verwirrt.

weary and so sick of trying

Tanzt man nicht immer für die, die nicht hinsehen?, habe ich auf einen abgerissenen Zettel geschrieben und dann wieder vergessen.

Vielleicht, vielleicht ist es so.


Aber wie leicht das Leben doch sein kann, wenn man sein Herz nicht zu sehr daran hängt. Wenn man es nicht zu nah an sich heranlässt, das alles, die Blicke und das Lachen und vor allem den einen Blick, der ein bisschen tiefer geht als die anderen.

Schon klopft dein Herz ein bisschen schneller, aber du atmest ruhig und gleichmäßig und lässt es nicht zu. Lässt es einfach nicht zu, lässt es stattdessen vorbeirauschen an dir, den Adrenalinstoß und das Kribbeln und alles, und drehst all dem luftigleicht den Rücken zu. Und einen Moment lang denkst du, es müsse dir fehlen, die Aufregung und der Schmerz, wenn sie geht. Aber das tut es nicht, es fehlt dir nicht.

Es tut einfach nur unendlich gut.

Als Erste gehen. Niemandem hinterher schauen. Nicht suchen, nicht jeden schmutzigen Grauton in dein Elend aufsaugen und an der Düsternis verzweifeln, nein. Atmen, lachen, scherzen. Ein tiefer Blick, leises Kribbeln, und weiterlaufen, und jemand legt dir die Hand an die Schulter, und du läufst immer weiter, mit einem belustigten Lächeln auf den Lippen.

- Wann habe ich das wieder verlernt?

lay your head where my heart used to be

Consistency. Steadyness. Permanence. I find it hard to find.

Liebe A.,

ich habe selbst nie ganz verstanden, was mich zu dir hingezogen und, später, bei dir gehalten hat. Ich war mir dessen bewusst, dass du nicht sonderlich behutsam mit mir umgesprungen bist; deine Interessen standen immer über allem, deine Gefühle, dein Ego. Und als du das erste Mal damit drohtest, den Kontakt abreißen zu lassen, hat überflutende Panik mich dazu getrieben, die unmöglichsten Dinge zu sagen, und zu tun.

Diese meine Angst, die mich seit unserem ersten Gespräch beherrschte – die Angst, dich zu verlieren – hielt unsere Beziehung am Leben. Vielleicht hast du sogar genossen, so ängstlich von mir betrachtet zu werden; so schwach war ich, und ich gab es zu, gab alles zu, um dich bei mir zu halten.

Ich schrieb dir Briefe, A.; nachts, mit schwarzer Tinte, dramatisch im Kerzenschein, und das Flackern umleuchtete, beschattete meine Verzweiflung. Ich hackte Worte und presste sie nebeneinander, ineinander; und je falscher es sich anfühlte, desto entschlossener wurde ich. Beim ersten Morgengrauen durch schneidende Kälte und Hoffnungslosigkeit gefahren, und Tränen des Selbstmitleids auf den Wangen; den Brief vor deine Tür, zitternd beim Gedanken an: deine Existenz so nah, und einen Stein darauf gelegt, damit er nicht verloren ginge.

Du würdest ihn finden, da war ich mir sicher, alles schien so klar.

Verstehst du: Ganz egal, was um mich herum geschah, was mit fremden Mündern und Körpern geschah, oder mit nachtgetränkten Sehnsüchten – Du warst da. Irgendwo. Unverändert. Du warst konstant. Du warst mein kleines Wunder. Ich hatte dich gewollt, und ich hatte dich bekommen; und wie oft geschieht so etwas? Ich konnte dir in trunkenem Zustand Nachrichten texten, und sofort spürte ich die Verbindung, diese Verbindung zwischen uns, die mich aufrecht hielt; am Leben, vielleicht. Ich wusste, ich konnte dir erzählen von allem, von vielem, das mir passiert war, und es würde sich anfühlen, als würde ich einen Schatz teilen. Kostbar wurde alles, das ich mit dir, mit uns, verband.

Du hast mich wieder und wieder von dir gestoßen, aber die Verbindung riss nicht, konnte nicht reißen, du warst –

Du warst mein Anker. Ich kann nur frei sein ohne dich, und zugleich bin ich verloren gegangen, seitdem. Es gibt dich nicht mehr, gibt keinen Ort, an den ich zurückkehren kann, keinen Ort der Passion mehr in mir. Keine „Sicherheit, was immer passiert“. Kein scheues Zurückziehen in unsere Zweisamkeit, wenn die Außenwelt zu bedrohlich wird.

Du bist fort, und das Beruhigende, das kleine, friedliche, zufriedene Stückchen Sicherheit ist mit dir gegangen.

a bunch of grapes in her palm

"Da liegt irgendwas in ihrem Blick, das mir den Atem nimmt.

Ein Gefühl, ich schmecke es auf der Zunge, auf der Haut, ich rieche es. Spüre es. Wie das Klingen einer Stimmgabel, wenn der ursprüngliche Ton mit den Ohren längst nicht mehr wahrnehmbar, das Vibrieren der Gabel aber noch spürbar ist; so fühlt sich das an, was in ihrem Blick mitschwingt.

Ein bisschen."


-

And now, what I thought was a crush turns out to be envy instead. She’s pretty, she’s been all over the world and met tons of good-looking people and had fun with them, she’s intelligent and educated and, most importantly, seems to be independent.

This is what I want.

I guess I don’t want her. Rather am I craving for her life, for a life like hers.

Shitty self-reflection.

clear liquor and cloudy-eyed

Der Rauch flieht durch den geöffneten Fensterspalt, wird vom Luftzug eingesaugt, von der vorbeifliegenden Landschaft geschluckt.

Prag ist: Tauben im Sturzflug. Abblätternde Häuserfassaden, leuchtend goldene Flügel. Gesichter; in Stein gehauen, flehend, schmerzvoll, freundlich. Prag ist bunt und düster zugleich, ist brennende Mittagssonne und windige Hinterhöfe.

Prag ist: Fröstelnd die Jacke überziehen, eiskalte Füße im Schlafsack, und morgens schwitzend und luftschnappend aufwachen. Das klingend, singend-summende Geräusch vom Aufziehen der Reißverschlüsse am Zelt. Frühstück in der Sonne auf nachtfeuchtem Rasen, winzige Schlucke bitteren Kaffees, und Hunger, aber auszuhalten, und nie nagend.

Prag ist: der Geruch von karamellisiertem Zucker und Menschentreiben im Wind.


to make you my own

These days, I prefer feeling hungry to feeling full.

It feels more right to be hungry,
perhaps because my soul is hungry, in a way, as well.


I’m craving for the girl with the most beautiful cheek bones, and the most beautifully painted lips, and the most intense eyes.

She’s leaning back in her chair, completely captured by the happenings in the front. Some people are talking, making gestures; a little helpless, they seem to me, and I return their smiles, but I don’t listen. Their words pass me by like nebulous shapes, and vanish into nothingness.

I don’t care. I’m looking at her.

I’m inhaling the shades around her, absorbing the colour of her skin; her lightly brown, bronzy skin. My glances wander along her arms, sensing every hair on it, continuing over the shoulders, to her face. Her lips, and the deep, intense expression in her eyes; I dare not to look too long.

What is desire, if not love in its purest form?

folded up like paper dolls

There are people whom you allow to enter your mind,
to become more than just a little 'affair', more than just a fantasy.
But for most of them, this is not the case.


Liebe A.,

ich schneide mir die Fingernägel anders, als du es von mir kennst. Ich trage die Haare anders, schminke mich anders, lache sogar anders; kurz - Ich will nicht mehr die sein, die du mal gekannt hast.

Ich will nicht länger die sein, die du mit ein paar kurzen Sätzen vollkommen aus dem Konzept bringen konntest; mein Gleichgewicht hast du gestürzt, meinen Kopf verdreht, verzwirbelt. Entknoten muss ich, was sich da festgezurrt hat in mir, und mitunter bricht es auf, bricht stückchenweise ab und zerstaubt. -

Aber das Rührei mache ich immer noch genau so, wie du es mir gezeigt hast.

Du hast in der Küche gestanden und mich in den Garten geschickt um frischen Schnittlauch zu schneiden, und ich war so gebannt, gebannt von dir und wie du da in der kleinen Pfanne rührtest; nein, zerhacken darf man das Ei nicht, man muss es sorgsam wenden, bis es von selbst in kleinere Brocken zerfällt.

So schräg fühlte sich das an, dich in meiner Küche zu haben; deine große, selbstsichere Gestalt, ruhig und beunruhigend zugleich, und deine spitzen Kommentare, die sich schon immer mit dem weichen Zug, den du um den Mund trugst, gebissen haben.

Dein Zynismus, deine Härte; ich habe dir das nie abgenommen, und das wussten wir beide, und deshalb hat es eine Zeit lang funktioniert.

a pocketful of miracles

'Früher', sagt er, und ich nicke gedankenverloren.
'Früher dachte ich, nichts könne schnell genug geschehen.'

- Weißt du, was ich mir dachte?
Bloß langsam laufen. Immer langsam.

Ich träumte vom Morgen und ließ das Jetzt Jetzt sein. Ließ es einfach sein, ließ die Ohnmacht zu, träumte von der Zukunft. Immer von der Zukunft. Bald, bald würde es anders sein, es würde anders werden, und irgendwann.

Irgendwann würde da Schönheit sein, in mir, und jemand würde es sehen, die Leute würden es erkennen, an mir, letztendlich. Vielleicht gefiel es mir ganz gut darin, in dieser Verpuppung, in der ich der Welt noch für ein paar Jahre entgehen konnte, ich konnte mich ihr absprechen, fernhalten; denn das war noch nicht ich.

Das war ich nicht. Ich würde anders sein. Größer, schöner, und so sicher. Sicher in mir selbst.

Und dann wurde es besser, die Haut, die Haare, vielleicht die Einstellung; ein bisschen getanzt und gelacht und in die Welt eingefühlt. Eingefügt. Aber nicht wirklich, immer steckt noch ein bisschen diese Angst in mir, bin ich wirklich bereit? Ist es das jetzt? Woran erkenne ich, dass es begonnen hat, das wirkliche Leben?

Und nie war es vollkommen, immer fehlte da etwas, also konnte es noch nicht, konnte noch nicht angefangen haben, das alles war nur ein weiterer Vorspann, ein zweiter Prolog, das Richtige würde noch kommen, ich wusste, ich spürte es. Spürte, wie es vor mir lag. Und ich ließ es am Horizont warten. Griff nicht danach.

Stattdessen wucherte die Angst. Was, wenn es nicht so sein würde, wie ich erhofft, erträumt und mir angelesen hatte? Was dann?

'til there's flowers on the wallpaper

Kaffee klebt an den Fingern. Musik dröhnt aus dem Zimmer schräg über mir, windet sich durchs gekippte Fenster; Schweiß sammelt sich in den Kniekehlen. Ich atme, ich nehme wahr; ich bin?

Sie hat sich trotzig auf den Boden sinken lassen, umschlingt ihre Knie mit den Armen. Aus einem plötzlichen Impuls heraus setze ich mich ihr gegenüber und greife ihre Hände, die längst genauso groß sind wie meine, greife nach ihnen und halte sie fest und sage nichts.

Einige Zeit sitzen wir einfach nur da, obwohl so viele Dinge zu tun sind, und gefordert werden; wir sitzen einfach da und atmen den Augenblick in sachten Zügen ein.

Ich sitze da, und ich glaube, sie zu begreifen, begreife ihr kleines Wesen mehr denn je, und eine gewaltige Zärtlichkeit überrollt mich, und ich bleibe stumm da sitzen und gebe mich ihr hin, und versuche, mich nicht darin zu verlieren. Und vielleicht spürt sie das.

-

Am Ende bin ich immer noch da, und sie ist immer noch da. Aber die Angst, sie zu verlieren, ist ein bisschen größer geworden.

drench yourself in words unspoken

Was ich will, möchte die Welt von mir wissen; und sie fragt mich unerbittlich, immer wieder.

Ich wollte darüber schreiben, dass Bibliotheken ihren Charme verlieren, wenn irgendwo eine Kinderecke eingerichtet ist und Frauen in klackernden Schuhen unbeirrt über frisch polierten Holzboden stolzieren.

Diese Frauen passen da nicht hin; die schauen sich um, als seien sie im Supermarkt, auf der Suche nach frischer Ware, nach der besten – Und sie versuchen nicht einmal, das laute Klackern zu verstecken. Abzudämpfen, denn gedämpft ist die Stimmung in einer Bücherkirche, gedämpft sollte sie sein, und ja, man sollte auch Kindern beibringen, dass hier etwas heilig ist. Die Stille nämlich, und die Bücher.

Durch Regalreihen sollte man streifen, und dabei selbst in Gedanken nur flüstern, ganz von selbst, weil alle sich bemühen, leise zu sein, die Stille zu wahren.

Darum geht es doch. Ruhe. Um Ruhe, und um diesen Geruch.

Und um das Gefühl.

tired eyes drift across the shore

Wir sitzen auf der Treppe, ungemütlich, um uns herum tropft es, meine Kippe brennt ungleichmäßig, raucht in Fetzen.

Er redet, erzählt irgendwas in mein linkes Ohr, und dann kippt mein Gehirn die Worte wieder nach draußen. Ein paar Meter entfernt steht das Mädchen mit den müden Augen, tauscht Worte mit einer Freundin, dann sehen sie auf einmal beide zu mir her, wie ich da auf der Treppe sitze und sie anstarre, und ich lehne mich schnell wieder zurück.

"Mit L. die erste Zigarette geraucht. Scheu umhergeschlichen, nicht getraut, danach zu fragen, und dann ihr hinterher gelaufen, die Stufen hinunter, aus dem Haus.

Zum Marktplatz, ich erinnere mich nicht mehr an die genaue Tageszeit, später Nachmittag vielleicht, oder früher Abend, im Sommer ist es ja ohnehin lange hell; ich nahm die Zigarette von ihr und zog vorsichtig daran. Dass ich den Rauch nur im Mund hätte, beschrieb ich ihr, und sie versuchte mir zu erklären, wie man einen Lungenzug nimmt, und ich hustete.

Wir lachten. Es schmeckte scheußlich, und wir betrachteten angewidert den gelb verfärbten Filter.

„Wenn man sich das mal überlegt“, sagte L., „Was man da eigentlich einatmet“, und ich nickte rasch. Nachdenklich, leicht angeduselt, „Kalte Hände kriegt man“, sagte sie noch, „Vom Nikotin“, und ich prüfte das nach, aber meine Hände waren nicht kalt, nur leicht schwitzig. Es kribbelte überall, bei der Vorstellung, was sich jetzt in meinem Blut, meinem Körper befand."


Dann regnet es und wir laufen mitten durch die Stadt, über nass glänzendes Kopfsteinpflaster, Hand in Hand, ich weiß nicht mehr, ob er zuerst nach meiner gegriffen hat; es ist gut so. Das Klackern meiner Schuhe begleitet uns, und ein paar müde Blicke bleiben an uns hängen, was die wohl denken?

Es ist mir gleichgültig; gefällt mir sogar, wenn sie uns für ein Pärchen halten, irgendein Pärchen, das von einer Party nach Hause läuft.

Vielleicht sind wir das ja, und wissen es nur nicht.

from this time, unchained

Diesen Moment mag ich, wenn der Himmel noch nicht ganz schwarz ist,
aber dunkelblau, sehr dunkel, kurz vor der völligen Verdunklung,
sozusagen, und die Fenster gelb, die Straßen ruhig.

Pärchen schlendern händchenhaltend nach Hause, vielleicht sitzt irgendwo jemand genau wie ich auf einem Fensterbrett und lächelt gedankenverloren, versonnen auf sie herab. Wie sie da laufen; ich male mir gern aus, wie sie in ihrem gemeinsamen Zuhause ankommen.

Vielleicht stellen sie zusammen das Abendbrot auf den Tisch, oder lesen im heruntergedimmten Licht ein paar Seiten in ihren Nachtlektüren. Vielleicht schalten sie auch den Fernseher ein und schauen wortlos ins Geflimmer, bis einer von beiden das Licht löscht, das Zeichen zum Aufbruch gibt.

Vielleicht geht es ihnen gut damit, die Gegenwart des Anderen zu spüren, vielleicht sind alle positiven Gefühle auch längst abgestorben, regen sich kaum noch. Ich weiß es nicht, aber ich würde es gern erfahren; ich wüsste gern so viel über dieses Leben anderer Menschen, denn es gibt so viele und man weiß so wenig darüber.

So viele verschiedene Arten, zu existieren; ob mit Moral oder ohne, mit einem Traum oder ohne Ziel, mit viel wärmender Vergangenheit oder nur kalter Zukunft im Gepäck.

stranded up high on a telephone wire

The sun lightly shines on the pages of my book.

There hasn’t been much going on today, some glances, a few interesting faces, nothing much. Me and my book and my almost closed, fluttering eyelids. Some guy shouting “Oh, look at that girl,” but I’m about sure he’s not referring to me, and so I keep my head in the pages. No reaction is a reaction too, you know.

Then, the wish for not being surrounded by people and their possible glances and their noisiness has become strong enough to make me move.

When I’m getting up, packing my things together, one of these guys calls out to me. “Hey there, hottie!,” he shouts, with this tone in his voice that makes me want to throw up in his face and sink into the ground at the same time. It is this mixture of contempt and shameless boldness that makes me blush, pack my things together hastily and walk away without daring to look at them, him and his crowd. I just want to flee. Flee the attention.

It is this shout that makes my inner self tremble.

My thoughts are swelling inside my head, becoming foggy and too fast to catch up with. Someone’s laughing, mockily, laughing about me, and someone else joins in, and another one; taunting me, chasing me, all of them. I feel like I’m being encircled by a crowd of wolves, all the faces start rotating around me, stirring the air – and then it stops. It stops because of one thought; a simple, logical one. 

“I’m going crazy,” I say to myself, and it calms me down.

They’re not laughing about me, they’re just laughing, it doesn’t mean anything. Although my head’s still swimming, and my lungs are gasping for air, I keep walking steadily down the pavement. I still feel the situation burning on my cheek, still feel myself fading away into dizziness and people looking and not-looking at me, but I also feel that I’m still there. I feel that I want to scream, want to show them all I’m alive, I am here, even if you don’t notice me, even if you don’t care, all of you!, but that would mean giving in to insanity, and that’s not what I want right now.

What I want right now is a clear head, a lot of darkness to surround me and no one’s voice to touch.

scattered seeds on the ground

Wir sitzen in klebrigem Dunst, wippen zur Musik, reden nicht viel.

Die Kippe wechselt zwischen uns hin und her; als unsere Finger sich berühren, flackert Vergangenes in mir auf. Ich sollte gar nicht darüber schreiben.

Wie ich sie erst gar nicht erkannte, als sie auf der Mauer saß, mit geflochtenen Zöpfen und unzähligen, ausgefransten Löchern in der Jeans. Wie ich es nicht schaffte, eine Kippe zu drehen, weil ich mich beobachtet wusste. Wie ich ihr schrecklich verkrampft auf der Tanzfläche zugrinste, aber es schien ihr gar nichts auszumachen. Und wie die Verspannung nach und nach von mir abließ; den Text rausgeschrien, und es auch so gemeint, und endlich ehrlich lachen müssen.

Der mit den frechen Augen tanzte bei uns, mit ihr, ich wehrte ihn verlegen ab, anfangs. Und irgendwann doch seine Hände an den Hüften spüren, und er greift nach K., greift nach ihr, und wir tanzen zu dritt.

Später greife ich selbst nach ihr, ziehe sie an den Gürtelschlaufen ihrer Jeans zu mir her, an mich heran. Die Luft flirrt, klebt auf der Haut; ich ertappe mich dabei, wie ich ihr tief in die Augen schaue. Ihr Körper antwortet meinem. Es ist so einfach. Wir malen den Rhythmus, mit fließenden Bewegungen.

Und dann tanzt er wieder hinter sie, mit ihr; wieder trifft mich ihr leicht gequälter, verlegener Blick, und dann, mir schwirrt der Kopf, zieht sie mich an sich, greift nach mir, wie ich nach ihr gegriffen habe, nur weicher, und weniger entschlossen. Aber mein Körper gehorcht, und wir tanzen eng aneinander geschmiegt, für ein paar Sekunden, dann mache ich mich lachend los von ihr, mehr wäre zu viel.

Es ist ohnehin schon zu viel, als sie uns einen Weg von der Tanzfläche bahnt und ich gedankenlos nach ihrer Hand fasse, und sie nimmt sie ohne zu zögern, nimmt auch die andere, zieht mich an sich, sodass wir vertraut verschlungen in den Raucherbereich stolpern.

So berühren beste Freundinnen einander, erinnere ich mich. Freundinnen tun das, weil sie sich mögen, weil sie einander gern nah sind, und vertraut miteinander. Nicht mehr. Mehr bedeutet das nicht, weiss ich, und es ist mir egal. Schön ist es.

Und diese Sehnsucht nach mehr - die ist auszuhalten.

holding hands we'll fall

Wie alte Tapete von der Wand, Streifen für Streifen.
Irgendwo ist da eine Spinne, in diesem Netz aus Nylonschnüren, die das Zimmer durchziehen; ich wage nicht, mich zu bewegen. Schaue bloß. Dann zerreißt sie jemand, die Schnüre, die losen Enden wehen wie verträumt in einem nicht vorhandenen Windhauch, und irgendwo krabbelt sie, das spüre ich, die Spinne ist da, aber die Angst zieht sich zurück, und nur dieses kruselige, unbehagliche Schüttelgefühl bleibt. Wie ein aufdringlicher Nachgeschmack.

Sie winkt mir noch zu, dann lenkt sie ihr Fahrrad einhändig, eisbalancierend, auf die Wiese, zu ihren Freunden.

Ein Rotschopf lacht ihr mit blitzenden Augen zu, ein blondes, zerzaustes Mädchen umarmt sie. Das Fahrrad bleibt im Gras liegen, sie knabbert die Waffel genussvoll bis zur Spitze; die Sonne wärmt. Der Klang von Holz auf Holz. Ihr Kopf auf seinem Bauch, und er lacht und sie befiehlt ihm, halb verärgert, halb im Scherz, damit aufzuhören, und rutscht mit dem Kopf auf seinen Brustkorb, weil der weniger bebt, wenn er lacht.

Und seine Hand, mit der er eine Haarklammer von mir stiehlt und die ich ihm zu entwinden versuche, seine Hand ist stark und fest und real. Hornhaut fühle ich, Schwielen, und er lacht wieder, und wir liegen alle im Kreis, ein Kreis aus Körpern, und diese Nähe, denke ich noch, ist doch albern, lässt mich eine seltsame Verbundenheit spüren, eine plötzliche, starke Zuneigung.

Glück? Ja, nein, vielleicht. Das ist einfach nicht die Frage.

thinking that we almost had it all

Ein bellender Hund, Dunkelheit, und eine Tür, die sich nicht öffnet.

Was lehrt mich das? Dass man Menschen nicht zu Konstanten erheben darf; ein Mensch kann das nicht sein. Konstant.

Ich war zu dir gefahren, während mir die Worte noch im Kopf herumschwirrten. Ich war noch nie irgendwo hingefahren mit der absoluten Gewissheit, unerwünscht zu sein. „Nein, ich will das nicht“, hattest du geschrieben, aber ich musste. Musste es versuchen.

Eine Freundschaft kann man nicht einfach so abschneiden, dachte ich, von einem Tag auf den anderen und ohne klärendes Gespräch. Erst recht nicht diese Freundschaft, mit ihrer Besonderheit, ihren Tücken und all der Wärme, die immer wieder für alles entschädigte.

„Ich bin nicht gut für dich.“

Vielleicht würdest du die Tür mit kalter Miene öffnen, ich würde mich winzig fühlen und kapieren, dass du es ernst gemeint hast. Vielleicht würdest du auch ein bisschen schmunzeln, über mein Gekeuche und die windzerzausten Haare; vielleicht würde ich um ein Glas Wasser bitten und schnell wieder abhauen. Vielleicht wäre es seltsam und fremd. Und vielleicht, ganz vielleicht nur, würde es alles ändern, wenn wir uns wiedersehen würden, so mit Haut und Haar und unsicherem Lächeln. Ich würde herumwitzeln und du würdest darauf anspringen, und die virtuellen Wortwechsel kämen uns völlig surreal vor, weil sie nicht zählen, nie gezählt haben.

„Du bist nicht mehr die von früher.“

Festklammern an längst verwesten Erinnerungen, wie ein blindes Kind; darin bin ich gut gewesen. Der Gestank hat mich nie gestört, den habe ich ignoriert; jetzt beißt er mir in die Nase, hat zugebissen. Jetzt lasse ich los. Somehow relieved, because your happiness is no longer one of my concerns.

„Lass' es jetzt darauf beruhen. Bitte.“

Du hast mir die Tür nicht geöffnet, das war deutlich genug.

Ich suche keine Entschuldigungen mehr für dein rohes, verletzendes Verhalten; es ist mir jetzt gleichgültig, was dahinter steckt. Ob es Angst ist, Angst vor Wahrheit, gequälte Seelenpein oder selbstzerstörerischer Drang – Ich lasse dich jetzt allein damit. Ich habe mich dir oft genug angeboten, dargeboten, preisgegeben, mich klein gemacht. Das verdienst du nicht, das verdient niemand.

Der Hund bellte sich heiser, überschlug sich fast; im Haus war ansonsten keine Regung auszumachen. Und so ging ich, etwas von „Stolz“ murmelnd, zu meinem Rad und ließ dich

Und den bellenden Hund
Und die Dunkelheit

Hinter mir.

secrets on your pillow

Ein Schwall nassen Erddufts weht ihr ins Gesicht,
kühl, belebend; eine Mischung aus modrigem Laub,
feuchtem Gras und dunkelkalter Straße,
die Luft ist durchtränkt davon.

Sie atmet langsam ein und läuft zügig weiter.
Straßenlaternen werfen schummriges Licht auf den Bordstein.

Manchmal willst du über etwas schreiben, und sitzt dann da, seltsam leer, seltsam verloren und hilflos, denn da sind keine Worte in dir. Und langsam wird dir bewusst, dass du nicht wirklich gefühlt hast in diesen Momenten, du hast nichts gespürt, keine Explosion, kein Feuerwerk. Nichts als leeres Rauschen; betäubtes, betäubendes Berauschen an Unbedeutendem. Ekstase aus dem Wunsch heraus, der Eintönigkeit zu entkommen; aufgeputscht und hochgegeilt.

Es ist: Lechzen nach Herzschlag, und Zurückschrecken vor der Tatsächlichkeit.

Aber manchmal ist es gut, nicht viel zu spüren; manchmal ist Ruhe nicht das Schlechteste, manchmal sogar nötig.

Ausruhen, im Sinne von: Allein durch fremde Gassen stromern und dabei nicht verloren gehen. Jemandes Blick erwidern ohne jedes Misstrauen; das Kind in sich spüren, dessen Arglosigkeit, und ihm das Haar zerstrubbeln. Mit Freunden irgendwo auf dem Boden sitzen, Hauptsache Sonne, und der Wind bläst jedes Streichholz aus, aber die Zigarette brennt trotzdem irgendwann. Lust auf Eiscreme.

Das Fenster aufreißen und einem sexy Typen hinterherpfeifen, auf vier Fingern, und kichern, lachen bis Bauchschmerzen. Freude über angeschmiegten Kopf an Schulter. Lachen, umhergewirbelt werden und emporgehoben, und einen raschen Kuss zulassen, aber nicht mehr, und durch die Musik boxen, bis der Kopf platzt, bis -

Nicht: Sinnieren über. Überlegen, ob. Klammern an.

Oder: Hoffen, dass.

bonfires of trust, flash floods of pain

I have no idea how I ended up here.

Keinen blassen Schimmer, wie ich hier gelandet bin.

Mein Blut pocht dunkelbraun durch meine Adern; zittrige Finger, gehetzte Schrift auf kariertem Papier, wo bin ich überhaupt? Jage durch Gedankenspiralen, jegliches Raumgefühl verloren; die Zeit hat ohnehin noch nie zu mir gesprochen, wann ist jetzt, wann ist morgen, und würde es einen Unterschied machen?

Wie wir im Auto saßen, eben war die Landschaft noch ruhig am Fenster vorbeigeflogen, dann auf einmal die Kurve, herannahend, viel zu schnell, viel zu real; zu real, um wirklich fassbar zu sein, alles entgleitend, und im nächsten Moment nur noch der aufdringliche Gestank verschmorten Gummis auf Asphalt. Der Ruck des Zum-Stillstand-Kommens, eine Sekunde nichts, und dann die seltsam unaufgeregten, sortierten Gedanken im Kopf:

Warnblinker. Aussteigen. Bloß raus hier.

Dann: Der Zug, der auf mich wartet und K., die mir die Tasche zuwirft, in letzter Sekunde, sozusagen filmreif. Jemandes verschmitzter Blick auf mir, und sein ungestümes Lachen. A.'s verletzende Worte, überhaupt – A.

Die ich nicht verstehe, deren Motive ich noch nie nachvollziehen konnte und alle, alle raten mir, sie in den Wind zu schießen, sie zu vergessen, und dabei ist das eins der einzigen Dinge, bei denen ich mir wirklich sicher bin: Dass ich das nicht tun will.

Manchmal hält man völlig irrational an Dingen fest, und - Kann das nicht doch irgendeinen Sinn ergeben?

Sonne auf dem Gesicht, endlich. Und blaue Knie.

until your face turns blue

Der Wind weht den Rauch ins Zimmer.

Ein paar Ascheflocken lösen sich von der Zigarettenspitze. Unwirsche Handbewegung, vom Ärmel gewischt, taumelnd das Fenster geschlossen. Bleiches Gesicht im Spiegel. Egal, gedacht, was ist schon von Bedeutung.

Review.

In immer schnelleren, energischeren Schwüngen dreht sie sich um die eigene Achse, das Gesicht vor Anstrengung verzerrt, und wirbelt diesen Wunsch nach Vollkommenheit auf, wirbelt auf, was längst vergessen war, und etwas in meiner Brust verkrampft sich.

Schwarz rauschender Flügelschlag, rotglühende Augen; seltsam befreiend. -

Ständig diese Momente des Wiedererkennens. Ihr Blick auf der wunden, aufgebissenen Fingerkuppe, und dann ihre Entscheidung, sich dem Schmerz zu stellen, ja, ihn nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern ihn auf eine Art und Weise zu genießen, wie man nur Schmerz genießen kann. Schmerz als süße Strafe; und das Blut im Waschbecken, ihr panischer Blick im Spiegel.

Ihre Angst, sich fallen zu lassen; ihre Art, im Bett zu liegen, sich ihrer selbst vollkommen bewusst. Die Träger ihres Nachthemds; wie sie sich bewegt, mit solcher Zielgerichtetheit. Leben um zu tanzen, um das Leben zu spüren, um ES zu spüren, das Unbenennbare; sie nennt es Perfektion, ich nenne es, sich in der Leidenschaft verlieren.

Weißtränende Augen, die Bitte um Verzeihung, Vergebung, die niemand gewähren kann – Schweig!, will man sie anfahren. Und dann lebt sie endlich, lässt sich endlich darauf ein, und in den zuckenden Bildern erkennt man ebenfalls sich selbst, sich selbst im Rausch, und als da wieder Klarheit ist, stellt sich auch die Verlorenheit wieder ein. Und die Kälte.

Und dann eine Hand im Taxi, die keine Scham kennt, dafür aber meine wildesten Träume. Ein Traum im Traum im Film. Da war nie Blut, ist nie Blut gewesen, und auch kein Kuss, und keine Hand. Zurück bleibt pure Aufgewühltheit. Stumme Entrücktheit.

Ein langsames Zurückfinden in die eigene, kleine Realität.

set them up to knock them down

Ich habe mich im Zug sitzen lassen.

Hat sie das gesagt? Habe ich das nur gedacht? It’s nice, schön, ein Mädchen zu küssen, das nicht nach Rauch schmeckt, nach Zigaretten; hat sie gesagt oder auch nicht, und wenn, würde es keine Rolle spielen.

Nächster Halt.
Die körperlose Stimme, die ihn ankündigt, klingt nach Zahnpastalächeln, nach verkrampfter Heiterkeit. - Draußen Dunkel. Am Fenster fliegen die Lichter vorbei, das Innere des Zuges spiegelt sich, spiegelt sich im Fensterglas wieder, der Gang, die Gesichter, das alles, nur durchsichtig.

Ein Mädchen kritzelt fieberhaft ins Notizbuch; Füße vom Sitz!, ein Blaugewandeter fährt sie an. Sie schaut, schaut bloß; beinahe verletzt wirkt sie, als habe er sie grob am Arm gerissen, oder aus einem Traum. Dann nimmt sie die Füße vom Polster. Als der Gang den Beamten geschluckt hat, stellt sie ihre Ausgangsposition wieder her; ich muss lächeln.

Sie lächelt scheu zurück.

the minute you let her under your skin

Graue Worte tropfen von deinen Lippen.

    ich schlucke
     gierig sonnenlicht,

trinke schlotternd,
   vergehe mich –

         vergesse mich
              daran.


Wärme fließt wie vergossen meinen Rücken entlang und endet nicht, schwindet nicht; Stufen gestolpert, Mundwinkel verbogen, vergessen: Den Kälteschauer, das fröstelnde Reiben der Hände, aneinander, ineinander, und ausgewrungen die Angst. Die kaltstarre Angst losgeworden, weißt weder wie noch ob tatsächlich, weißt nur dass, jetzt, hier.

Und morgen vielleicht: Wieder alles auf Anfang, die Angst im Bauch, die Schwärze, die sich ausbreitet, im Kopf, aber: Jetzt ist Hier ist nicht Morgen. Und vielleicht: Das Jetzt gepackt halten.

Es gepackt halten.

instead of paying enough taxes

I can't get rid of the feeling that
most people spend a big amount of their time
pretending to be someone they're not.

but figuring out who one really is
might only be possible by
finding out who one wants to be
/ doesn't want to be.


and then, still on the way to become that ideal person,
still on the way, one may find oneself
and the self will look at you as if it'd waited a long time,
saying 'where have you been?
I've been searching you.'

laugh about it, shout about it

Februar 2009

Ich dachte immer, auch kleine Dinge seien von Bedeutung, doch sie erblühen und vergehen und hinterlassen nichts als einen sonderbaren Nachgeschmack.

Und später vergisst man sie, und dann weiß man nur noch, welchen Studiengang man gewählt hat, welche Uni besucht, welchen Beruf ergriffen. Welchen Mann wann geheiratet, wann die Eltern verloren. Danach wird das Leben doch eingeteilt, so ist es doch.


Und irgendwie doch gehofft, es sei anders.

where the moon was a star-painted dancer

2010?

Ich denke an die Studentin; daran, wie sie mich geküsst hat, und an E., die ich nie wieder sehen will. Weil ich weiß, wie schnell alte Wunden aufreißen können; weil ich weiß, dass ich derzeit verwundbar bin.

Ich denke an die Prüfungen; trockene Lippen und Gummibärchen in dieser muffigen Halle, und der Stift fliegt übers Papier. Der Stift: wohl von allen Ecken und Enden bekaut, bearbeitet, zerkaut; als könne man die Ideen heraussaugen, oder die nötigen Fakten. Chemie, nie wieder. Ich denke an das Gefühl zwischen Erleichterung und Enttäuschung, weil da genau ein Punkt fehlte, die Punktzahl selbst aber verdammt großzügig war.

Ich denke an Eis unter den Füßen, auf dem Schulhof; an das Gefühl, nicht nach Hause gehen zu wollen, weil man diese Leute bald entbehren wird, bald ist alles anders, das Gefühl im Kopf. Ich denke an E., die mir zulächelt, und R., die fast in Tränen ausbricht, und es war meine Schuld. Ich denke an A., und an M., der mir die nötige Kraft gab, ihre Nummer zu löschen, und der davon nichts weiß. M. mit seinem ansteckenden Tatendrang und seiner erfrischenden Unbesorgtheit.

Aber eigentlich denke ich an

Wahnsinnige, atemberaubende Küsse. Verzweifelte Tränen. (Jemand streichelt mir tröstend übers Haar.) Sehnsucht, flirrendes Gedankenspiel. Stilles Zusammenbrechen. Lautes Zusammenbrechen. Brennende Wangen vor Scham. Das Gefühl, etwas sei einfach nicht richtig. Impulse. Feuer. Resignation. Tiefdunkle Traurigkeit, ohne Boden.

Und dann doch irgendwie ankommen.