out of the blue, uninvited

Sie sitzt in einer der vorderen Reihen; wenn ich mich zur Seite lehne, kann ich ihre Frisur ausmachen, ihren Hinterkopf.

Und ich sehe, dass sie schön ist, heute; sie trägt etwas Luftiges, obwohl draußen der Wind pfeift und fallende Blätter die Luft in Scheiben schneiden. Ich drehe den Kopf weg, ihn innerlich über mich selbst schüttelnd; wieder, und wieder, und ich kann nicht davon lassen?

Ich konzentriere mich auf die Stimmen vorne, am Pult, und auf das, was sie sagen; aber immer wieder krampft Übelkeit meinen Bauch zusammen, Übelkeit oder das, was sie verursacht und nicht benennbar ist. Die vielen Menschen im Raum haben etwas damit zu tun; auch die Sprecher, wenn sie nicht gerade einen Scherz oder mich in ihren Bann reißen; und ich selbst, natürlich.

Irgendwann dann, Ende der Vorlesung. Aus der Reihe hinter mir stellt jemand eine Frage, irgendein Typ, italienischer Akzent; und die Leute, die den Saal noch nicht verlassen haben, drehen sich zu ihm um. Zu mir, schließlich sitze ich direkt vor ihm, und N. hat mich gesehen, das weiß ich. Ich weiß es, und als sie mich dann tatsächlich anschaut, lächle ich ihr zu mit einem Lächeln, das sich ganz neu anfühlt.

So breit und voll unversteckter Zuneigung.

Und sie lächelt, als habe sie darauf gewartet, dass ich einknicke; als wisse sie, wisse sie längst all das, was ich ihr nie zu sagen wage. Sie schluckt mein Lächeln triumphierend, wie einen Leckerbissen, und ich sehe, als sie ihr Gesicht abwendet, dass sie noch immer lächelt; noch immer den Nachhall meines Lächelns im Gesicht trägt.

Und ich verfluche dieses Leben. Und jubiliere zugleich.

Welch’ Wunder!

ashes round the yard

Verdammt, A., ich hab deinen Brief rausgesucht.

Aus dem kleinen Karton, in dem ich Dinge sammle, die mich berühren oder in der Vergangenheit die Kraft dazu hatten.

Ich hab ihn rausgekramt, und allein die Farbe des Briefumschlags und deine rundgeschwungenen Schriftzüge haben mich lächeln lassen. Wir waren jung, denke ich, wir waren so kindlich. Ich muss lächeln über unsere Versuche, tiefgründig zu wirken; tiefgründig und ach-so-klug, das waren wir, und oh-so-melancholisch.

Und dann treiben deine Worte einen schmerzlichen Zug in mein Lächeln; denn du schreibst von Veränderungen, und damals war ich es, die dir Veränderung vorwarf. Es sei gut, schreibst du, dass wir uns verändern und beeinflussen lassen; wir alle tun das, fügst du noch hinzu. Du verschwimmst; das Bild, das ich von dir habe, springt hin und her, wie eine dieser Kippfiguren. Mal sehe ich dich, wie ich dich zu kennen glaube, sehe das, was der liebevolle Tonfall des Briefes verspricht – Dann wieder, nur Leere. Stumpfes Nichts, das ist alles; keine Fratze, kein Hohn, nur Traurigkeit.

Und mir laufen Tränen übers Gesicht, und ich denke, wie ich schon beim ersten Lesen, damals, geweint habe. Damals vor Glück, vor Glück und Dankbarkeit. Aus Geborgenheit. Jetzt?, grüble ich tränenwischend, Weshalb jetzt?

Papierfaltend, briefverschließend: Aus Nostalgie. Vor Schmerz. Wegen dieser ungeheuren, ohnmächtigen Wut, in die du mich gestürzt hast; weil du zu einem Phantom geworden bist, du, die mir einst so nah war. Auch: Weil ich damals nicht begriffen habe. Weil alles so einfach hätte sein können. Weil es das auch war, ab und zu, und ich das vermisse; ich vermisse dich, und das Chaos, das du in mir angerichtet hast, und ich weine, weil ich weiß, dass du Recht hattest: Es geht mir besser ohne dich.

Es wäre nur trotzdem nie meine Wahl gewesen.

and I never knew how much

Those are the nights.

Those are the nights
I feel you're missing

I miss the cosiness, I think
There could be
  Warmth

This little
Smile with hazy eyes
  I call love

The kissing and the sudden
  Loss of gravity
     Of connection to reality

       Of time ...

I miss this although I hardly got a taste.

I do.