ashes round the yard

Verdammt, A., ich hab deinen Brief rausgesucht.

Aus dem kleinen Karton, in dem ich Dinge sammle, die mich berühren oder in der Vergangenheit die Kraft dazu hatten.

Ich hab ihn rausgekramt, und allein die Farbe des Briefumschlags und deine rundgeschwungenen Schriftzüge haben mich lächeln lassen. Wir waren jung, denke ich, wir waren so kindlich. Ich muss lächeln über unsere Versuche, tiefgründig zu wirken; tiefgründig und ach-so-klug, das waren wir, und oh-so-melancholisch.

Und dann treiben deine Worte einen schmerzlichen Zug in mein Lächeln; denn du schreibst von Veränderungen, und damals war ich es, die dir Veränderung vorwarf. Es sei gut, schreibst du, dass wir uns verändern und beeinflussen lassen; wir alle tun das, fügst du noch hinzu. Du verschwimmst; das Bild, das ich von dir habe, springt hin und her, wie eine dieser Kippfiguren. Mal sehe ich dich, wie ich dich zu kennen glaube, sehe das, was der liebevolle Tonfall des Briefes verspricht – Dann wieder, nur Leere. Stumpfes Nichts, das ist alles; keine Fratze, kein Hohn, nur Traurigkeit.

Und mir laufen Tränen übers Gesicht, und ich denke, wie ich schon beim ersten Lesen, damals, geweint habe. Damals vor Glück, vor Glück und Dankbarkeit. Aus Geborgenheit. Jetzt?, grüble ich tränenwischend, Weshalb jetzt?

Papierfaltend, briefverschließend: Aus Nostalgie. Vor Schmerz. Wegen dieser ungeheuren, ohnmächtigen Wut, in die du mich gestürzt hast; weil du zu einem Phantom geworden bist, du, die mir einst so nah war. Auch: Weil ich damals nicht begriffen habe. Weil alles so einfach hätte sein können. Weil es das auch war, ab und zu, und ich das vermisse; ich vermisse dich, und das Chaos, das du in mir angerichtet hast, und ich weine, weil ich weiß, dass du Recht hattest: Es geht mir besser ohne dich.

Es wäre nur trotzdem nie meine Wahl gewesen.

2 comments:

  1. Deine Worte berühren. Ich glaub, hier les ich mich mal durch, wenn ich darf:)

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