wait, we can't fall now

Später, sie saß mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und redete, legte ich aus einem plötzlichen Impuls heraus meinen Kopf in ihren Schoß. Ich sagte etwas, irgendwas. Es war nicht wichtig. Es war nur wichtig, einfach da zu sein.

Ihre Hand gedankenverloren in meinem Haar spielend, meine Hand an ihrem Arm, auf und ab, zarte Berührungen. Sie erzählte von Ängsten, von Sehnsucht; ich setzte mich auf und fand ihren Blick, diesen Blick aus unbeschreiblich dunklen Augen, noch dunkler jetzt, als sonst. Noch nie habe ich mich so aufgehoben gefühlt.
 
Und als sie gehen musste, sträubte ich mich; saß trotzig auf diesem Fleckchen Erde und wollte nicht, dass die Zeit ohne sie weiterlief.

     "Komm’ schon", sie stand vor mir, dann ging sie in die Hocke.

     "Geh’ tanzen", sagte sie, "To forget the thoughts. Das hast du mir
     mal geschrieben, weißt du noch? I love you, hast du da
     geschrieben."

      Sie lächelte.

"Das war ernst gemeint.", flüsterte ich.

     Ihr Gesicht von der Dunkelheit versteckt. "Ich weiß."

Dann stolperte die Zeit.

     "Ich dich auch."; geflüstert, ein rascher Kuss auf meiner Wange, kurzentschlossen. Sie zog mich hoch, bugsierte mich ins Schwarzlicht, ein letzter Blick, und ich wusste, ich konnte nicht verloren gehen. Ihre Wärme wie ein Schutzschild, wie ein sanfter Kokon um mich gewebt. Sicherheit.

Die Sicherheit, zu jemandem zurückkehren zu können; Halt suchen zu können und ihn zu finden. Das ist so schön.
 

stumble on my life

Ich warf mich ins Tanzgetümmel, ließ die Musik die Regie über meinen Körper übernehmen, wirbelte, pulsierte. Plötzlich war A. auch da, wir lachten uns verlegen zu, zögerlich; dann dröhnte der Bass heftiger und meine Haare flogen, sie lachte, ihre Zähne leuchteten im Schwarzlicht. Schweiß, wirbelnde Silhouetten,
noch mehr Schweiß. Die Luft zu warm, zu drückend (schwer) um sie zu atmen; ich kämpfte mir meinen Weg nach draußen frei,
A. hinter mir herziehend.


Bei den Rauchern stehen? Nein. Wir stolperten keuchend und kichernd über Steine und Kiesel und unsere Füße, fanden nasses Gras. Und weiten Himmel. So fühlt sich Freiheit an, dachte ich; aber eigentlich dachte ich gar nichts, wir schlangen unsere Arme um einen Baum, lehnten uns an ihn, Finger an Rinde an Haut. Das Licht der umstehenden Laternen bleichte die Farben aus, wirkte fahl und doch nicht kalt, keine Kälte der Welt konnte mich erreichen.
Wir wanderten umher und füllten unsere Herzen mit Worten,
wir lagen nebeneinander im Gras; ich hatte sie scherzhaft zu Boden geworfen, in einem unerwarteten Moment genug Schwung aufgebracht. Lagen einfach im Gras, und es fühlte sich so richtig an.
Es fühlte sich richtig und gut an, als wir später eng umschlungen noch eine Weile dastanden und den Moment noch nicht beenden wollten. Dann ihre Hand in meiner, schlitternd und hüpfend wieder den Weg in die Gesellschaft gefunden; die Blicke der Umstehenden, irritiert und unter hochgezogenen Augenbrauen auf uns zielend.
Und ich lachte sie aus, all die gekrümmten Fragezeichen, all die gierigen Lästerzungen; lachte, weil sie das niemals erfahren würden, was das für ein Gefühl war. Ich hielt ihre Hand.
So vertraut, so leicht. (Wärme.)
So gut.

I really need to know now

K. einen Geldschein in die Hand gedrückt, sie kämpft sich zur Theke durch; ich lasse wartend den Blick schweifen, mustere die Vorbeigehenden, dicht an dicht, Schweiß an Tränen an kühlenden Weingläsern. Jemand steht da, um sie herum sind gar keine Leute, als hätten sie ihr Platz gemacht; ich sehe noch mal hin.

Sie erkennt mich, bevor ich begriffen habe; ein Lachen springt mir entgegen, ich drücke sie an mich, ein wenig zu fest. Geplauder, Freundlichkeit; ich bin so flüchtig und leicht, nicht länger schwermütig sehnsuchtsvoll. Der Abschied nur kurz, nur beiläufig, bald schon geselle ich mich zu dem Grüppchen, dem auch sie angehört. Nach glühender Kippe streckt sie die Hand aus, wir rauchen nachlässig; ich rauche, damit sie raucht, damit sie ihre Finger an meine schmiegt.
Dann will sie gehen, nimmt mir die Kippe noch einmal aus der Hand, „Was kriege ich dafür?“, scherze ich, und sie will mir nur ein Lächeln geben. Protestierend ziehe ich sie zu mir herunter, neben mich, noch ein paar Momente der Nähe; „Du schummelst ja“, stelle ich fest, denn sie inhaliert den Rauch nicht, atmet ihn nicht ein, behält ihn im Mund und der dichte Qualm verrät sie. Lachend gibt sie es auf, gibt mir die Kippe und einen Katzenblick zurück; falls sie verärgert ist, so zeigt sie es nicht. Ich fühle ihre Hand in meiner, als sie geht und verspricht, am Samstag zu kommen, „Ich freue mich“, drücke ihre Finger sacht, nur ganz sacht.
Als sie weg sind, stehe ich auf und lege den Kopf in den Nacken.
Der Sternenhimmel fällt und fällt doch nicht auf mich hinunter.

caught in the middle

happened two months ago

Staubfinger ‎(17:34):
schnee fällt schwer auf die güterzuge und stapelt sich wie kleine weiße mützen auf den rostfleckenübersähten stahlriesen. ein meter daneben wirbelt ein ice mit 300 stundenkilometer die schneeflocken auf. während das bemützte sich schwerfällig nach italien aufmacht. wandel.

me. ‎(17:36):
das ist wundervoll. ist das von dir?

Staubfinger ‎(18:44):
ja
klang im kopf besser, aber wollte es schnell jmd schreiben,
sonst hätte ichs wieder vergessen

declared for days to come

wenn zwei seelen sich begegnen
kann es dann mit mal gescheh’n
dass die eine viel zu sehr
vertieft ist
(in ein buch, vielleicht)
oder darein, nichts zu seh’n
als dass sie jemals merken wuerde
wer grad ihr gegenueber sitzt
ist eine ihr verwandte seele
die leise blut und wasser schwitzt?

take me somewhere

Zu viele Gedanken haben zu viel in Nichts hineingedeutet.

Sie verführt dazu, mit ihren blitzenden Augen und den neckenden Worten, doch mehr ist es nicht; mehr will sie nicht. Und vielleicht sollte ich mich damit abfinden, dass wir nie mehr miteinander zu tun haben werden als jetzt, uns nie wirklich nahe kommen werden; nie näher als an diesem Abend. (Sie malt Sterne auf Haut, die nicht meine ist. Sie versprüht Blicke, die nicht mir gelten.)

Es gab so viele Möglichkeiten, so viele wir-sind-allein-und-jetzt?-
Momente, und es ist nichts passiert. Weil es nie gepasst hat, und es wird nie passen, und ich werde trotzdem weiterhin erröten, wenn sie bemerkt, dass ich sie ansehe, und es wird aber nie weiter gehen.

Einmal, einmal verließ sie die abendliche Runde etwas früher als alle anderen, und nach einer Weile verlangte es mich so sehr danach, ihr meine Zuneigung zu zeigen, dass ich vorgab, auf die Toilette zu müssen. Die dunkle Treppe hinauf tastete ich mich, dort das Schlafzimmer; ich stand schwer atmend vor der Tür und streckte nur langsam die Hand aus.
Vorsichtig und leise wollte ich sie öffnen, doch die Tür quietschte unbarmherzig laut, und deshalb stieß ich sie rasch auf, das Geräusch in meinen hämmernden Ohren nachhallend.
Ich stand da und atmete gepresst, schaute auf sie hinunter, wie sie im Bett lag; eine ganze Weile. Ich stand einfach nur da, die Stille drückend, bewegungslos, erstarrt. Dann fasste ich mir mein lauthals pochendes Herz und strich ihr mit der Hand flüchtig übers Haar, einmal, zweimal. „Schlaf schön“, flüsterte ich leise, und schloss die Tür rasch wieder hinter mir, lautlos, dieses Mal.
Ob sie bereits schlief?, vielleicht; ich weiß es nicht, und ich werde
sie nicht danach fragen.
Denn den Zauber, den will ich bewahren.

bottle up your smile

my little sister, just a few moments ago.

« Ich mag Augen. »
(kleine Pause, lächelt in sich hinein)

« Augen können sprechen. »

so here we are again

Als ich mich ihr gegenüber auf einen Stuhl fallen lasse, nehme
ich eine Bewegung wahr, die durch ihren Körper geht. Kein Ruck,
viel weicher; doch bevor ich den Vergleich zu einer Welle ziehen kann, schaltet sich mein Kopf aus.


Ich suche ihren Blick, spiele mit einem Stift, lausche dem Wortwechsel und kann nichts denken. Kann nur lachen und mich dem Sog ihrer Blicke hingeben. Eine Zeit lang schreibt sie konzentriert, leicht schräge, geschwungene Buchstaben füllen das Blatt; ich albere mit S. herum und bemerke, dass sie zuhört, obwohl noch andere Gespräche laufen. Bald gesellt sie sich hinzu, die Unterhaltungen verschmelzen zu einem großen, von Gelächter und vereinzeltem Raufen durchsetzten Wortgefecht.
Spitzbübisch male ich kleine Striche auf S.s Hand, die sich lauthals wehrt, und wie aus einer plötzlichen Entscheidung heraus, greift Sie zu einem Edding und lehnt sich zu mir herüber. Der Stift malt auf meine Hand, bevor ich zurückzucken kann, und als ich es tue, bereue ich es. Ich erkenne die Form, diese abgerundete Linie; es fehlt noch etwas und ich lasse sie weitermalen. Um uns tobt es, Lachen und Geschubse und Flüche, doch sie malt es zuende und wendet sich dann wieder ihren Vokabeln zu. Als sei nichts geschehen.

Ein Herz auf meiner Hand, schwarze Striche, die so viel bedeuten. Verunsichert suche ich in ihrem Gesicht nach einer Bestätigung, finde nur ein Lächeln und beschließe, mich einfach zu freuen.
Ich weiß nicht, ob sie jeden Tag jemandem ein Herz auf die Hand malt, nur zum Zeitvertreib. Ich weiß nicht, ob sie mir damit tatsächlich das sagen will, was ich zu träumen wage.
Aber am liebsten würde ich dieses Symbol, verschmiert und unsymmetrisch wie es ist, niemals abwaschen.

and I felt something

written down in 2007

« Aber ist Liebe nicht immer
      das Konzentrieren der Sehnsüchte
   auf eine einzelne Person? »