Natürlich kann man sich nie
sicher sein. Und wir reden noch ein bisschen, und es geht hin und
her, und sie sagt, sie will nicht gehen. Dann bleib, sage ich, und
könnte mir im nächsten Moment die Zunge abbeißen.
Alles was sie sieht ist, dass ich Angst habe, sie zu
verletzen. Und das findet sie charmant, überaus rücksichtsvoll, und
überaus unangebracht. "Mach es doch nicht so kompliziert", sagt
sie, "Es ist eigentlich ganz einfach", und ich habe
den Satz zu oft gehört; er löst Widerwillen aus in mir, eine
Fluchtreaktion, und gleichzeitig Sehnsucht danach, genauso zu
empfinden. Ich will die Einfachheit, so ist das ja nicht. Aber sie
ist schlicht nicht da. Sie ergibt sich mir nicht; ich sehe und starre
und greife ins Nichts.
Einfachheit - auf einmal doch, und sie wälzt ein Meer aus Steinen von mir. Auf einmal kann
ich wieder unbeschwert sprechen und lachen, kann ihren Blick unbefangen erwidern; irgendetwas ist von mir
abgefallen, vielleicht die Möglichkeit, wieder in etwas Halbherziges
abzurutschen, wieder jeden Tag gegen die Unsicherheit ankämpfen zu
müssen und gegen die eigentliche Gewissheit: Ich will das gar nicht.
Ich
will das gar nicht, und ich brauche keinen Grund
dafür. Gründe sind egal. Wer die Schuld trägt, ist egal. Es ist
einfach nur wichtig, dass ich danach handle, dass ich mir nicht nehme,
wonach mir gar nicht ist, einfach nur, weil es sich anbietet; ich
will das nicht, und deshalb gehst du jetzt. Und sie steht noch eine Weile zwischen Tür und Angel, und will mich umarmen, und hält sich an mir fest; und ich halte sie fest, weil ich so froh bin, weil es mir leid tut, und weil ich so froh bin.
Ich
glaub dir das nicht, sagt sie noch ein paar Mal. Ich weiß doch, dass
du was fühlst. Und ich schaue bloß; es ist egal, was sie denkt, und
vielleicht weniger schmerzhaft, auf diese Art. Und ich denke, was
habe ich denn getan, dass du dir so sicher bist, dass du so stark an
etwas glaubst, das nie da war.
Und
dann geht sie, und es tut ein bisschen weh, und gleichzeitig könnte
ich explodieren vor Glück. Weil ich weiß,
das Richtige getan zu haben? Komm gut nach Hause, sage ich, und wuschle ihr kurz
durchs Haar, und sie schaut immer noch so ratlos, so rätselnd, aber
ich will, dass sie geht. Und die Tür fällt hinter ihr ins Schloss,
und ich bin wieder frei.
Unendlich, unaussprechlich frei, und ohne
Angst.
respekt, weil mutig, gefährlich und schlau. verneigung, weil gefühlt und entschieden.
ReplyDeleteEs klingt einfacher als es ist, irgendwie. Die Tür hinter sich zu schließen und Balast abzuwerfen. Aber schön klingt es auch, weil es so einfach klingg.
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