talking about happy days

Schläfrigkeit umfängt mich wie eine sanfte Umarmung,
lässt meine Atemzüge tiefer, ruhiger werden,
und alle Glieder so schwer.
Gestern noch tatendurstig nach Veränderung gelechzt,
und jetzt gesättigt in den Sessel gesunken,
vorläufig nur, natürlich, denn
was wäre das Leben ohne seinen Antrieb?

Ich komme nicht los von ihr, von ihr und wie sie da stand und es war dunkel, um uns herum; es regnete, ich fror und ließ den Rauch langsam meinen Lippen entweichen, und dann küsste sie mich. Wir uns. Wir uns noch mehr. Ich meine, es ist nicht das Küssen an sich, nach dem ich mich sehne; es ist die Vertrautheit, die dabei entsteht. Je länger wir uns küssten und je länger ich ihren Atem ganz nah spürte, desto wärmer wurde mir. Desto heftiger empfand ich.

Und wir rauchten noch ein bisschen, natürlich war das Zigarillo irgendwann kalt und ich warf es amüsiert in die Dunkelheit, amüsiert, weil wir nicht voneinander lassen konnten. Weil sie vermutlich vergessen hatte, dass es überhaupt ein Zigarillo gab. Und wir tauschten Worte aus, ehrliche Worte; es schien, als sei es nie ein Problem gewesen, miteinander zu sprechen, das fühlte sich so gut an. Sprechen, küssen, lachen, sprechen. "Was willst du?", fragte sie mich, und ich war betrunken und irgendwie drehte sich alles, und doch war es noch nie so klar. "Dich", antwortete ich lachend, und dann, ernster: "Öfter mit dir zusammen sein." Sie wand sich.

Und unsere Hände finden einander, ich lächle jemanden an, aber das Lächeln gilt ihr. Gilt ihr, und ich fühlte mich noch einen Tag später gut, fühlte ihre Zärtlichkeit an mir haften, und ich glaube, manchmal braucht es ganz einfach die Zärtlichkeit eines anderen um die eigene Zärtlichkeit zu sich selbst wiederzufinden.

drop the lights, shine the spotlight

Lachend und rufend und zusammen durch die Kälte.
Lachend und rufend, zusammen durch die Nacht.

Und sie schaut mich so an und ich schaue zurück und alles verschiebt sich, alles zieht mich zu ihr hin. E. rückt in den Hintergrund, verschwimmt beinahe vollkommen mit den Kacheln an der Wand, und erst, nachdem unsere Lippen sich berührt haben, wird mir seine Anwesenheit wieder bewusst. Ich schrecke kaum merklich zurück, und sie dreht sich zu E. hin, "Du wusstest es doch schon, oder?" E. verneint, ich wage kaum, zu ihm hinzusehen, meide seinen Blick. Küsse sie sanft auf den Nacken. Meine Hände suchen ihre Haut.

Und ich freue mich. Freue mich so sehr, dass ich E. zurufe, wir würden tanzen gehen, und dann strahle ich alle Leute auf der Tanzfläche an, strahle auch S. an und sie, dabei wollte ich mich ganz insgeheim freuen, aber es klappt nicht, das mit dem Geheimhalten, und leise flüstere ich "Fuck!", ganzer Ausdruck meiner hilflosen Freude und der Unfassbarkeit des soeben Geschehenen.

Fuck, sie hat mein Leben auf den Kopf gestellt. Fuck, ist das wirklich passiert? Fuck, das ist so groß, so unfassbar groß, und ich tanze wie betrunken, tanze wie in Trance.

Auf dem Rückweg nach ihrer Hand getastet, dann ihr Arm um meine Schulter. Wie selbstverständlich, und ich schlang meinen Arm um ihre Hüfte und griff mit der anderen Hand ihre Finger, die so eine unsagbar beruhigende Wirkung haben, wenn sie diese langsame Streichelbewegung machen, und fühlte mich – glücklich? Ja.

Ja, verdammt.

Weil es sich so gut anfühlte, sie vor aller Augen zu küssen.

getting next to nowhere

Ich hätte jetzt gern ein Stückchen Sonne,
auf einem Teller serviert.

Mit diesen kleinen Kuchengabeln,
die Schichttorte akkurat zerteilen können
und deren metallener Geschmack auf der Zunge nachklingt.

Und ich würde jedes Stückchen genüsslich in meinem Mund zergehen
und die Wärme in meinen Bauch wandern lassen.

like a cheap metaphor

Der Himmel besteht nur aus Wolken, kalt nass grau;
kriechendes Grau, stechendes Kalt, gefrierendes Nass.
Ich rede und lache und denke, und doch fehlt irgendetwas.

Nichts ist wie es scheint, Schein ist Trug, Trug ist mein. Mein Leben. Was habe ich denn, wer bin ich denn, was sind meine Ziele? Wer bin ich, wenn mich niemand anschaut? wenn niemand hinsieht? Wie klingt meine Stimme, wenn niemand zuhört? Habe ich eine Stimme? Und vor allem; wie handle ich, wenn mich niemand bewertet?

      « wenn es ein ziel gaebe, nur mal angenommen.
        angenommen, es gaebe am ende eine art bilanz,
        gaebe sinnvoll und lose dinge, und was,
        wenn du dein leben nur mit denen verbracht hast,
die am ende nicht zaehlen?
was dann? »

Was dann.

through smoke and mirrors

Manche Dinge nehmen erst dann Gestalt an, wenn man sie ausgesprochen hat. Während man spricht, sieht man ihnen
beim Wachsen zu, und man begreift, so ist es tatsächlich; diese
banalen Worte können diese scheinbar ungreifbaren Gefühle fassen.
Sie können es. Sie schaffen es, und das ist erschreckend
und erleichternd zugleich.

Kennst du das, diese flammende Begeisterung für ein Lied, irgendein Lied, es muss nicht mal gut sein, es muss nur irgendwie passen, und du hörst es wieder und wieder und kannst nicht genug bekommen. Für eine Weile. Und dann ebbt deine Begeisterung wieder ab und das Lied verschwindet von Jetzt auf Gleich von der Bildfläche, out of your mind. Du merkst es gar nicht; erst ein paar Tage später, vielleicht, oder Wochen, fällt dir auf, dass du dieses Lied mal geliebt, dass du es in Dauerschleife laufen lassen und dann einfach vergessen hast.

Genauso schnell kann Leidenschaft verfliegen. Verliebtheit kann einfach, vom einen auf den nächsten Moment, in sich zusammenschrumpfen und du siehst ihr dabei zu und fragst dich, warum, und willst sie festhalten, aber das ist nicht möglich. Ist einfach nicht möglich. Und vielleicht schrumpft sie auch nur scheinbar in sich zusammen, um im nächsten Augenblick größer denn je hervorzubrechen – Wer weiß das schon. Kann sein; kann sein, dass nicht.

Ich bin so unglaublich müde. Ich bin so unglaublich blue, but in a good way, you know?

heaven can wait, we're only watching the skies

Der Abend begann schlurfend, stolpernd;
als widerstrebe es ihm, zu beginnen.
Und dann trödelte er noch ein Weilchen vor sich hin,
füllte mich mit ozeanblauer Melancholie,
ließ mich wogen und schwanken und zerstäuben,
bis ich ihn an der Hand hinter mir her zog
und die Tür hinter uns schloss.

Die Zeiten seien vorbei, dachte ich, sage ich; die Zeiten, in denen man als Teil einer Gruppe gelangweilter Jugendlicher an einem unbestimmten Ort steht und sich überlegt, was zu tun sei. Hierhin oder dorthin oder lieber doch – nein. Sie steht etwa zwei Meter von mir entfernt, sie lacht, und dann schaut sie mich an und ich schaue zurück und es ist viel zu intensiv, ich spüre, spüre körperlich eine Art Stromstoß meinen Körper durchzucken, so heftig und so stark, dass ich wegschauen muss.

        Und sie sagt, ihre Hände seien kalt, aber ich traue mich nicht,         sie wärmend zu umfassen. Erst später, später fasse ich ihre         Hand, ziehe sie hinter mir her; sie hatte sich schelmisch auf die         Unterlippe gebissen und ich wusste, was sie wollte.

        Nackt und hässlich weiß, die Toilette, das Klopapier, kein Platz         für Romantik, ich schaue sie an. Sie folgt mir. Sie drückt         unendlich langsam die Tür hinter sich ins Schloss und beginnt,         unendlich langsam, mich zu küssen. Hungrig erwidere ich den         Kuss, es werden viele Küsse, meine Hand sucht ihre Haut,         unsere Körper aneinander gepresst, fest und fester, eng und         enger.

Er spricht mit gedämpfter Stimme, ich muss mich zu ihm hinneigen, um ihn zu verstehen; die Musik wummert neben uns, auf der Tanzfläche zuckende Körper in buntem Licht. Eine tiefe Ruhe ergreift Besitz von mir, ich muss zuhören und das Richtige sagen, ich bin mir sicher, dass ich es kann. Wir stecken uns Zigaretten an und ich schlage die Beine übereinander; er redet, macht eine Pause, spricht weiter.

Langsam ließ ich den Rauch aus meinem Mund entweichen, trockener Mund, bitterer Geschmack, aber der Rauch. Der Rauch. Ich streckte die Beine von mir und sah ins Nichts, während T. sprach, während ich mir überlegte, was zu sagen sei; sie schmiegte ihren Kopf an meinen, eine leichte Bewegung nur, und doch.

nothing left to fear

Ihr Mund auf meinem, warm und weich und so vertraut.
Ihr Atem, während sie schlief
oder vorgab zu schlafen
oder wegdämmerte.
Ihre spaltbreit geöffneten Augen, nur kurz,
und ja, ich betrachte dich, ist das verboten?

Ich betrachtete sie und wagte nicht, die Hand an ihre Wange zu legen. Strich vorsichtig über ihren Arm, ihren Rücken, sie murmelte irgendetwas, ich stockte. Betrachtete sie nur, und sehnte mich, und war froh. Und sie schlang einen Arm um mich, unsere Finger ineinander verschränkt, ich die pure Seligkeit. So nah bei jemandem zu sein, und derjenige sucht deine Nähe, lässt dich spüren, dass er dich mag, dass er es mag dich zu berühren; ich glaube, das ist ...

Zu viel Zeit verstrich, zu viele Gedanken, ich will geküsst werden; und sie lachte amüsiert und begann, meinen Hals zu küssen.

Meinen Hals.

how long must I hold my breath

Und es war so, so herrlich, ich will das wieder.

blicke, quer durch den raum geschossen
verhakt, verknotet, durchtrennt.

leiser schauder, sie beisst sich auf die unterlippe,
schaut mich an schaut mich an

schaut weg.

not so far from maybe

Ist Glück vielleicht, dass so viel mehr passiert
Als du dir erhofft hast?
Ist Glück vielleicht einfach - das Offensein für Wunder?
Sie nicht erwarten, sie nicht sehen, während sie sich anschleichen
Aber dann, wenn sie dir plötzlich ins Gesicht springen wollen
Freudig die Arme ausbreiten
Anstatt auszuweichen.

Bei einem dieser Lieder, die jeder kennt weil sie im vergangenen Sommer einfach viel zu oft im Radio gespielt wurden, zog ich M. und sie hinter mir her, auf die Tanzfläche. Nach und nach folgten immer mehr Leute unserem Beispiel, aber es war nicht so, dass man keinen Platz mehr gehabt hätte. Es war genau richtig. Mittendrin und trotzdem jeder für sich, und das Licht malte farbige Schnörkel auf die tanzende Menge. Weißt du, und dann ist da dieses Mädchen, die du schon öfter hier gesehen hast, die dich aber bisher immer ignoriert hat, und jetzt kommt sie mit ihrem Freund im Schlepptau und sie tanzen bei euch mit, und ihre Augen blitzen verdammt noch mal zu dir herüber.

Und der Blonde tanzte mit ihr, fasste sie an, aber sie lachte mir zu. Das bedeutet nichts, lachte ihr Blick, und ich glaubte ihr. Glaubte ihr einfach, was blieb mir anderes übrig, und ich hätte es ja doch nicht ändern können. Und immer wieder machte sie sich von ihm los und tanzte mit mir, umtanzte mich, kam mir nah. Das merken die doch, das merkt doch jeder! schwirrte es durch meinen Kopf als wir wieder einmal eng voreinander tanzten, mit ineinander verschlungenen Blicken und so nah, ihr Mund so nah vor meinem - Der Versuchung mit einem amüsierten Lächeln widerstehen, das ist die Kunst.

Und die Versuchung wird immer größer. Ihre Anziehungskraft.

jusqu'à étouffer de toi

Liebe? Was ist das?
Ich kenne die Antwort nicht.

Alles, was ich weiß, ist, dass ich gern in ihrer Nähe bin. Ich habe sie gern um mich; sie muss nicht viel lachen oder tun oder besonders spannende Dinge erzählen, sie muss nur da sein. Dann werde ich ruhig und warm.

Und dann will ich, dass sie bleibt, und überlege, überlege angestrengt, worüber wir reden könnten, und mir fällt nichts ein. Nichts Großes, nichts, was meiner Zuneigung Ausdruck verleihen könnte, und natürlich geht sie dann, nach einer gewissen Zeit.

Ich weiß, dass es mir gut tut, sie zu berühren, und wenn nur unsere Ellenbogen aneinander geraten oder ihr Fuß sacht mein Bein streift. Und ich weiß, dass ich ein eifersüchtiges Stechen im Bauch spüre, wenn sie mit jemandem spricht und ihre Augen blitzen lässt.

Ist Liebe denn mehr, und weshalb?

too good to forget

ein blick
ein laecheln
koerperkontakt
ungewohnt nahe
herz geraet aus dem takt

Ich bin in eine Geschichte vertieft; das Kinn auf die Tischplatte gestützt, das kleine Büchlein vor mir, S. neben mir, immer mehr verschwimmend. Plötzlich greift ein Paar Hände nach meinem Buch, eine Stimme fragt „Was liest du denn da?“ und ich tauche auf, abrupt, finde mich einen Moment lang nicht zurecht, dann ihre Augen. Ihr Gesicht ganz nah vor meinem, warmer Blick, mein Herz pocht, wie um aufzuholen.

Wie sie lächelt! Selbst überrascht, wie ruhig / nüchtern / selbstsicher meine Stimme klingt; erst als sie weiterläuft, nicht mehr zu sehen ist, überschlägt sie sich vor Freude, und S. sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Ist was? Nein, nein! Nein.

yet feel the air beneath my feet

"Die mit dem Hut, die hat ein abartig hübsches Gesicht,
findest du nicht?" (So, oder so ähnlich.)
Ich schaute hin, als hätte ich sie den ganzen Abend
noch nicht genug betrachtet, und nickte unschlüssig, ja.
Feine Gesichtszüge, hohe Wangenknochen, der schwarze Hut.
Ja, aber das ist es nicht.

Als wir die Treppen hinabstiegen, drangen Klavierklänge an mein Ohr; nur vereinzelt, und es war recht still sonst, war denn noch niemand da? Tatsächlich war der Raum kaum gefüllt, die Band noch längst nicht bereit; ich sah sie an der Bar lehnen, sie trug einen stilvollen, schwarzen Hut. Oh how that suits her. Sie sah mich / sah mich nicht, lächelte? Ich lächelte mit flatterndem Blick in ihre Richtung. Natürlich, was hatte ich erwartet, wie sollte sie sich auch an jedes Gesicht erinnern, in dessen Hand sie einen Flyer gedrückt hatte? Wir vertrieben uns die Zeit mit Worten, und je weiter der Abend fortschritt, desto mehr breitete sich das Gefühl der Behaglichkeit in mir aus; zusammengerollte Katze vor wärmendem Ofen. Kurz davor, zu schnurren. Irgendwann fing einer an, zu singen; bald saß die ganze Band auf der Bühne, und wenn ich den Kopf ein wenig hob, konnte ich ihr Gesicht sehen.

Und sie begann, zu singen.

Es war nicht ihre Stimme, die mich erst aufhorchen und dann wie gebannt lauschen ließ. Es waren die Worte, der Text; ich lauschte einer Beschreibung meiner Gefühle, eines Ausdrucks, den zu erschaffen ich nie vermocht hätte. Es stimmte, es stimmte einfach alles; "all I want is to be near you", ich lachte leise, überrascht auf. Schmerzlich berührt, vielleicht. "I try, I try, I try", immer wieder, und dann: "Why don’t you let me be fucking close to you?" Oh, ja.

Ich war mir ihrer Schönheit nicht bewusst und bin es mir auch jetzt noch nicht. Und, ist es wirklich Schönheit? Feine Gesichtszüge, hohe Wangenknochen, der schwarze Hut. Ich bin mir sicher, das ist es nicht. Vielleicht nimmt man es als Schönheit wahr, vielleicht tun das alle, aber es ist ihre Ausstrahlung; ihr wehmütig / hingebungsvoll / sanfter Gesichtsausdruck beim Singen, ihre immer samtiger werdende Stimme, die erkennen lässt, wie wohl sie sich fühlt bei dem, was sie da tut, wie sie es tut. Es ist ihr strahlendes Lachen, das mitunter aufblitzt; und das Lächeln, mit dem sie sich und ihre Bandkollegen verbindet.

Nach dem letzten Song bekommt jedes Bandmitglied seine Ration Applaus. Als ihr Name genannt wird, klatschen die Leute am lautesten; pfeifen begeistert. Später sehe ich ein Mädchen auf ihrem Schoß sitzen und frage mich, was an diesem so besonders ist; ausgerechnet an diesem.

eye to eye, thigh to thigh

da steht sie 
und lacht 
in meine richtung.

Sie setzt sich neben mich, berührt mich wie beiläufig, und ich weiß, das ist es nicht, ist es ganz und gar nicht; sie will mich brennen sehen, und sie brennt selbst. Die Hitze ist unerträglich, meine Wangen glühen. Ich muss warten, werde gezwungen, abzuwarten, und dann sind wir plötzlich für einen Augenblick allein, und ich überlege nicht, keine Zeit, ich will sie und ich küsse sie und sie küsst mich atemlos. Dann wieder in die Küche, spüre sie noch auf meinen Lippen, bestimmt sieht man es mir an, bestimmt! aber niemand sagt etwas und ich werde selbstsicherer, bewege mich wieder frei und schenke ihr nach.

Und sie streichelt meine Hand, mit der leichten Bewegung ihres Fingers, und alles, was ich will, ist hier zu sein. Bei ihr, von ihr berührt, sie berührend. Das gibt mir so viel, diese leise Berührung, die niemand sieht, von der niemand weiß, aber unsere Hände unter dem Tisch ineinander verschlungen. Dann sagt T. etwas, das mich zusammenfahren, das mich zusammenkrümmen lässt, und ich begreife es nicht, aber ihre Hand streichelt, für alle sichtbar, über meinen Rücken, beruhigend, tröstend, und ich schmiege mein Gesicht an sie und es ist mir egal, was alle denken. Sie sehen nur die Zuneigung, nicht das Feuer. Sie müssten aber vollkommen blind sein, um die Blicke nicht zu bemerken, die wir austauschen; Blicke voll Wärme.

Sind sie blind? Es scheint so. Es ist besser so.

written all over my face

sehnsucht ist hunger
ist verlangen und zehren
nach waerme.

Ich fühle mich ein wenig unwohl als ich in meinem Mantel, der mir zu groß ist, mit den lose zusammen gebundenen Haaren und alles andere als in Partystimmung den Raum betrete. Doch L. lacht mir zu, und das Eis ist gebrochen, wird zur Beilage unserer Drinks, die wir kippen während wir immer lauter werden, lauter und lustiger und meine Verkrampfung löst sich nach und nach, ich löse meine Haare, die anderen stecken sie sich hoch. Besprühen sich mit Haarspray, ich schaue nur lachend zu; das Zimmer ist verqualmt, die Mädchen bemalen ihre Gesichter, ich frage mich, wofür? Ich bemale mich nicht, der Spiegel geht an mir vorbei, und niemanden stört es, es ist gut so, ich bleibe so, ich will so sein.

Auf dem Marktplatz stehen die Leute eng aneinander, jemand küsst, ein roter Mantel umarmt mich, ich stolpere über Kopfsteinpflaster und stelle fest, dass die Angst vor dem Verlorengehen verloren gegangen ist. Ich habe viel getrunken, viel geraucht, ich kann nicht klar denken, ich genieße es. Neue Gesichter, neue Bekanntschaften, ah, hallo, dich hab ich doch eben schon mal gesehen? Lachen. Einer sucht seinen Mitbewohner, der hat den Schlüssel, sonst komm ich nich’ rein! und dann findet er ihn und verliert ihn wieder, und es macht nichts, irgendwo kann man immer pennen. L. küsst mich, ich erwidere den Kuss, ja, nur oberflächlich, nur aus Spaß, aber ich brenne ein wenig. Ein kleines Bisschen. Und später reißt die raue, tiefe Stimme eines dunkelhäutigen Mädchens mich von ihr weg; sie packt mich am Arm und erklärt mir mit harten Worten die Welt. Ich muss lächeln, sie kommt mir bekannt vor, sie drückt mir einen Flyer in die Hand und sagt "von meiner Band". Am Freitag, ich sage spontan zu, sie interessiert mich.

Sie ist lesbisch, irgendjemand spricht es aus, das Wort, vielleicht ist sie es selbst, und ich nehme es ohne Scheu in den Mund. "Bist du nicht", lacht einer, und ich funkle ihn an, woher er das wissen will? Er schaut bloß komisch, mustert mich, schüttelt den Kopf. "Höchstens bi, vielleicht.", sagt er, und ich lege den Kopf schief, nicke dann, darauf können wir uns einigen. (Oh Gott, habe ich das wirklich gesagt?) Er lacht, ich muss mitlachen.

take me to the magic of the moment




well
I guess,
autumn really is

 c     T
 o     H
 m     E
 i     R
 n     E






Und jetzt frage ich mich, wie es weitergeht. Natürlich doch. Natürlich bin ich jetzt süchtig nach dem Gefühl. Weil das so richtig und gut war. Und natürlich meldet sie sich nicht, und ich harre aus, kühle meine Wangen und bin hin und her gerissen zwischen Weltuntergang und siebtem Himmel.

Mindestens.

a window breaks, down a long, dark street

Ich will keine Metaphern dafür finden, keine Vergleiche.
Ich will das einfach beschreiben; den Moment.

Wir waren durch die menschenleere Stadt gelaufen, Richtung Markplatz, von den Laternen in gespenstisches, kühles Licht getaucht. Irgendwann schob ich mein Fahrrad neben ihr her, auf dem Rückweg, "Soll ich dich noch zum Auto begleiten?" Ja. Betrunkene grölten hinter uns her, sie drehte sich um und verteilte ein paar verbale Ohrfeigen, ich lachte nur. Und verfluchte innerlich die Tatsache, dass meine Berauschtheit von den paar Bier längst wieder abgeklungen war; dass sie mit dem Auto gekommen war und deshalb ebenfalls nüchtern. Denn sonst, sonst – Wo den Mut her nehmen?

Dann, sie an der Autotür, sie öffnet sie noch nicht, sieht mich an, ich stelle mein Rad ab. Umarmung, geflüstertes "Tschüß", und etwas in mir kochte hoch, kochte über, vielleicht Verzweiflung, vielleicht Verlangen; ich hielt sie umschlungen, hielt sie fest.
Aber du kannst jetzt nicht gehen!

Unbewusst hatte ich mich zwischen sie und das Auto gestellt, stand also mit dem Rücken daran gelehnt, und sie dicht vor mir, so nah. Keine Farben, nur ihre Jacke, dunkelblau; ich strich vorsichtig mit der Hand über den Stoff, wir lachten beide, unsere Blicke ineinander verhakt, immer ernster werdend. Je mehr das Lächeln von ihren Lippen, aus ihren Augen wich, desto intensiver wurde der Blickkontakt, ich spürte die Spannung, schmeckte sie. Wie viele Zentimeter waren das noch zwischen uns, ich weiß es nicht, spürte nur, wie es mich zu ihr hinzog, und konnte dieselben Gefühle in ihrem Gesicht lesen. Sie rang mit sich, biss sich auf die Unterlippe, näherte sich mir und schreckte wieder zurück, atmete ich noch? Eine schiere Ewigkeit standen wir so da, kurz davor und doch nicht bereit, bis es fast körperlich schmerzte, bis ich glaubte, im nächsten Moment zu zerspringen.

Und dann zeriss die Spannung, ohne sagen zu können, wer sich auf wen zu bewegt hatte; ihr Mund auf meinem, weiche Lippen, vorsichtig liebkosend, dann verlangend, ich spürte ihren Körper beben und wie sie mir nachgab und doch nicht. Ich öffnete die Augen und habe ihr Gesicht noch nie so weich gesehen. Ich verliebte mich in das Geräusch, das entstand, wenn sich unsere Lippen voneinander lösten. Eine Katze maunzte, wir lächelten leise, Gott, es fühlte sich so richtig an, so richtig und gut. Ihre Hand an meiner Wange während sie mich küsste, und dann der Abschied, und ich winkte noch.

taffy stuck and tongue tied

Aufgewacht und überlegt, Traum und Wirklichkeit sortiert,
dann, triumphierend – Nein, das war nicht geträumt.
Das war Theater.

Ein Mädchen mit kurzen roten Haaren hält das Mikrophon in der Hand, mein Blick bleibt an ihr hängen, an dem leuchtenden Rot ihrer Haare, ihrer ungestümen Art; sie boxt den Gitarristen in die Seite, lacht. Sie singt die ersten Zeilen, und ich mag ihre Stimme sofort; kraftvoll und ungewöhnlich dunkel, ungewöhnlich intensiv. Ich frage mich, ob sie tatsächlich zu mir hersieht oder nur den Blick ins Nichts richtet, dann ist es mir gleichgültig, ich beobachte sie weiter. Sie lacht unbehaglich als einer der Darsteller einen Monolog über Masturbation hält, das verwundert und amüsiert mich; allgemein verfolgt sie das Geschehen mit kindlicher Ernsthaftigkeit, sie mag diese Leute, mag die Atmosphäre.

Als der Applaus uns überschüttet, nicht enden will, spielt die Band erneut auf. Anfangs verschämt, dann immer ausgelassener tanze ich mit den anderen zur Musik, das Publikum klatscht noch immer, klatscht im Rhythmus, und mit einem Mal stehen die Leute von ihren Plätzen auf und tanzen mit uns, und wir sind eine große Masse aus Händen und Füßen und sich wiegenden Körpern.

Sie lacht mir zu, ich lache zurück, kann ohnehin nichts anderes tun als zu strahlen; was für ein Gefühl ist das, was für ein großes Gefühl! Um mich nur Fremde, die mir zulachen, die tanzen und schwitzen, und dann tippt mir jemand auf die Schulter, B. ist es, ich hatte sie schon aus den Augen verloren. Sie zeigt auf das Podest in der Mitte des Saales, fragend, ich überlege, überlege nicht lange, nicke. Und wir tanzen erhöht, tanzen im Mittelpunkt, ich ziehe L. zu uns hinauf und weiß, dass ich das nie vergessen werde.

just like a puppet on a string

einfach
              nicht
fallen

zwar
       s t
           o  l  p
                    e
                       r
                        n

aber nicht zu heftig, nicht zu sehr, nur ein wenig und dann

sich wieder fassen, wieder aufrichten, nicht hetzen

ruhig kopf + fuss heben, nicht laenger fallend schweben sondern

den schmerz verweben zu einem netz das auffaengt
« elastische vorsichtigkeit »

und warum auch immer, aber nach jedem stolpern haeltst du kurz inne und betrachtest ein wenig versonnen die traenen, die deine wangen befeuchten und trocknen und nichts bleibt.

disconnect my heart, my head

Die Kleidung klebt am Körper; du schnappst nach Luft,
es ist keine da. Brodelnde, überschwappende Tanzfläche;
du lässt dich nach oben treiben, jemand hält sich dicht hinter dir,
'wieso folgt sie mir?' / Freude Freude Freude
wie eine geöffnete Sprudelflasche,
schnell wieder zugeschraubt.

Dann atmest du abendliche Kühle. 'Wollen wir ein bisschen laufen?', Köpfe in Nacken gelegt und den Himmel nach Bildern abgesucht, nur gesprenkelte Unendlichkeit gefunden; gelacht, schwungvoll Arme um Hüfte an Haut, wir stehen viel zu nah beieinander, viel zu nah.

Und du siehst ihr ins Gesicht und fragst sie, was sie denn vorhin erzählen wollte. (Sie hatte angesetzt, dann verlegen gelacht, dann doch nichts gesagt.) Und sie will nicht, will es dir nicht sagen, aber du drängst sie und bist dir so sicher. So sicher, dass es etwas Schönes sein wird; du kannst nicht genau definieren, worauf du hoffst, aber da ist irgendwas, und dann lässt sie sich nicht länger bitten und spricht es aus.

Ein Name ist es, "Ich steh' einfach auf ihn", sagt sie, und sie sieht dich an und [du fühlst deine Miene erstarren] hält deinen ungläubigen, verletzten Gesichtsausdruck für unverhüllte Überraschung. Du willst sie anschreien, löst stattdessen langsam deine Hände von ihren, die du aufgeregt + wärmesuchend umfasst gehalten hast. Tonlos fragst du sie nach dem Warum, und sie scheint noch immer nichts zu merken, plappert munter drauflos, froh, jemandem das Herz ausschütten zu können. Die Worte rauschen vorbei an dir, du nickst bloß und beschleunigst deinen Schritt. Das kann nicht sein, kann nicht sein!, dröhnt es in dir, und die Welt ist ein Friedhof (erdolchte Hoffnungen), eine Folterkammer, ein höhnisches Grinsen.

Weg, bloß weg von ihr, und gleichzeitig sie an sich ziehen wollen
und –

burning bridges, shore to shore

Wie leer doch Worte oftmals sind.
Ich greife nach ihnen
Und finde nichts, finde weder Halt
Noch Trost
Oder beides zugleich, aber in
Geringem Maße.

ich atme nicht, ich schaue nur –
meine augen verkleben mit jeder sekunde ein bisschen mehr.
meine sehnsucht wird mit jeder sekunde ein bisschen groesser.
sehnsucht nach dir.

nach dir und deiner warmen haut und dem blick, mit dem du mich manchmal ansiehst, und dann hab ich das gefuehl, es sei alles gut...

es wird alles gut

definiere GUT, gut im sinne von herrlich oder annehmbar, und
nach welchen maßstaeben?
im sinne von glueckseligkeit erfahren, und wodurch ausgeloest,
durch illusion, gilt das auch?

und wenn nicht, zeig mir den weg zur illusionslosigkeit,
zeig mir, mich loszuloesen
nicht aufzugeben aber gleich/sam + gueltig abwartend, zu schauen,
zu atmen.

got a cravin love for blazin speed

Und dann dem eigenen Schatten beim Nachhauselaufen zugesehen; eine gesichtslose Gestalt mit ausgefransten Umrissen,
die Haare zusammengebunden, deshalb knabenhaft;
die Hände in den Hosentaschen vergraben, als wappne man sich.
Als laufe man etwas / jemandem entgegen, als habe man ein Ziel
– Und dabei läuft man nur nach Hause.

Betont gelassen fläze ich mich auf einen Stuhl, sehe aus dem Augenwinkel: sie läuft auf S. zu, da ist ein Platz frei, und dann – schwenkt sie ab. Setzt sich zu mir, ich schenke ihr ein Lächeln und hoffe, dass sie die Freude nicht herausschmecken kann. (Oder nur ein bisschen. Ein bisschen wäre in Ordnung.) Sie streift wie beiläufig meinen Arm, ich atme den Geruch ein, der von ihr ausgeht. Irgendwoher kenne ich diesen Geruch, sie riecht nach Sport und einer kalten Dusche, frühmorgens vielleicht; mir wird warm, lege den Pullover über die Stuhllehne, komme mir nicht nackt, aber betrachtet vor. Wenige Zeit später muss ich lächeln, auch sie streift ihren Pullover ab, den Seitenblick habe ich mir bestimmt eingebildet; jetzt sitzen wir Haut an Haut. Sozusagen. Nur wenig Luft dazwischen, sie liest einen Zettel, hält ihn von mir weg, lachend, ich greife danach, berühre sie berühre sie berühre sie.

Wie egal mir der Inhalt des Zettels ist, wenn sie das wüsste.
(Sie lacht, und wieder kann ich keinen klaren Gedanken fassen.)

drive until you lose the road

Kann man jemanden küssen, den man nicht liebt – Ja.
Wie lange? Wie lange, bis man ihn liebt?
Kann man nur einen Körper lieben; nur das Gefühl?
Und wo ist überhaupt die Grenze zwischen "mögen" und "lieben"?

Ich durchschaue mich soweit, dass ich weiß, meine Gefühle gelten nicht der jeweiligen Person, der ich sie zuordne, sondern existieren nur um der Gefühle Willen.

Um etwas zu spüren, verstehst du - ?

Adrenalinstöße. Zeitlupenmomente. Wenn sie mir zulächelt und ich schlage verlegen die Augen nieder, hebe den Blick dann doch, rasch, und erwidere das Lächeln, und ihres wird etwas breiter, weil sie sich freut. Und sie dann betrachten, dieses Gesicht, wie ihre Haare fallen als sie etwas auf ihren Block kritzelt, das ich nicht erkennen kann. Und denken, wie kann man so gut aussehen? Dass sich nicht jeder Mensch, der sie einmal gesehen hat, sofort in sie verliebt, ist unverständlich, unglaublich, unfassbar.

Weil es so leicht ist, sie zu lieben.

hungry hands turning soft and old

Wenn man zum ersten Mal aus der Tür tritt und den Herbst riecht, will man es noch nicht wahrhaben. Der Geruch ist unverkennbar,
die Luft klar und kühler als sonst, aber man weigert sich, die Verbindung herzustellen, obwohl man es längst gedacht hat.
Es wird Herbst. Es wird kalt. Der Sommer ist bald vorbei.

Verschiedene Tische, sie in meinem Rücken, und ich überlegte, den Platz zu wechseln, unterließ es jedoch, denn ich unterhielt mich gut an meinem Tisch. Irgendwann setzte sie sich mir dann gegenüber, und als sie den Rauch ihres Zigarillos langsam, wie in Zeitlupe ihren leicht geöffneten Lippen entweichen ließ, konnte ich nicht anders, als hinzusehen. Wie hypnotisiert. Sie lachte, als sie es bemerkte, und ich lachte mit ihr, hilflos, amüsiert über mich selbst, über sie, die so lasziv rauchte.

Und dann laufen wir durch die Stadt, durchlaufen trostlose Betonlandschaft ohne die Hässlichkeit zu bemerken, weil wir es schon so sehr gewöhnt sind; und sie läuft neben mir. Ständig, ich wechsle das Schritttempo, wechsle die Gesprächspartner, doch sie läuft neben mir. Ich mag das, und will es mir nicht eingestehen.

Auf der Rückfahrt sehe ich zu ihr hin, suchend; sie gibt keine Antwort. Schaut bloß aus dem Fenster, den vorbeirollenden Autos zu oder vielleicht in die Landschaft oder den Himmel, und schließlich lehne ich den Kopf zurück und versuche, zu existieren, auch wenn niemand zuschaut. Gerade dann, denke ich trotzig, und will trotzdem, dass sie hersieht.

music is my beach house

nur plätschern
und jauchzen
und stimmen
   verschwimmen

      gekrauste näschen
      dunkle brille, verwegen
      ein paar spritzer sonne
         für jeden

keck ein handtuch
umgeschlungen
selbst das geschimpfte
   klingt gesungen

      in viel zu großen badelatschen
      eisperlen in den mund sich schütten
      die klebrigkeit ist wonne pur
      es fehlt zur vollkomm’nen seligkeit nur
            dass
      gummitiere erwachen
      (bringen kinder zum lachen)

und gleißend brennt die sonne nieder
bis zur nächsten wolke
und dann wieder.

movin talkin walkin breathin

Von der glatten, frisch geteerten Straße, auf der ich langsam, suchend, mit meinem Fahrrad entlang rollte, ging eine angenehm schläfrige Wärme aus. Laternen erhellten die Nacht nur spärlich, vereinzelte Lichtpfützen in wolkenverhangener Dunkelheit, und als ich auf gut Glück in einen der Hauseingänge einbog, war mir,
als habe mich jemand für eine Rolle in seinem Film ausgesucht,
die ich weder hatte spielen wollen noch verstand.

Die Namen auf den Klingeln, kaum zu entziffern, schienen allesamt fremd; wie hieß er noch gleich mit Nachnamen? Die Schildchen an den Briefkästen waren ordentlicher beschriftet worden; während ich mein Fahrrad an die Mauer lehnte und abschloss, drangen Stimmen und gedämpftes Gelächter an mein Ohr. Ja, ich war richtig, ich erkannte seine Stimme, und die von F. und S.; den Kopf in den Nacken gelegt, erahnte ich, weit über mir, das Küchenfenster und einen Stern, der mir hinter einem dünnen Wolkenfetzen zublitzte.

Die Klingel gedrückt, beim Summen des Türöffners leise gelächelt, dann das Treppenhaus, seltsam vertraut-unvertraut. Seine Stimme, gerufen, "Wer ist da?" – Wer wohl, "Ich!", und nicht den Ausdruck auf seinem Gesicht sehen können, ob Freude oder Unwohlsein oder Verwirrung. In die Wohnung, in die Küche treten und damit ins Lachen, in die Vertrautheit.

Der Abend verflog während die Gesprächsthemen die Farbe wechselten, hin und wieder brachen wir minutenlang in Gelächter aus; diese Art von Lachen, bis der Bauch schmerzt und dennoch. Hin und wieder ertappte ich mich dabei, wie ich ihn und S. beobachtete, wie die Übelkeit in mir hochstieg, wenn sie miteinander redeten, in diesem Ton, diesem anzüglich-überheblichen Tonfall, neckend, vielleicht; ich setzte mich auf den Balkon. Atmete tiefe Züge Nachtluft und Grillengezirp, schloss die Augen.

beneath the milky twilight

happened three months ago.

A. (19:37):
i was dreamin about us hiding at the tree & kissin you

me. ‎(19:43):
oh, that's ..

me. ‎(19:45):
well anyways, I hope it was good and I'm a good kisser in your dreams :-D

A. (19:46):
well you got me wrong. i meant it in an equivocating way.. "dreaming about" should be taken as "wish it has happened"

me. ‎(19:47):
oh.

me. ‎(19:47):
okay I'm cool with it


Vielleicht die größte Lüge, die ich je von mir gegeben habe.
Wer weiß.

if it's true what they say

Im Moment des Schreibens verliere ich mich in den Worten,
vergesse das Ursächliche,
und es schwebt nur noch wie eine leise Ahnung
über mir.

Die Wärme der Sonne wird von Minute zu Minute weniger intensiv, schwächt immer mehr ab, doch die Häuser haben viel davon gespeichert; man spürt das, wenn man nah an einer Hauswand entlang läuft, beinahe visuell wahrnehmbar ist diese Wärme dann, die von den Backsteinwänden ausgeht.
Die Blätter des wilden Weines, der an einer dieser Hauswände empor rankt, werfen verwischte Schatten auf ihren ungleichmäßig verputzten Untergrund. Als habe jemand mit Tusche und Pinsel gespielt, dahingemalt, leicht und elegant, wie japanische Schriftzeichen, und ebenso verwischt.

the world behind your eyes

Einmal saß ich einfach da, in unserer Küche, am runden Küchentisch, mit einem Teller dampfender Brühe vor mir. Der Himmel draußen war wolkenverhangen, doch das warme Dottergelb der Wände schuf die Illusion von Sonnenlicht, sanft den Raum erfüllend. Still war es, im ganzen Haus, so still; nur die Wanduhr tickte leise (durch ihre Regelmäßigkeit ein Teil der Stille).

Ich tauchte meinen Löffel in die Brühe, hing Gedanken nach, und war mir dieser Bewegung auf einmal so bewusst, dass ich kurz inne hielt. Für einen Moment.

Und in mich hinein lauschte.

Dann führte ich den Löffel zum Mund, mit dieser blinzelnden, leicht kopfschüttelnden Bewegung, die man an Menschen beobachten kann, die sich von etwas, einem Tagtraum vielleicht, losreißen oder einen hartnäckigen Gedanken abschütteln wollen. Doch diese tiefe Ruhe, die mich zeitgleich mit dem Gefühl des Bewusstseins durchflutet hatte, blieb bestehen, während ich den Teller leer löffelte. Eine abwartende Ruhe, aber geduldig, unendlich geduldig, und deshalb so wohltuend. Es war ein Moment, in dem mir klar wurde, dass etwas geschehen wird; irgendwann. Ich weiß nicht, was.

Ich weiß auch nicht, was mich so sicher macht und warum mich dieser Gedanke so beruhigte. Aber es war so, ich saß da und aß meine Brühe und – Das war ein anderes Lebensgefühl. Ein vollkommen anderes. Andere Menschen fühlen sich vielleicht immer so, selbstsicher und ruhig und zuversichtlich, aber mich erfüllte das... plötzlich und unerwartet.

Und es tat gut. Es tut gut.

can't get her off of my brain

Gesang; viele Stimmen, zu einer Melodie vermengt, ein wiederkehrendes Muster. Ich kann die Gedanken schweifen lassen, während meine Lippen die Worte formen; mein Blick wandert durchs Publikum, betastet die gefüllten Bänke, springt von Gesicht zu Gesicht.

Da ist auch ihr Gesicht, natürlich, immer wieder zieht es meinen Blick zu ihr hin; verschämt, beinahe, gestehe ich es mir ein. Ihren Blick trifft der meine selten, nur flüchtig, ich beobachte sie mehr, als dass ich sie anschaue, ich beobachte und lerne. Lerne mehr über sie, lerne, sie einzuschätzen und ihre Fassade zu erfassen. Kälte strahlt sie aus, Selbstsicherheit. Ich begreife nicht, was sie so besonders für mich macht, aber es ist da.

Als die Trompeten einsetzen, spüre ich, wie meine Augen sich weiten und dann zu strahlen beginnen. Es klingt herrlich erfrischend, wie diese zwei Jungs in ihre Instrumente blasen, fröhlich und lebensfroh zugleich; eigentlich mag ich Trompeten überhaupt nicht, aber jetzt strahle ich, kann gar nicht aufhören, und ich werfe einen kurzen Blick zu ihr hinüber, nur um mein Strahlen in ihrem Gesicht widergespiegelt zu sehen. Ihr Inneres blitzt hervor, für einen Moment, und ich lache leise, entzückt, auf.

who leads me into life



lausche suchend,
woher dieses Pochen?
- aus mir selbst.
lächelnd begriffen.

like a breeze just passing through

Dafür gibt es keine Worte. Natürlich nicht.

In getrennten Betten lagen wir, mit einem Mal bildete ihr Arm eine Brücke. Fordernd. Meine Finger glitten vorsichtig über ihre Haut. Meine Hände schweißnass, erst allmählich trocknend, und wenn ich hätte Gedanken lesen können, in diesem Augenblick, ich hätte es getan. Ich hätte es getan, um zu erfahren, ob es ihr gefiel, was sie empfand, ob sie empfand, was ich fühlte. Was ich fühlte?
Was fühlte ich?
Vollkommenes Durcheinander. Überforderung ob der Zärtlichkeit. Zärtlichkeit, das bedeutet mir etwas, das lässt mich nicht kalt; ihre Finger strichen über meinen Arm und mein Arm gab sich ihr völlig hin, reagierte auf den Druck ihrer Fingerspitzen, schmiegte sich ihnen entgegen. Mein Kopf füllte sich mit Glückseligkeit, mit Genuss, nur hin und wieder, warnend, ein leiser Schrei – Sei vorsichtig. Verlier’ dich nicht. Das ist nicht so gemeint, ist nicht so gemeint, bleib ruhig. Der Film auf der Mattscheibe lief an mir vorbei, der tatsächliche Film spielte sich auf unseren Armen ab, dem wechselnden Hin- und Herstreichen. Ich glühte. Ich wollte nicht glühen, wollte nicht diesen beschleunigten Herzschlag spüren bei dem Gedanken, es sei gewollt und ich durchschaut. Aber sie streichelte mich, verdammt, man streichelt doch niemanden, den man nicht mag, sie mag mich, wie sehr mag sie mich.

Später lag sie neben mir, zerfließend mit der Dunkelheit, und sagte, meine Finger hinterließen brennende Spuren auf ihrer Haut. Ich fand keine Worte.

Es gab keine Worte.

can't hold the sun

Niemand schafft es allein, oder?

Nicht wirklich.
Nicht ohne den Wunsch, jemanden bei sich zu haben. Jemanden, der zusieht, der streichelt, der küsst. Jemanden mit Augen, Nase und Ohren, mit sanften Händen und Haaren zum Anfassen. Eine Haut, in die man Fingernägel krallen kann. Eine Stimme. Einen warmen Atem.

captive dans tes yeux

A. ist mal wieder aufgetaucht; geliebtes Wesen auf meinem Bett ruhend, vielleicht in seichtem Schlummer versunken, ich ließ die Maus leiser klicken, die Musik ruhiger werden, und sah zu ihr hinüber, lächelnd. Wenn sie schläft, ist sie friedlich.

Dann steht sie wieder auf und befiehlt und lacht und beklagt sich und grübelt und lacht und greift mich an und lacht wieder. Über mich, mit mir, neben mir. Bei mir.
Und sie sagt, sie muss gehen, aber sie bleibt noch, und ich wende ihr mein Gesicht zu, auf dem Bett liegend, und erzähle von meinen Gedanken. Ruhig und warm ist es, und ihre Augen lachen leise auf, und sie schaut auf die Uhr, aber sie geht nicht. Sie bleibt einfach da sitzen und wir reden weiter, manchmal gucke ich an die Decke oder durchs Zimmer, und manchmal gucke ich sie an und freue mich, weil sie da ist. Dann muss ich lächeln, und ich will nicht, dass sie das sieht, also drehe ich den Kopf wieder gerade und hoffe, dass sie nicht herschaut. Idiotisch muss das aussehen, wie ich die Decke angrinse und nicht aufhören kann, mich zu freuen, und dann suche ich nach Worten, damit sie nicht geht, damit sie noch was sagt und ich ihr zuhören kann.
Und später, als sie schon weg ist, nehme ich mir vor, sie zu umarmen, wenn wir uns das nächste Mal sehen; einfach, weil ich nicht will, dass diese Freundschaft wie andere ist, dass wir voreinander zurückschrecken bei so simplen Dingen wie einer Begrüßung.

Wenn sie beiläufig erzählt, dass sie sich hier wie zu Hause fühlt, oder wenn sie sagt, dass sie mir alles erzählen kann. Das mag ich.
Ich mag sie.

read my lips

Und dann waren wir mit einem Mal allein in der Dunkelheit, sie wollte ihre Schlafsachen holen und ich ergriff die Gelegenheit, ergriff sie und folgte ihr. Während sie alles zusammenklaubte, stand ich an einen Stuhl gelehnt und spürte die Schwere der Situation auf mich niederfallen.

Das hatte ich mir gewünscht, mit ihr allein zu sein und dann, ein paar Worte nur, sie vielleicht an mich ziehen. Ich stand da und konnte nicht, konnte kein Wort herausbringen, keins, das von Belang gewesen wäre. Ich war wie gelähmt. Einerseits wollte ich, wollte mehr als alles andere ihre Lippen schmecken und in ihrem tiefen Blick ertrinken, und andererseits ... überwog die Angst. War es Angst? Unsicherheit. (Dabei war ich mir doch so sicher gewesen.) Ich half ihr, die Sachen zu tragen, das war alles.
Und bei der Umarmung zum Abschied musste ich lächeln, kopfschüttelnd, ich gab wohl auch ein Geräusch von mir, das leicht tadelnd klang, und sie fragte, „was?“, was ist, was habe ich getan, was hast du denn. Du hättest mich küssen sollen, wollte ich erwidern, wieso hast du das nicht, wieso lässt du etwas in mir auflodern und löschst es nicht, sondern schürst es nur immer weiter, wieso?
Es ist ein Spiel von ihr, verstand ich in diesem Moment, und deswegen so missbilligend / spöttisch. Ich durchschaute sie, sah auf sie herab und bin doch gleichzeitig Teil ihres Spiels, bin Spielzeug und Marionette in einem. Ernüchternd, erst später.
Warum muss das Leben so kompliziert sein, fiel mir an der Haustür ein, und eigentlich ist es doch so einfach.

come and rescue the world

noch einmal mit dem kamm durch die haare fahren
und ein letzter blick in den spiegel, rasch,
rasch dem spiegelbild ein laecheln zuwerfen
+ dann die tuer hinter dir


[sanft und spielerisch in haut beissen hinterlässt keine abdruecke.]

und schliesslich im auto sitzen,
zur musik wippend und das gefuehl der freiheit
wie eine frische zahnluecke betastend
der leicht metallische geschmack des blutes wie hochgefuehl.
schwarzgemalte augen machen mich zur katze,
und so schnurre ich,
schnurre vor mich hin, in meinem sitz, schnurre
mit dem motor im gleichtakt
und die ungewissheit der zukunft wiegt
auf einmal weniger schwer

feeling my way through the dark

Dieses stumme Traurigsein, Alleinsein. Keine Kraft, um die Wolken zu vertreiben. Sehnsucht nach dem Geräusch der Regentropfen auf Asphalt und tiefes Einatmen der feucht-erdigen Luft.

Ich werde ganz warm und weich innen drin, ganz zart, und dunkel glühend. Ich bin für mich, und nur die Musik ist mit mir, die richtige, genau jetzt. Ich bin hier ganz für mich, nicht für irgendjemanden, nicht im verzweifelten Versuch, jemandes Blick auf mich zu lenken und nicht nur den Blick, sondern mehr; ich will immer mehr, will Wärme und Finger fassen und Lächeln geschenkt bekommen.
Und ich greife nach Fingern, die Möglichkeit jedoch entgleitet mir, und als ich mich umdrehe, den Pullover um die Schultern geschlungen, und ihnen nicht nachsehe, wie sie sich auf den Heimweg machen, da beginnt, tropfenweise, schwere Dunkelheit mich auszufüllen.

Ich war so weit geöffnet, hoffte so sehr auf die Erfüllung des Sterntaler-Märchens, doch an diesem Abend fielen keine Sterne vom Himmel. Nur diese großen, schwarzen Tropfen. Einer nach dem anderen, sie füllten mich bis zum Rand, quollen aus meinem Mund, sobald ich ihn öffnete. Doch sie halfen mir nicht, mit der Nacht zu verschmelzen, das war eine andere Art der Dunkelheit.
Ich habe nach der Realität gegriffen. Eigentlich jedoch nach der Schönheit, nach der Schönheit, die sie besitzen kann, in manchen Momenten; ich griff danach, und alles, was ich dann in der Hand hielt, war ein rohes Stück Lehm, ein Klumpen nur, nichts weiter. Und nein, ich wollte daraus nichts formen, konnte nicht, denn nichts würde an die Schönheit der seltenen Diamanten heranreichen, die ich schon gefunden hatte, niemals. Ich schleuderte den Klumpen von mir, mit aller Macht, und dann stand ich inmitten von Menschen, ohne wirklich da zu sein. Nichts reicht an das Gefühl der Trostlosigkeit heran, wenn man allein in einer Menschenansammlung steht.

Auf dem Nachhauseweg machten die schwankenden Lichtkegel unserer Fahrräder den Weg vor uns sichtbar, stückweise, nur Ausschnitte; während das Licht in mir langsam ertrank, ertrank in den Tropfen, die Sterne hätten sein sollen.

it's the air that I breathe

Der Kleinere der beiden Jungen wandte mir mit einem Mal das Gesicht zu. Seine Augen lachten mir verschmitzt entgegen, die blonden Locken kräuselten sich an seinem Hinterkopf, ein paar klebten verschwitzt an seiner Stirn.

Die Wangen gerötet, Arme und Beine braun gebrannt, hob er auf einmal die Hand und winkte; erst zögerlich, dann immer heftiger. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen, ein Lächeln, das immer breiter wurde, bis es schließlich zu einem wahren Grinsen ausgewachsen war; ein Grinsen, so voller Lebensfreude und Frohmut, dass ich nicht verhindern konnte, dass auch meine Mundwinkel sich nach oben bogen. Eine ungewohnte Bewegung, sie kamen mir etwas eingerostet vor, meine Mundwinkel – aber ja, es funktionierte noch.

wait, we can't fall now

Später, sie saß mit dem Rücken an einen Baum gelehnt und redete, legte ich aus einem plötzlichen Impuls heraus meinen Kopf in ihren Schoß. Ich sagte etwas, irgendwas. Es war nicht wichtig. Es war nur wichtig, einfach da zu sein.

Ihre Hand gedankenverloren in meinem Haar spielend, meine Hand an ihrem Arm, auf und ab, zarte Berührungen. Sie erzählte von Ängsten, von Sehnsucht; ich setzte mich auf und fand ihren Blick, diesen Blick aus unbeschreiblich dunklen Augen, noch dunkler jetzt, als sonst. Noch nie habe ich mich so aufgehoben gefühlt.
 
Und als sie gehen musste, sträubte ich mich; saß trotzig auf diesem Fleckchen Erde und wollte nicht, dass die Zeit ohne sie weiterlief.

     "Komm’ schon", sie stand vor mir, dann ging sie in die Hocke.

     "Geh’ tanzen", sagte sie, "To forget the thoughts. Das hast du mir
     mal geschrieben, weißt du noch? I love you, hast du da
     geschrieben."

      Sie lächelte.

"Das war ernst gemeint.", flüsterte ich.

     Ihr Gesicht von der Dunkelheit versteckt. "Ich weiß."

Dann stolperte die Zeit.

     "Ich dich auch."; geflüstert, ein rascher Kuss auf meiner Wange, kurzentschlossen. Sie zog mich hoch, bugsierte mich ins Schwarzlicht, ein letzter Blick, und ich wusste, ich konnte nicht verloren gehen. Ihre Wärme wie ein Schutzschild, wie ein sanfter Kokon um mich gewebt. Sicherheit.

Die Sicherheit, zu jemandem zurückkehren zu können; Halt suchen zu können und ihn zu finden. Das ist so schön.
 

stumble on my life

Ich warf mich ins Tanzgetümmel, ließ die Musik die Regie über meinen Körper übernehmen, wirbelte, pulsierte. Plötzlich war A. auch da, wir lachten uns verlegen zu, zögerlich; dann dröhnte der Bass heftiger und meine Haare flogen, sie lachte, ihre Zähne leuchteten im Schwarzlicht. Schweiß, wirbelnde Silhouetten,
noch mehr Schweiß. Die Luft zu warm, zu drückend (schwer) um sie zu atmen; ich kämpfte mir meinen Weg nach draußen frei,
A. hinter mir herziehend.


Bei den Rauchern stehen? Nein. Wir stolperten keuchend und kichernd über Steine und Kiesel und unsere Füße, fanden nasses Gras. Und weiten Himmel. So fühlt sich Freiheit an, dachte ich; aber eigentlich dachte ich gar nichts, wir schlangen unsere Arme um einen Baum, lehnten uns an ihn, Finger an Rinde an Haut. Das Licht der umstehenden Laternen bleichte die Farben aus, wirkte fahl und doch nicht kalt, keine Kälte der Welt konnte mich erreichen.
Wir wanderten umher und füllten unsere Herzen mit Worten,
wir lagen nebeneinander im Gras; ich hatte sie scherzhaft zu Boden geworfen, in einem unerwarteten Moment genug Schwung aufgebracht. Lagen einfach im Gras, und es fühlte sich so richtig an.
Es fühlte sich richtig und gut an, als wir später eng umschlungen noch eine Weile dastanden und den Moment noch nicht beenden wollten. Dann ihre Hand in meiner, schlitternd und hüpfend wieder den Weg in die Gesellschaft gefunden; die Blicke der Umstehenden, irritiert und unter hochgezogenen Augenbrauen auf uns zielend.
Und ich lachte sie aus, all die gekrümmten Fragezeichen, all die gierigen Lästerzungen; lachte, weil sie das niemals erfahren würden, was das für ein Gefühl war. Ich hielt ihre Hand.
So vertraut, so leicht. (Wärme.)
So gut.

I really need to know now

K. einen Geldschein in die Hand gedrückt, sie kämpft sich zur Theke durch; ich lasse wartend den Blick schweifen, mustere die Vorbeigehenden, dicht an dicht, Schweiß an Tränen an kühlenden Weingläsern. Jemand steht da, um sie herum sind gar keine Leute, als hätten sie ihr Platz gemacht; ich sehe noch mal hin.

Sie erkennt mich, bevor ich begriffen habe; ein Lachen springt mir entgegen, ich drücke sie an mich, ein wenig zu fest. Geplauder, Freundlichkeit; ich bin so flüchtig und leicht, nicht länger schwermütig sehnsuchtsvoll. Der Abschied nur kurz, nur beiläufig, bald schon geselle ich mich zu dem Grüppchen, dem auch sie angehört. Nach glühender Kippe streckt sie die Hand aus, wir rauchen nachlässig; ich rauche, damit sie raucht, damit sie ihre Finger an meine schmiegt.
Dann will sie gehen, nimmt mir die Kippe noch einmal aus der Hand, „Was kriege ich dafür?“, scherze ich, und sie will mir nur ein Lächeln geben. Protestierend ziehe ich sie zu mir herunter, neben mich, noch ein paar Momente der Nähe; „Du schummelst ja“, stelle ich fest, denn sie inhaliert den Rauch nicht, atmet ihn nicht ein, behält ihn im Mund und der dichte Qualm verrät sie. Lachend gibt sie es auf, gibt mir die Kippe und einen Katzenblick zurück; falls sie verärgert ist, so zeigt sie es nicht. Ich fühle ihre Hand in meiner, als sie geht und verspricht, am Samstag zu kommen, „Ich freue mich“, drücke ihre Finger sacht, nur ganz sacht.
Als sie weg sind, stehe ich auf und lege den Kopf in den Nacken.
Der Sternenhimmel fällt und fällt doch nicht auf mich hinunter.

caught in the middle

happened two months ago

Staubfinger ‎(17:34):
schnee fällt schwer auf die güterzuge und stapelt sich wie kleine weiße mützen auf den rostfleckenübersähten stahlriesen. ein meter daneben wirbelt ein ice mit 300 stundenkilometer die schneeflocken auf. während das bemützte sich schwerfällig nach italien aufmacht. wandel.

me. ‎(17:36):
das ist wundervoll. ist das von dir?

Staubfinger ‎(18:44):
ja
klang im kopf besser, aber wollte es schnell jmd schreiben,
sonst hätte ichs wieder vergessen

declared for days to come

wenn zwei seelen sich begegnen
kann es dann mit mal gescheh’n
dass die eine viel zu sehr
vertieft ist
(in ein buch, vielleicht)
oder darein, nichts zu seh’n
als dass sie jemals merken wuerde
wer grad ihr gegenueber sitzt
ist eine ihr verwandte seele
die leise blut und wasser schwitzt?

take me somewhere

Zu viele Gedanken haben zu viel in Nichts hineingedeutet.

Sie verführt dazu, mit ihren blitzenden Augen und den neckenden Worten, doch mehr ist es nicht; mehr will sie nicht. Und vielleicht sollte ich mich damit abfinden, dass wir nie mehr miteinander zu tun haben werden als jetzt, uns nie wirklich nahe kommen werden; nie näher als an diesem Abend. (Sie malt Sterne auf Haut, die nicht meine ist. Sie versprüht Blicke, die nicht mir gelten.)

Es gab so viele Möglichkeiten, so viele wir-sind-allein-und-jetzt?-
Momente, und es ist nichts passiert. Weil es nie gepasst hat, und es wird nie passen, und ich werde trotzdem weiterhin erröten, wenn sie bemerkt, dass ich sie ansehe, und es wird aber nie weiter gehen.

Einmal, einmal verließ sie die abendliche Runde etwas früher als alle anderen, und nach einer Weile verlangte es mich so sehr danach, ihr meine Zuneigung zu zeigen, dass ich vorgab, auf die Toilette zu müssen. Die dunkle Treppe hinauf tastete ich mich, dort das Schlafzimmer; ich stand schwer atmend vor der Tür und streckte nur langsam die Hand aus.
Vorsichtig und leise wollte ich sie öffnen, doch die Tür quietschte unbarmherzig laut, und deshalb stieß ich sie rasch auf, das Geräusch in meinen hämmernden Ohren nachhallend.
Ich stand da und atmete gepresst, schaute auf sie hinunter, wie sie im Bett lag; eine ganze Weile. Ich stand einfach nur da, die Stille drückend, bewegungslos, erstarrt. Dann fasste ich mir mein lauthals pochendes Herz und strich ihr mit der Hand flüchtig übers Haar, einmal, zweimal. „Schlaf schön“, flüsterte ich leise, und schloss die Tür rasch wieder hinter mir, lautlos, dieses Mal.
Ob sie bereits schlief?, vielleicht; ich weiß es nicht, und ich werde
sie nicht danach fragen.
Denn den Zauber, den will ich bewahren.

bottle up your smile

my little sister, just a few moments ago.

« Ich mag Augen. »
(kleine Pause, lächelt in sich hinein)

« Augen können sprechen. »

so here we are again

Als ich mich ihr gegenüber auf einen Stuhl fallen lasse, nehme
ich eine Bewegung wahr, die durch ihren Körper geht. Kein Ruck,
viel weicher; doch bevor ich den Vergleich zu einer Welle ziehen kann, schaltet sich mein Kopf aus.


Ich suche ihren Blick, spiele mit einem Stift, lausche dem Wortwechsel und kann nichts denken. Kann nur lachen und mich dem Sog ihrer Blicke hingeben. Eine Zeit lang schreibt sie konzentriert, leicht schräge, geschwungene Buchstaben füllen das Blatt; ich albere mit S. herum und bemerke, dass sie zuhört, obwohl noch andere Gespräche laufen. Bald gesellt sie sich hinzu, die Unterhaltungen verschmelzen zu einem großen, von Gelächter und vereinzeltem Raufen durchsetzten Wortgefecht.
Spitzbübisch male ich kleine Striche auf S.s Hand, die sich lauthals wehrt, und wie aus einer plötzlichen Entscheidung heraus, greift Sie zu einem Edding und lehnt sich zu mir herüber. Der Stift malt auf meine Hand, bevor ich zurückzucken kann, und als ich es tue, bereue ich es. Ich erkenne die Form, diese abgerundete Linie; es fehlt noch etwas und ich lasse sie weitermalen. Um uns tobt es, Lachen und Geschubse und Flüche, doch sie malt es zuende und wendet sich dann wieder ihren Vokabeln zu. Als sei nichts geschehen.

Ein Herz auf meiner Hand, schwarze Striche, die so viel bedeuten. Verunsichert suche ich in ihrem Gesicht nach einer Bestätigung, finde nur ein Lächeln und beschließe, mich einfach zu freuen.
Ich weiß nicht, ob sie jeden Tag jemandem ein Herz auf die Hand malt, nur zum Zeitvertreib. Ich weiß nicht, ob sie mir damit tatsächlich das sagen will, was ich zu träumen wage.
Aber am liebsten würde ich dieses Symbol, verschmiert und unsymmetrisch wie es ist, niemals abwaschen.

and I felt something

written down in 2007

« Aber ist Liebe nicht immer
      das Konzentrieren der Sehnsüchte
   auf eine einzelne Person? »

close enough for you to taste

Die Dunkelheit lässt klare Umrisse zu Schemen verschwimmen, Schattengestalten in der Ferne. Ich taumle über Steine,
über Sandstrand; Wind fegt über uns hinweg als wir mit zusammengekniffenen Augen das Umfeld nach Leben absuchen.
Da stehen ein paar, dort ein Grüppchen, doch es zieht uns zu einer kleinen Düne, eine Insel, die vor Kälte zu schützen verspricht.


Gesenkte Stimmen, vertraute Gesichter; eine Zigarettenspitze glüht auf und ich vergesse, was Unbehagen bedeutet. Schmiege mich in eine Kuhle, lache leise auf, als mir ein Paar Augen entgegenblitzt, fasse Hände und atme ruhig. Gerade habe ich mich niedergelassen, als zwei Mädchen auf uns zusteuern; mein Herz ist zu müde, zu vollgesogen mit Alkohol, um laut zu jubilieren; und ich kann nur benommen dabei zusehen, wie Sie sich hinter mich setzt,
    « direkt
      hinter
    mich »

und plötzlich lehne ich an ihr.
Lehne nicht nur an ihr, bin ein Teil von ihr; ihre Beine links und rechts, mein Kopf an ihrem Bauch. Ihrer Brust. Ihre Hände spielend in meinen Haaren, behutsam. Ich fühle mich wie übergossen, wie getränkt in Glück. Überall Zuneigung, manchmal versteckt, doch so oft offen gezeigt und ich bin dankbar und müde und kann nur denken, dass es nie enden soll.

Ich weiß nicht mehr, wann sie die Schachtel auspackte; mit einem Mal hielt sie ein Zigarillo in der Hand und ich sog den Rauch ein, behielt ihn im Mund, nur ein bisschen in die Lunge, versuchsweise, musste husten. "Riech' mal", sagte sie, und hielt mir die Schachtel hin, "Das riecht so gut", ihre Hände so nah, ich griff immer wieder nach ihnen. Streichelte sachte, wurde gestreichelt, von Jungenhänden, doch sie zog ihre nicht weg und ich, ich hielt das Zigarillo. Zwischen zwei Fingern, ihr Gesicht über mir, nur ihr Gesicht und der Sternenhimmel. Ihre Lippen an meinen Fingern, als sie am Zigarillo zieht; ich schmiege mich an sie und – nichts, und.

"Ich kann dein Herz schlagen hören", sagte ich zu ihr.
Sie erwiderte sanft den Druck meiner Hand.

in a naked slumber

Die Schuhe ausgezogen und im Zimmer gelassen, nur Socken an den Füßen und den Hang zur Albernheit, kitzelnd am Gaumen.

Ich rutsche übers Parkett, erst nur vorsichtig, dann übermütig.
Mit rudernden Armen, mit Anlauf; etwas bahnt sich den Weg durch meine Kehle und wird von mir freigelassen. Schlitternd bin ich wieder Kind, lache wieder frei heraus; es macht solchen Spaß, unglaublich viel Spaß, und ich schnaufe vor Anstrengung und will nicht, kann noch nicht aufhören. A. lacht mit mir, schlittert mir entgegen und lacht nur noch lauter, als sie ausgleitet und hinfällt. Hin und her, nebeneinander und richtungslos; wir gleiten dahin, mit diesem Gefühl der Leichtigkeit im Bauch. So einfach und so gut.

I'm pins and I'm needles

Dass es auf die kleinen Dinge im Leben ankommt, hat man mir gesagt. Die Kleinigkeiten sind das Wichtigste; es sind Kleinigkeiten, die das Leben ausmachen, und so weiter.

Aber die Menschen sehen sie nicht, die kleinen Dinge. Sie sehen sie erst, wenn man einen Scheinwerfer darauf richtet; wenn man sie mit Neonfarben ansprüht oder beharrlich mit dem Finger auf sie zeigt. Und selbst dann. Selbst dann werden sie von ihnen nicht wahrgenommen, nicht wirklich. (Man kann so viel sehen / hören / ertasten / schmecken, ohne wahrzunehmen.)

Da liegt ein Gummibärchen auf einem moosbewachsenen Wellblechdach, inmitten von Kieselsteinen. Rot. Sie verstehen nicht, wie sehr ich mich darüber freue. Als ich am nächsten Morgen die Vorhänge zurückziehe, stürmen kleine weiße Punkte durch die Luft; eine dünne Decke hat sich über Nacht auf Moos + Gummibärchen + Steine gelegt. Ich bräuchte Zeit, viel Zeit und freundliche Stimmen, um diesen Moment einzufangen; es gelingt nicht, nicht wirklich.
Und sie verstehen nicht, weshalb ich es versuche.

just some incapable figure

Sprachlosigkeit geht immer mit einer gewissen Taubheit einher. Hand in Hand.

Man starrt, und - Jetzt weiß ich, was es bedeutet, wenn man sich selbst nicht in die Augen sehen kann. Natürlich kann man es noch, natürlich erscheint dasselbe Gesicht im Spiegel wie ehedem, und natürlich blendet kein helles Licht den Blick, wenn man den eigenen zu erhaschen sucht. Es ist nur so, dass man ihn nicht findet. Du kannst deine Augenfarbe untersuchen, kannst peinlich genau letzte schwarze Krümel wegwischen und dich darüber wundern, dass alles so ist, wie immer. Doch das ist es nicht. Irgendwo in dir, dort, wo der Blick entspringt – Dort hat sich etwas verändert. Verdunkelt. Du weichst dir selbst aus. Windest dich, lenkst dich ab, kannst nicht offen und ehrlich und ohne Hintergedanken in den Spiegel schauen. Einfach nur schauen. Ohne Entschuldigungen zu suchen, Vorwände (nur aufgeblasen).
Ein Kuss, diese Begierde nach Realität; endlich anfassen können. Und ich hatte ein Wunder erwartet. Wie naiv. Aber es muss, es muss doch besser sein? Es muss irgendetwas Besonderes sein. Wie kann es nicht? Alles, alles ist darauf ausgerichtet; die Magie eines Kusses, unersetzlich.
Wo ist dieser Zauber. Wo.

[Seifenblase I geplatzt - keine Blume]

knocking down the doors

Ich bin ein Mensch, der die ungenutzten Möglichkeiten liebt.

Er sieht sie gern ausgebreitet vor sich liegen, hin und wieder streicht er sogar sacht mit der Fingerspitze über eine von ihnen; eine, die besonders verlockend scheint. Hingebungsvoll liegen sie da, nur ein Zucken trennt ihn von ihrer Verwirklichung; doch er betrachtet sie so gern, betrachtet ihren durchsichtig schimmernden Schein, ihre unschuldige Reinheit. Er kann sie nicht an sich reißen, kann sie nicht gegen die Wand werfen; er will nicht, dass sie zerbrechen, sieht nicht die Möglichkeit des Abprallens. Wie kann ich diese zarte Schönheit zerstören, fragt er sich, und hält den Atem an, wenn eine von ihnen ins Zittern gerät.
Sie erstarren, sobald sie verstrichen sind; und nur noch ein trüber Glanz erzählt flüsternd von ihrer einstigen Pracht. Doch er erinnert sich, lässt mit wehmütigem Lächeln den Blick über die aufgereihten, gefrorenen Möglichkeiten wandern. Einst hätte er sie mit Leben füllen, hätte er ihnen Farbe einhauchen können. Sie hätten ihre Form geändert, wären ihm aus den Händen geglitten und zu etwas emporgewachsen, das er sich nie erträumte; doch davor fürchtet er sich. Er fürchtet sich so sehr, sie zu verlieren, die Möglichkeiten; all diese Vielleichts und Vielleichtjadochs. Sie sind wie Samen in seiner Hand; Samen, die er niemals ausstreut, sie stattdessen fasziniert betrachtet. (Er sieht, dass wundervolle Blumen aus ihnen erblühen können, und er weiß, dass diese Hoffnung ebenso gut enttäuscht werden kann. Also die Samen, sind sie nicht schön genug? Er begnügt sich mit ihnen. Er muss.)

Man stelle sich dieses Bild vor, und stecke den Kopf unter die Bettdecke. Da sind sie, und ich greife nach ihnen; ich werde Hunderte von ihnen in die Erde stecken, ganz gleich, was daraus wächst. Es wird doch eine Blume darunter sein.

memories, following me like a shadow

Wenn dir das Leben vor den Augen zerrinnt, zartschmelzende Saitenklänge, ein Spiegel, mit der Vorderseite nach unten auf dem Tisch liegend. Wenn eine Botschaft in dir nachhallt, und du ihr mit sehnendem Blick nachschaust, wie sie verblasst; und du dann auf dem Boden sitzt und Verzweiflung aus dir herausströmt.

Wie ein unverhoffter Regenguss, es schüttelt dich. Deine Finger gleiten ab, alles entwindet sich dir, so scheint es; mit den Fingernägeln jede Ritze suchend und doch vergebens. Die Harmonie, sie fehlt; unter dem Bett große Staubflocken, auffordernd wackelnde Zeigefinger; der gesamte Raum sehnt sich nach eifrigem Wischen und Putzen, nach einer ordnenden Hand. Wie mein Zimmer, so auch ich. Einen schreckhaften Menschen sehe ich vor mir; jemanden, der die Gewissheit scheut aus Angst vor Hässlichkeit. Und Schmerz. Diesem abgrundtiefen Schmerz, ich weiß nicht, kann ich ihm standhalten? Nein, flüstert etwas, und was bist du, wenn all deine zusammengeträumten Köstlichkeiten nicht ein, nicht ein winziges Bisschen nach Wahrheit schmecken?

and you're singing this song

Es gibt diese Momente, in denen alles verdreht erscheint; Momente, in denen deine Welt in bunte Schlieren zerläuft und nichts zurücklässt als einen zusammengewürfelten Haufen von Gedanken, vor dem du dann stehst und den du mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtest.

Diese seltsamen Momente sind das, worüber ich mir den Kopf zerbreche; sie sind wie der ersehnte Pfefferstreuer, wenn das Omelett fad ist und du dich fragst, wie du es hinunterwürgen sollst. Sie sind die Würze, sind das Salz in der Suppe, der Handstand auf dem Rasen. Es kann eine Situation sein, in der dir das Blut heiß in den Wangen glüht und du dich weit weg wünschst. Es kann eine Begegnung sein, deren Zufälligkeit dich an den Fußsohlen kitzelt.
Ein zugerufenes Wort, das noch lange nachhallt; eine Berührung, ein tiefer Blick. Oder dieses Bewusstsein, das einen manchmal erfasst; jetzt und hier und ich genieße es. Das sind sie, die Momente;
und Tage ohne sie vergehen zäh, sind farblos. Stumpf.
Und sind schnell vergessen.

do you know what it means

Zusammentreffen der Blicke, nur kurz und stumm.

Sie: ausdruckslos.
Ich: sehnsuchtsvoll.

never seen a shade of grey

Unsichtbare Fäden durchziehen den Raum. Sie wandern an Wänden entlang, kreuzen sich, lassen voneinander ab und wandern weiter. Ruhelos. Ich kann sie spüren, die Blicke; spüre ihre warme Energie wie fassbare Stränge an mir vorbeigleiten, und ich bräuchte nur die Hand auszustrecken... Um sie zu bündeln. An ihnen zu zupfen, neckend; und wie sehr wäre mir manchmal danach, sie allesamt an mich zu reißen.

L. spricht lachend, gestikuliert mit fließenden Bewegungen, und ich bemerke den Ruck, der durch den Raum geht. Die Fäden, zuvor ein ungleichmäßiges Netz bildend, richten sich auf sie aus, stellen sie mit einem Mal ins Zentrum. Machen sie zum Mittelpunkt. Und ich schrecke zurück vor der plötzlichen Symmetrie, wende den Blick ab und ziehe einen anderen auf mich; doch das Bild mit dem Punkt und den darauf gerichteten Strahlen besteht weiter. Der Nachhall hinterlässt nur langsam verblassenden Schrecken.
Dann entkomme ich, suche die Weite, die verstreuten Blicke. Und ich fange einen, und noch einen, und jubelnde Fröhlichkeit steigt ungeklärt in mir hoch. Ein weicher Blick hüllt mich in Sicherheit, ich lächle und könnte die Welt umarmen. E. schaut, und dann sagt sie „Oh“ und stürmt an uns vorbei; nur dieser Ausruf und ich weiß, sie hätte beinahe ihren Bus verpasst. Sie läuft vorbei und berührt mich verabschiedend am Arm; und diese Berührung hat so viel gesagt, so viel, dass ich für einen Moment der Überzeugung war, die Menschheit brauche keine Worte. Nur Blicke, nur Nähe, und hin und wieder
einen Schlag ins Gesicht.

where the sky is lonely

„Bitte.“ Ein hastiges Drehen des Schlüssels, mit einem spürbaren Knirschen beugt sich das Schloss meiner Eile. Die Gedanken in meinem Kopf jagen einander, sind nur noch Fetzen, und fliegende Hände sortieren, packen, stellen aufeinander. Schließlich bin ich beladen, halte Habseligkeiten in der Hand, wehe raschen Schrittes die Treppe hinunter und habe noch immer nur diesen einen Wunsch. Sie noch einmal zu sehen.
„Bitte.“ Ich kann den Drang nicht benennen, die Sehnsucht nicht begründen. Ich rechnete nicht damit, dass sie tatsächlich noch da sein könnte. Höhnisch belächelte die beobachtende Stimme in meinem Kopf diese Hast, das verzweifelte Aufbäumen; verächtlich fragte sie: Was, wenn nicht? Hm? Was willst du denn schon tun?
Und die Traurigkeit schlug bereits in mir hoch
[betäubte Niedergeschlagenheit] als ich das vertraut dunkelglatte Blond ihrer Gestalt ausmachte. Ich saugte auf, saugte alles auf, wie sie ihr Instrument verstaute und in den Wagen stieg, wie kein Blick mich traf.

Es beginnt die Zeit, in der ich bemerkt werden will.
(Oder ich wollte es schon immer. Nur weiß ich es jetzt.)

praying for love in a lap dance

Die Minuten verfliegen, ein eiliger Nordwind treibt sie vor sich her wie eine Herde unverständiger Schafe, lässt sie durcheinander purzeln und duldet doch keinen Aufschub. Wie viel kann in einer einzigen Minute geschehen – und wie wenig.

Manchmal drängt es mich danach, Dinge zu erleben; scheinbare Ereignisse, schale Momente, herausgeputzt und zum Glänzen gebracht. Nur kurz. Nur kurz, denn das Leben hastet weiter und die Augenblicke ziehen an dir vorbei, winken dir rasch zu und entschwinden dann am Horizont. Dich zurücklassend. Betrachtend, wehmütig. Sie verblassen, fallen vom Bald ins Damals und du fragst dich, wo, wo waren sie dazwischen? Gelächter verhallt, Blicke vergilben, und du sitzt irgendwo in der Stille, mit ausgestrecktem Arm, und greifst nach Schatten während dir das Jetzt durch die Finger fließt. Ungehindert fließt es, auch dann noch, wenn du die Hände zu Fäusten ballst; auch dann, wenn du die Augen zukneifst und dich in die Arme der Finsternis wirfst.
Es rinnt dir unaufhörlich durch die Finger, das Leben.

with a ribbon on it



und dann
ist da
die
ses bild in deinem kopf
unbestimmte enttaeuschung /
verschmierte kreide an karokalter
tafel / schokoladengetunkte fing
erspitze und angehaltener atem
der
da ist
und dann

some guidance from above

Verschwommene Gesichter ziehen farbige Schlieren,
ein Lachen blitzt auf, ein paar Hände haben sich gefunden und jemand füllt meinen Becher aufs Neue. Die sanft geschwungene Linie ihrer Lippen tanzt vor meinen Augen auf und ab während ich trinke, Gesichter kommen und gehen und stoßen zusammen. Jemand wirft absterbende Glut in die Nacht. Ich werfe mich hinterher.


Hinaus in die Kälte, die ich nicht spüre; es schneit? Es schneit!, ich schleudere die Arme in die gepunktete Luft und höre sie neben mir lachen, höre mich selbst lachen, und wir können nicht mehr aufhören. Später stürzen wir uns wieder in die Musik, in die pulsierende Menge, und Blicke verlieren sich und finden nicht wieder zurück. Angeschmiegt (weicher Körper gibt nach,
Bewegungen verschmelzen)
,
weggestoßen (im Kreis fliege ich),
ausgezuckt (auf einen Hocker geklettert und Wasser läuft die Kehle hinunter wie Eis).
Kalte Hände auf meinem Nacken und alles verschwimmt;
Traum / Wirklichkeit. Was denkst du, was fühlst du; Schlangenlinien auf dem Weg zur Klotür, die sich mir verweigert. Der Spiegel zeigt gerötete Wangen und zerzauste Haare und grüne Augen und einen Mund, der nicht weiß, wo er hingehört.
Wenn die bruchstückhafte Welt verschmilzt, atmest du laut.

[ 099. Do you believe in God ? no ]

act like summer and walk like rain

Fuck, es gibt manchmal einfach nicht viel zu sagen.

Aufgeplusterte Taubenbällchen am Bahnhof, Schneekörner prasseln unsanft gegen meine Wangen. Zwei Jungs pfeifen mir hinterher und meinen mein Fahrrad. Grün in grau. Schläfrige Blicke treffen auf kratzende Hälse, blinzelnde Augen auf Hände, die fahrig einen Schal zurechtziehen. Hineingehaucht und das Wechseln der Ampelfarbe verpasst. Kirschgrün. Grasrot. Ein Bus rauscht vorbei. Fahles Licht spiegelt keine Wolken.

Wie sehr man davon abhängig ist, auf welche Weise Menschen auf einen reagieren. Wie leicht es sein muss, ein guter und glücklicher Mensch zu sein, wenn Andere grundsätzlich nett zu dir sind! Ich trete in die Pedale, Bilder tauchen vor meinen Augen auf; wie sie mich anlächelte und ich das Gefühl hatte, wahrgenommen zu werden; wie er mir freundschaftlich gegen die Schulter boxte und gluckerndes Lachen in mir hochstieg; wie er mir durchs Haar wuschelte.

Keine Chance, schon wieder lächle ich; ich liebe es, wenn vergangene Momente mich lächeln lassen.

hide the sunlight in your eyes

Hinter meinen Schläfen brodelt es, sanfter Schmerz, stechend leicht. Noch immer spüre ich die Hände auf meiner Hüfte liegen, fremde Hände, nassklamm; erst sachte und wie zufällig, später bestimmt. Fordernd. Ein Körper dicht an den anderen gedrängt, beweg dich,
hör nicht auf zu tanzen, dreh dich um. Seine Finger, ich streifte sie versehentlich, fasste dann nach ihnen; so harmlos, so kindsgleich, und doch stieg die Angst in mir hoch. Sanft befreite ich mich aus seinem Griff, fliegendes Haar bringt Abstand; doch ich sollte mich in dieser Nacht noch oft befreien müssen.
Den drängendsten Eindruck hat jedoch nicht seine Hartnäckigkeit, sein Unverständnis gegenüber meiner ewigen Flucht gemacht, sondern sein letzter Blick. Ich war seinen Augen ausgewichen; wusste nicht, wie ich ihnen begegnen sollte, doch ein Abschiedslächeln wollte ich ihm zuwerfen. Ich glaube, ich winkte sogar leicht, ein wenig Freundlichkeit, ein wenig Bedauern; ich suchte seinen Blick,
fand nur Leere. Er starrte ausdruckslos, glasig vor sich hin und schien weder mich noch meine Absicht zu erkennen. Ich erschrak, noch immer ist der Schreck nicht verschwunden; es war der Blick eines Verlorenen. Der Blick von jemandem, der keinen Sinn mehr sucht. Nur Leere.
Ich hoffe, dass es an diesem Moment lag; dass er bei Tageslicht anders aussieht, dass der Schweiß und die Müdigkeit Schuld daran trugen. Ich hoffe es wirklich für ihn.

this could be nothing

Das Gefühl, wenn ein Lied erklingt; erlösend.

Tief im Innern glaube ich nicht daran, glaube nicht an Wunder.
[Das ist nicht dahergesagt.]

Ich glaube, tief im Innern überwiegt die Vernunft, das rationale Denken. Hoffnung ist mehr oberflächlich, legt sich wie eine sachte Staubschicht um den Kern; ich weiß selbst nicht, wie ich das meine. Tief in jedem Menschen ist dieses Etwas, das, wenn eine Hoffnung in die Brüche geht (klirrend zerscheppert), leise flüstert: „Ich hab’s ja gewusst.“

Eigentlich hast du es ja gewusst, aber du wolltest nicht wissen, du wolltest hoffen. Du wolltest Farbe, wolltest Gefühle in deinem Leben, denn das tiefste Schwarz ist lebendiger als graue Farblosigkeit. Dann diese Ameisen auf der Haut, dröhnendes Herzklopfen in den Ohren, schweißnasse Finger; du lebst, du lebst... Du hoffst. Es könnte dir auch egal sein, du könntest dir deine Besessenheit ausreden, deine angebliche Faszination – wie misstrauisch sollte man sich selbst gegenüber sein? – aber du hältst dir die Ohren zu, verklebst der Vernunft den Mund und sagst dir, irgendetwas muss es im Leben doch geben, das ihm das gewisse Etwas verleiht.

Die Besonderheit.

Und dann knipst du schnell wieder das Lämpchen an, den Hoffnungsschimmer; wartest, bis es dunkel wird im Zimmer, und dann schwebst du davon mit deinen Träumen, wirbelst Spiralen in die Schwärze.

Nachts ist die Sehnsucht am stärksten.

you and me

du
 siehst
    sie
und dein verstand verdunstet innerhalb einer millisekunde.
    sie
   sieht
  dich
 an
und
lächelt
   lächelt
     lächelt
und du laechelst zurück, denn dein hirn ist gerade implodiert und
zu etwas anderem bist du gerade sowieso nicht in der lage / genau
so wenig wie du dazu in der lage bist dich gegen den strom fluessigen gluecks zu wehren der jetzt durch deine adern schiesst (gold) / blut brandet gegen deine wangen / nur mehr ihr blick in deinem kopf / ihr blick ihr laecheln / ihr blick / ihr blick / der ausdruck in ihren augen
                    und
                      für
                        einen
                       moment

                        bist du
                         glück
                           lich
                             .

turning into dust

Ich habe mir überlegt, vielleicht ist es tatsächlich falsch.
Das Schreiben, meine ich.


Ich schreibe aus mir heraus, meine Gefühle, meine Gedanken;
sogar diesen Geruch, der schon seit gestern Abend an meinen Händen haftet und sich nicht abwaschen lässt, kann ich aus mir herausschreiben. Es gehört dann nicht mehr nur mir, das Geschehene, sondern noch anderen; selbst wenn niemand liest,
wenn nur ich bisweilen diese getrockneten, gepressten Gedankenblüten betrachte – Es hat sich dann etwas verändert.
Das Schreiben wäscht etwas aus mir heraus, die Buchstaben fangen ein und lassen den erlebten Moment erstarren. Erstarren, weil er mit Worten beschrieben wurde; Gedanken sind anders, sind mehr, sind nicht nur Worte.
Und dann überwiegt wieder der Drang, der Wunsch, etwas festzuhalten; manchmal gelingt es, manchmal weiß man, genau so ist es gewesen, und man liest es wieder und wieder und die Worte tropfen von deinen Lippen, schmecken wie Honig, wie Salz und Zitrone. Und doch. Ist es nicht möglich, dass andere Leute, wenn sie die Dinge nicht aus sich herausschreiben, mehr davon haben? Dass es sich in sie hineinbrennt, weil es nicht hinaus kann; dass sie es intensiver erleben als es mir je möglich sein wird?

get your necks to crack around

Verschlingende Münder, fremde Hände auf ihrem Körper;
ich drehe mich weg. Das Licht zuckt, zerreißt den Moment in viele kleine Schnipsel. Ein flüchtiger Blick. Ein geschlossenes Augenpaar. Zerwühlte Haare. Eine Zunge fährt über Lippen, eine Hand durchs Haar; Körper wiegen sich zur Musik, werden von der Musik hin und her gerissen wie willenlose Puppen. Ich werde selbst zur Puppe, meine Arme malen den Rhythmus, meine Füße stampfen den Takt, mein Körper wird zu mir und ich werde zu meinem Körper. Ich tanze, ich tanze. Keine Gedanken mehr, nur dieser Befehl. Tanzen.
Es ist, als habe die Musik etwas in mir ausgeschaltet. Eindrücke überfluten mich, jede Sekunde passiert etwas; ein Lächeln, eine Bewegung, eine Berührung. Und ich trinke, trinke all das wie ein durstiges Tier, aber ich werte es nicht aus. Ich sauge auf wie ein Schwamm und tanze weiter, ohne darüber nachzudenken; meine Arme schlagen die klebrige Luft, schlagen alles fort von mir.
Die Dinge passieren und sind passiert /
weitere Dinge passieren und weitere
werden passieren.
Ich schließe die Augen und werfe den Kopf in den Nacken.
Keine Gedanken mehr, nur dieser Befehl. Tanzen.
Ein Gefühl. Ein freier Platz um auszuruhen. Ausdruck - Und Zuflucht.

put your hands up

Ich hasse das. (Ich wickle eine Strähne um meinen Zeigefinger und starre vor mich hin.)
Ich hasse es, wie gleichgültig den Menschen alles ist, wie verdammt gleichgültig. (Ich bewege nur die Finger auf der Tastatur, am liebsten würde ich laufen, mit zusammengebissenen Zähnen alle Gedanken aus mir heraus laufen.)
Sie sehen die Schönheit in den Dingen nicht. (Ich nicke.)
Sie sehen nicht, wer ich bin, was ich bin; sie wollen es nicht sehen. Es interessiert sie einfach nicht.


Vor den Kopf gestoßen, das bin und wurde ich; wieder und wieder. Die Blicke, die an mir vorbeigleiten, sind wie Schläge ins Gesicht; jedes Lachen, das nicht mir gilt, sticht beherzt zu; Nadel in mein Herz, mein Herz als Nadelkissen. Ja, das Bild gefällt mir, und – fingernaegel auf meiner haut; weisse kratzspuren, die bald verblassen werden – ich merke: Der Blick richtet sich nach innen, wenn die Welt dort draußen zusammenbricht. Nach innen, ins Dunkle; da, wo keine Stimmen verletzen können und keine Geste die Tränen in mir hoch kochen lässt.
Nur ich und leere Worte
und der Wunsch, an nichts denken zu können.

somewhere, way up high

happened in 2006.

S. (06:00 PM) :
kennst du das wenn deine hände anfangen zu zittern und dein herz anfängt zu rasen wenn du irgendne person siehst?

me. (06:00 PM) :
nein

S. (06:01 PM) :
wenn du deren stimme und sowieso alles an der vermisst wenn du die ein paar stunden nich siehst

S. (06:01 PM) :
das is sowas von abartich geil

let me grab your soul away

Ich kann es nicht verhindern, ich habe schon wieder gebrannt.

Ein
ganz normaler Tag,
und dann stehst du irgendwo
und überlegst, und dein Blick fällt
durch die Glastür hindurch. Und du siehst sie, siehst,
wie sie auf einem der Tische sitzt, den Kopf dir zugewandt. Vielleicht schaut sie schon die ganze Zeit in deine Richtung, vielleicht hat sie den Kopf aber auch gerade erst gedreht, gerade eben erst. Du weißt es nicht, und es ist dir auch verdammt egal, denn sie schaut dich an. Schaut sie dich an? Du bist dir nicht sicher, du zweifelst; du schaust wieder hin und wieder, und sie schaut immer noch, aber du zweifelst trotzdem. Vielleicht ist es Zufall – bestimmt ist es Zufall! und wieder nur aufgebauschte Seifenblasen! und als du noch einmal hinschaust, spürst du es. Du stehst in Flammen. Sie lodern zu deinen Füßen, schlagen hoch, umflammen dein Gesicht, züngeln an deinen Armen und Beinen. Du brennst, und während du die Treppenstufen hochsteigst, weg von ihr, versuchst du, das Gefühl abzuschütteln. Obwohl du weißt, dass nichts das Feuer löschen kann. Nichts, außer einer kalten Dusche Enttäuschung. Und selbst dann,
selbst dann glimmt irgendwo
ein kleines Flämmchen
noch vor sich
hin.

'cause I love the way you say good morning

Langsam bewege ich mich durch die in schimmerndes Weiß gekleidete Landschaft, drücke meine Spuren in makellose Puderschichten. Ein gleichmäßiges Kitzeln in meinem Gesicht, noch immer rieseln kleine, nasse Flocken vom Himmel. Felder und Wiesen, eingeschneit; Bäume und Büsche mit ihrer weißen Last beladen, und ich stehe inmitten all dieser Gedämpftheit und bekomme Lust, zu schreien. Stattdessen singe ich, den Refrain nur, erst zaghaft und unsicher, dann laut und tief aus dem Bauch heraus und nur für mich. Ich drehe mich um, und da ist niemand; niemand hört mich,
ich lache über mich selbst.
Und dann schlurfe ich nur noch, lasse mich von der gedrückten Stimmung und dem Krächzen der Krähen einlullen, lasse meine Gedanken von der Leine. Bilder stürzen auf mich ein -
Worte - ein Satz, der nicht sein durfte
und mir doch so deutlich vor Augen steht –
und wieder Bilder, die nicht existieren –
Bilder, die ich gleichzeitig herbeisehne und von mir stoße –
die Warnung einer Freundin –
meine Hand in seiner
ihr Blick in meinem –
sein freches Lächeln, was wäre, wenn –
daran darf ich nicht denken
glühende Haut unter meinen Fingerspitzen
aber ich darf nicht
- sein Gesicht, das sich meinem nähert -
und immer näher kommt, immer näher –

Ich stürme los. Nur Bäume, links und rechts von mir; der Pfad steigt leicht an, ich renne, renne mit aller Kraft, stoße die Gedanken von mir und bestehe nur noch aus Beinen, und aus der Dampfwolke, die mein Atem formt. Er muss raus aus meinem Kopf, raus; ich will an nichts mehr denken, an gar nichts. Einatmen, ausatmen.
Verdammt, einfach nur noch einatmen und ausatmen.

fingertips across my skin

Die Fenster stehen offen, kalter Wind haucht herein
und trägt den Geruch des Frostes, den des Winters
mit ins Zimmer. Sie sitzt wie vergessen neben dem Teppich,
auf den Boden gekauert, ein paar Photos in der Hand.
Ihre nackten Arme frieren nicht. Sie sitzt dort, als lausche sie
auf das Lachen der Menschen auf den Bildern, als lausche sie
in sich hinein. Wie auf eine Melodie, die man früher oft gesummt und dann nach und nach vergessen hat. Mit glänzenden Augen tastet sie danach, und sie erhascht den Geschmack, diesen längst vergessenen Geschmack ihres früheren Lebens. Für einen Moment. Dann verwischt er wieder, verflüchtigt sich, und nur ein sanftes Leuchten bleibt zurück; wie ein winziges Glühwürmchen, das sich in ihrer Brust eingenistet hat.

Wehmut kann in vielen verschiedenen Farben auftreten, aber sie glänzt nicht. Sie funkelt nicht, sie schimmert nicht;
Wehmut ist glanzlos.