Unsichtbare Fäden durchziehen den Raum. Sie wandern an Wänden entlang, kreuzen sich, lassen voneinander ab und wandern weiter. Ruhelos. Ich kann sie spüren, die Blicke; spüre ihre warme Energie wie fassbare Stränge an mir vorbeigleiten, und ich bräuchte nur die Hand auszustrecken... Um sie zu bündeln. An ihnen zu zupfen, neckend; und wie sehr wäre mir manchmal danach, sie allesamt an mich zu reißen.
L. spricht lachend, gestikuliert mit fließenden Bewegungen, und ich bemerke den Ruck, der durch den Raum geht. Die Fäden, zuvor ein ungleichmäßiges Netz bildend, richten sich auf sie aus, stellen sie mit einem Mal ins Zentrum. Machen sie zum Mittelpunkt. Und ich schrecke zurück vor der plötzlichen Symmetrie, wende den Blick ab und ziehe einen anderen auf mich; doch das Bild mit dem Punkt und den darauf gerichteten Strahlen besteht weiter. Der Nachhall hinterlässt nur langsam verblassenden Schrecken.
Dann entkomme ich, suche die Weite, die verstreuten Blicke. Und ich fange einen, und noch einen, und jubelnde Fröhlichkeit steigt ungeklärt in mir hoch. Ein weicher Blick hüllt mich in Sicherheit, ich lächle und könnte die Welt umarmen. E. schaut, und dann sagt sie „Oh“ und stürmt an uns vorbei; nur dieser Ausruf und ich weiß, sie hätte beinahe ihren Bus verpasst. Sie läuft vorbei und berührt mich verabschiedend am Arm; und diese Berührung hat so viel gesagt, so viel, dass ich für einen Moment der Überzeugung war, die Menschheit brauche keine Worte. Nur Blicke, nur Nähe, und hin und wieder
einen Schlag ins Gesicht.
*rumms*
ReplyDeletedas ende ist genial.
Ich find den Anfang sogar noch viel besser. Faszinierender Text...Zieht mich in den Bann.
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