hit the high notes

Ein Wiedererkennen. Hallo, sagen unsere Lippen zur Haut, sagen unsere Körper. Hallo, und: Wo warst du?, und: endlich.

Der Taxifahrer spielt Jazz, und die Straße zieht vorbei, vorbei, die Nacht läuft nicht langsam genug; ich will, dass wir sie einholen. Schneller, schneller soll er fahren. Es fühlt sich richtig an. Der Ton in ihrer Stimme, Kannst du herkommen? Kannst du dir ein Taxi nehmen? Und in meinem Kopf surrt es, rastet ein, völlige Klarheit, bewusst, entschlossen. Ich fahre. Natürlich fahre ich. Sie will mich sehen, sie will, dass wir uns nah sind, und ich spüre das in ihrem Tonfall, über Kilometer und Kilometer hinweg. Was auf mich eingeredet wird, prallt an mir ab. Die Entscheidung ist längst gefallen, und ich weiß das, und es tut wahnsinnig gut.

Dann stehst du da, mit dem Geldbeutel in der Hand; Hast du das Geld? Dann die Hände, ganz automatisch, wir halten uns fest, du kriechst in mich rein. Du kriechst in mich rein, und ich halte dich. Verlegen bist du, ein bisschen, und überrascht, als ich frage, ob ich tatsächlich in die Wohnung darf. Dass ich mich vorbereitet habe. Dass sie ihre Meinung geändert haben könnte, während meiner Fahrt. Wer weiß das schon?

Nein. Sie legt Pyjamas raus, erst nur für sich, dann auch für mich. Sie gibt mir den Laptop und dirigiert mich ins Zimmer. Sie putzt die Zähne und ich schlingere durch die Wohnung, von hier nach dort und zurück, weiß nicht wohin, weiß nicht, was passiert.

Was passiert? Ich nenne es 'Lovers Back'. Sie nennt es 'The Nightly Call'. Ich nenne es 'True Love Always Wins'. Sie lacht.

there's an old voice in my head

Wie trotzig ich das Ende unserer Zärtlichkeit verneint habe.

Das ist ja mein T-Shirt! Ich weiß noch, wie du das gesagt hast. Das ist meins. Wieso trägst du das. Wieso trägst du es zum Schlafen. Da gehört es nicht hin; an deinen Körper, wie eine Liebkosung. Eine vergangene Version von mir hat es im Zimmer einer vergangenen Version von dir aufbewahrt, und jetzt trägst du es, wie zum Hohn. Dabei ist es nicht mehr als eine Verkleidung; du trägst es, um alte Zeiten hinaufzubeschwören, aber so funktioniert das nicht. Das ist vorbei. 

Schmerz. Schmerz; lodernd, bohrend, gnadenlos. Frisst an mir, beißt Stücke aus mir heraus, und ich stehe nur da und schaue, was übrig bleibt. 

Morgens: Träume aus dem Kopf schütteln, den Gedanken an sie, an alles, mit dem Frühstück runterwürgen. Wenigstens temporär. Tränenkanäle trockenlegen. Ausziehen, wegziehen; mein Zimmer wird von Tag zu Tag kahler, ich will das so, ich beiße die Zähne zusammen und trage den kleinen Tisch auf den Dachboden. Den will sowieso niemand, der ist alt und an einigen Stellen verrostet; ich trage dich, und es ist, als trüge ich ihn in Sicherheit. Into safety; meinen sicheren Rückzugsort verlasse ich, mein Nest, meine quirlige, mit Leben gefüllte Insel der letzten Jahre. Meine Anfänge habe ich hier gemacht, in so vieler Hinsicht; Dinge angefangen und nie zuende gebracht, andere versucht, und ständig gescheitert, aber so viele sind geglückt, so viele Emotionen sind hier gelebt worden; ich wünschte, sie hätten Abdrücke hinterlassen, sich in die Wände gebrannt, bunte Muster gezeichnet.

Und immer noch will ich zu ihr, alles drängt mich, alles schreit in mir.

keeping me afloat

C. hat dir gesagt, du seist egoistisch, und du hast es bestritten, bestreitest es heute noch; nicht egoistischer als andere, sagst du, und ich bringe es nicht übers Herz dir zu sagen, dass das nicht stimmt. Du bist egoistischer als andere. Und ich liebe dich.

Ich will der Welt den Schädel einschlagen. Der Schmerz frisst an mir, beißt Stücke aus mir heraus, und ich stehe nur da und schaue, was übrig bleibt. Ich kann nicht mehr ausweichen, spüre den Schmerz mit voller Wucht; Entbehrung, Sehnsucht, Angst; krieche rein emotional auf dem Zahnfleisch und sitze doch aufrecht, halte mich aufrecht; Sehnsucht, Selbsthass, Scham; irgendwo ist sie jetzt, und ich weiß nicht, was sie fühlt, und es fühlt sich so sehr nach Wegbrechen an, du brichst von mir weg und Steine prasseln und es gibt nichts, was das aufhalten kann.

Ich wollte dir genügen, das war ein ständiger Druck auf mir; manchmal mehr, manchmal weniger. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich bin nicht genug. Nicht leidenschaftlich genug, nicht selbstbewusst genug. Und manchmal: dir nicht ähnlich genug. Dabei habe ich mich so oft angepasst; weißt du, ich bin so oft spät ins Bett gegangen mit dir, und du lagst so selten wach an meiner Seite. Ich habe so oft versucht, die Augen noch offen zu halten, aber wann hast du versucht, sie für mich zu schließen?
  
Ich will zu dir, alles drängt mich, alles schreit in mir. Ich will dich, wie ich dich früher hatte; ganz und gar, uneingeschränkt, glücklich. Ich will dich, wie ich dich nicht haben kann, und das muss ich mir wieder und wieder sagen. Es ist: unter Wasser sein, tief getaucht, und da bist du, und ich sehe dich, und du siehst mich an, und dann schwimmst du davon. Dieses Gefühl: dich davonschwimmen sehen. Nicht zu wissen, ob du umkehrst, jemals, oder ob du glücklicher bist: dort, wohin du dich jetzt aufmachst.

blue skies from pain

Ob sich die Arbeit nicht von allein schreibt; manchmal glaube ich, das ist tatsächlich der Hintergedanke, die Hoffnung.

Dass sich alle Wörter in meinem Kopf ganz automatisch aneinander fügen, und dann unsichtbar aufs Papier gespuckt werden – von ganz allein, natürlich. Warum könnte ich sonst wieder und wieder andere Beschäftigungen finden, anderes tun, das Wichtige wegschieben, wie eine Kehrschaufel einen Berg Schmutz wegschiebt, und es sammelt und sammelt sich, aber wandelt sich nicht in Gold. Schmutzberge in Gold verwandeln; schweifende Gedanken führen nicht zum Ziel, stattdessen immer wieder daran vorbei, wie Scheibenwischer, wie Leuchtturm-Leuchtstreifen, wandernd, ziellos mit Bestimmtheit, ein schweifendes, rastloses Streifen, und die Zeit zieht zusätzlich vorbei, und du sitzt da, bis du ganz durchsichtig bist, durchsichtig und kaum mehr als ein blässliches Wabern. 

Grässliches Labern; du liest Halbsätze im Halbschlaf und klickst dich durch ganz Universen, ohne, dass etwas davon in dir zurückbleibt. Wann hast du zuletzt laut gelacht?, laut gedacht: dass doch nichts über ein bisschen Freizeit geht. Frei, zu zeiten, zu zelten, große Zeiten zu erleben und mitzumischen, aufzutischen, aufzuheitern; Entspanntes zwischen all dem Ziehen und Zerren. Eine Lücke im Gewühl, eine Brise auf schweißbenetzter Stirn, aber wer arbeitet denn heute noch so, dass ihm der Schweiß von den Beinen rinnt; das macht man doch – eben – in seiner Freizeit. Schweiß produzieren. Leise große Schritte. 

Aus deiner Mitte schält sich etwas heraus wie ein Obst, wie ein verpupptes Tier, es schält sich, fällt. Ein Klumpen Haut bleibt zurück, ein Klumpen Haut bleibt übrig. Das bist du.

like I'm not made of stone

While you fuck me, snatches from last night's dream flare up, they flicker, then they're gone.  
 
Wenn du gehst, nimmst du nichts mit von mir; meine Gedanken hängen dir nicht nach, vielmehr bleibt etwas von deinen an mir kleben. Kleine Gewissheiten deiner Gegenwart, deiner Existenz; Haut, Mund, Lippen; der weiche Ausdruck in deinem Gesicht; wie du mich an dich ziehst; wie ich vorsichtig dein Gesicht studiere, um nach Veränderung zu suchen, oder nach Kälte, aber nicht fündig werde, und seufzend vergrabe ich meinen Kopf an deiner Schulter und du freust dich, und ich freue mich; wir sind zwei warme Wesen, zwei warme Wesen, die sich gern noch näher wären jetzt, aber es sind Leute in der Küche, es sind noch andere im Raum, deshalb nur Haut zeigen, wo Haut erlaubt ist, und meine Hand greift sich dein Shirt, und du greifst dir mein Haar.