yet feel the air beneath my feet

"Die mit dem Hut, die hat ein abartig hübsches Gesicht,
findest du nicht?" (So, oder so ähnlich.)
Ich schaute hin, als hätte ich sie den ganzen Abend
noch nicht genug betrachtet, und nickte unschlüssig, ja.
Feine Gesichtszüge, hohe Wangenknochen, der schwarze Hut.
Ja, aber das ist es nicht.

Als wir die Treppen hinabstiegen, drangen Klavierklänge an mein Ohr; nur vereinzelt, und es war recht still sonst, war denn noch niemand da? Tatsächlich war der Raum kaum gefüllt, die Band noch längst nicht bereit; ich sah sie an der Bar lehnen, sie trug einen stilvollen, schwarzen Hut. Oh how that suits her. Sie sah mich / sah mich nicht, lächelte? Ich lächelte mit flatterndem Blick in ihre Richtung. Natürlich, was hatte ich erwartet, wie sollte sie sich auch an jedes Gesicht erinnern, in dessen Hand sie einen Flyer gedrückt hatte? Wir vertrieben uns die Zeit mit Worten, und je weiter der Abend fortschritt, desto mehr breitete sich das Gefühl der Behaglichkeit in mir aus; zusammengerollte Katze vor wärmendem Ofen. Kurz davor, zu schnurren. Irgendwann fing einer an, zu singen; bald saß die ganze Band auf der Bühne, und wenn ich den Kopf ein wenig hob, konnte ich ihr Gesicht sehen.

Und sie begann, zu singen.

Es war nicht ihre Stimme, die mich erst aufhorchen und dann wie gebannt lauschen ließ. Es waren die Worte, der Text; ich lauschte einer Beschreibung meiner Gefühle, eines Ausdrucks, den zu erschaffen ich nie vermocht hätte. Es stimmte, es stimmte einfach alles; "all I want is to be near you", ich lachte leise, überrascht auf. Schmerzlich berührt, vielleicht. "I try, I try, I try", immer wieder, und dann: "Why don’t you let me be fucking close to you?" Oh, ja.

Ich war mir ihrer Schönheit nicht bewusst und bin es mir auch jetzt noch nicht. Und, ist es wirklich Schönheit? Feine Gesichtszüge, hohe Wangenknochen, der schwarze Hut. Ich bin mir sicher, das ist es nicht. Vielleicht nimmt man es als Schönheit wahr, vielleicht tun das alle, aber es ist ihre Ausstrahlung; ihr wehmütig / hingebungsvoll / sanfter Gesichtsausdruck beim Singen, ihre immer samtiger werdende Stimme, die erkennen lässt, wie wohl sie sich fühlt bei dem, was sie da tut, wie sie es tut. Es ist ihr strahlendes Lachen, das mitunter aufblitzt; und das Lächeln, mit dem sie sich und ihre Bandkollegen verbindet.

Nach dem letzten Song bekommt jedes Bandmitglied seine Ration Applaus. Als ihr Name genannt wird, klatschen die Leute am lautesten; pfeifen begeistert. Später sehe ich ein Mädchen auf ihrem Schoß sitzen und frage mich, was an diesem so besonders ist; ausgerechnet an diesem.

2 comments:

  1. Der letzte Satz ist so schön aber auch traurig.
    Und ach man.
    Ich kenne das, diesen Text, in einer anderen Situation, aber die Passage ''Vielleicht nimmt man es als Schönheit wahr, vielleicht tun das alle, aber es ist ihre Ausstrahlung;''
    Ach wie sie stimmt.

    Wenn jemand nett und intelligent ist und Charakterzüge hat die ich mag, ist er soviel attraktiver und hübscher und einfach alles, als jeder andere...

    ReplyDelete
  2. Ausstrahlung, ich glaube auch, dass das die Lösung ist. Sie hat Leute, die ich anfangs - ruppig ausgedrückt - hässlich fand hübsch gemacht. Aber man kann gar nie sagen, was es genau ist und denkt, wenn man oberflächlich nachdenkt, es sei einfach nur Schönheit.
    Ich wünsche mir, dass ich auf andere auch so wirken kann.

    ReplyDelete