'cause diamonds, they fade

Ich wollte Klarheit, aber habe ich die? Ich wollte ihr schreiben, im Nachhinein, "Sorry if I scared you tonight" wollte ich schreiben. Sie ist ein Reh, hat M. gesagt, verschreck' sie nicht. Ich glaube, das habe ich längst.


Liebe N.,

es tut mir leid; tut mir leid, dass ich so betrunken war und dich an der Hand genommen habe, und du warst auf der Hut und hast gezögert, wolltest dich eigentlich losmachen, das habe ich an deinem Gesicht gesehen. Aber du bist mitgegangen, in diese Ecke, abgeschirmt von den Menschen, der Musik; und da standen wir dann, und du hast so erschrocken ausgesehen, so überrumpelt. Ein Fragezeichen auf der Flucht. Und deine Hand hast du mir entzogen, und Abstand gehalten, obwohl kaum Platz war; da waren bestimmt fast zwei Armlängen Luft zwischen uns, du warst der Tanzfläche näher als mir. Mit einem Bein auf dem Sprung, und ich schaltete, trotz vernebelter Sicht, schaltete sofort und fragte dich etwas, irgendetwas bezüglich einer Feier, die noch ansteht, und du hast irgendwas geantwortet, es war ja auch nicht wichtig.

Aber ich hätte dich gern an mich gezogen. Und das hast du gesehen, oder gewusst, spätestens jetzt, oder nicht?, und dann sind wir zurück; ich weiß gar nicht mehr, hast du mich stehen gelassen? Und wenn ich da stand, was habe ich gedacht, in dem Moment?

Ich weiß nur noch, dass ich mich wieder in die Menge treiben ließ, und dann war da eine, die gefragt hat, was los ist, und ich hab gesagt, Meine Flamme ist gerade gegangen. Und sie schaut mich so an, ich mag das, wie sie dann guckt, und sagt: Na dann – hinterher!, und es ist, als hätte sie mir ein Startsignal gegeben; ich nicke erleichtert, und laufe los. Sprinte die Stufen hoch und bleibe zwischen Tür und Angel hängen; an den Türstehern will ich nicht vorbei, also stehe ich da und schaue, und bestimmt bist du schon weg, ich habe jegliches Zeitgefühl verloren.

Aber dann sehe ich dich; du hast diesen erbsengrünen Schal um deinen Hals geschlungen, und hochgezogen übers Kinn, über die Nase sogar. Nur deine Augen sehe ich, und du siehst mich an, und dann schwingt die Tür schwerfällig hinter euch zu.

2 comments:

  1. Und was ist nun? Ich hoffe (gehe einfach davon aus, dass es sich hier um keine fiktive Geschichte handelt), dass du egal, was drauß geworden ist, trotzdem froh sein kannst, dass du den Mut bewiesen hast. Denn am Ende kommt es darauf viel mehr als auf das Ergebnis an (auch, wenn es sich anders anfühlt)

    ReplyDelete
  2. Man wird sehen. (Und ja, man kann sich tatsaechlich mit dem Risiko anfreunden. Wenn man nichts mehr zu verlieren hat.)

    ReplyDelete