on a waltz of hypocrisy

Als ich endlich, unendlich umständlich, den BH zurecht gerückt habe, geht alles ganz schnell.

Ich schlüpfe in die restlichen Kleidungsstücke, schnüre die Schuhe, werfe einen Blick aus dem Fenster. Die Scheibe ist beschlagen, also wische ich mir ein Guckloch; der Poet liegt auf dem Bett und schaut mir zu. Vielleicht schaut er auch ins Leere; jedenfalls sagt er nichts, liegt da bloß, und als ich den letzten Mantelknopf schließe, höre ich mich „Also dann“ sagen, und „Mach's gut“.

Er reagiert kaum, schaut auf, wie ein Hund, den man geschlagen hat. Er nickt und lächelt schief, sein Blick verliert sich in einem Punkt über meiner linken Schulter. Ich denke, so kann ich doch jetzt nicht gehen, und dann stehe ich schon draußen.

Regentropfen durchziehen die Luft.

Ich atme tief durch und beginne den Abstieg.

3 comments:

  1. hypocrisy? warum? Natürlich kann man so gehen. Wenn man so empfindet. Ob man eine Situation wiederholt, die einen so empfinden lässt, ist doch die eigentlich interessante Frage.

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  2. ich fühle mich ertappt...
    irgendwie sehr einschneidend beschrieben.

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  3. Leserin_die_ganze_fucking_Nacht12/02/2012, 13:28

    Ich habe die ganze Nacht, den ganzen Vormittag deinen Blog gelesen! Es ist wahnsinnig, verrückt, erstaunlich, unglaublich - wie kann es sein, dass ich jedes Wort so sehr verstehe?
    Ich möchte nichts von dem bewerten, beratschlagen, beschränken -einschränken, bejahen, verneinen.
    Ich möchte dir nur sagen, daß ich dankbar bin! und dass ich das alles so sehr fühlen kann! bitte lass mich weiter daran teilhaben, es ist wirklich unfassbar schön, deine Worte gelesen zu haben - sie haben mich grade ein Stück weit bereichert - weiter höher gebracht (und ich bin ziemlich sicher, dass du das jetzt auch verstehen wirst)

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