„Das ist genau die Frage, bei der ich
gerade angekommen bin.“ Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar,
durch den frisch geschnittenen Schopf; hinten beinahe stoppelkurz,
aber vorn in schelmische Strähnen fallend.
Wenn alles, was du denkst, bereits
gedacht worden ist, und alles längst irgendwo geschrieben steht –
Wieso dann überhaupt denken? Wozu? Und wofür dann leben? Irgendwie
hatte das Gespräch uns an diesem Punkt angespült. Ich hatte die
Worte ausgesprochen, und jetzt blitzten ihre Augen mir zu, mit einer
Mischung aus Befriedigung und ruhiger Neugier.
Wozu denken? Wozu leben?
„Für sich selbst.“ Ich erwiderte
ihren Blick mit einer Klarheit, die ich gar nicht von mir kannte, und
wandte mich dann wieder meinem Teller zu. Ein Streifen Möhre
wanderte, aufgespießt von Gabelzinken, in meinen Mund, und ich
kaute, und schaute sie an, und wusste, es würde keine Erwiderung
geben; ich hatte auch keine erwartet.
Für sich selbst, das ist Grund genug. Für das, was Mensch und nicht nur ein aufrechtgehender Affe ist, und für das, was Individuum und nicht nur Mensch ist. Und für das kleine bißchen Freude, das man möglicherweise empfindet, wenn man an einer Stelle im Gedankenuniversum einmal nicht ganz zufällig einen trifft, der etwas vorausgedacht oder gelebt hat, vielleicht vor ein paar hundert Jahren, und der vielleicht kein Dummer war.
ReplyDeleteWas für ein berührender Artikel. Eine so gewichtige Frage und eine so schöne Antwort.
ReplyDeletedas ist genug. für sich selbst. wenn wir nur nicht immer nach mehr strebten. vielleicht ist das nach-mehr-streben der eigentliche "fluch"? obwohl es ja auch ein segen ist, weil es uns weiter bringt.
ReplyDeleteweiter? gibt es ein weiter?