slip into the clouds

Ich stehe zerstreut und nur zur Hälfte anwesend vor ein paar Kon-servendosen, als mich zwei Hände sanft an den Schultern greifen. 

Warm fühlt sich das an, und beiläufig zugleich; in meinem Kopf zerstauben Gedankenwolken, ich drehe mich, drehe den Kopf leicht-schräg nach oben, Richtung Zärtlichkeit. Vage Nähe, ein entschuldigendes Lächeln. Mein fragender Blick weicht auf; ich spüre, wie sich sein Lächeln in meinem widerspiegelt; ich begreife nicht ganz, aber ein wenig. 

Manche Worte finden einen Nachklang in dir. Viele verhallen, wenn auch nicht ungehört, so doch kaum mit großer Achtsamkeit bedacht; und eben weil es so viele sind, so viele Gespräche, so viel Austausch, muss das vielleicht so sein. Bescheiden sind sie, knicksen artig, schon kurz nachdem sie auf die Bühne geschubst wurden, und machen ihren Abgang, verschwinden still und leise in der Versenkung.

Manche jedoch, die rühren etwas in dir an; vielleicht ist es so, dass du auf sie gewartet hast, auf genau diese Worte, ohne es zu wissen; vielleicht gab es den Widerhall schon, in dir, irgendwo in dir drin, und jetzt, wo jemand diese Worte ausgesprochen hat, da regt sich etwas, da lässt es sich nicht mehr stillschweigen. Es regt sich, und das ist kein zaghaftes Klopfen an verschlossener Tür; das ist gesprengte Ketten und gewaltiges Aufatmen.

Worte, auf die man gewartet hat, und an die man zu glauben hoffte. Weißt du, das ist mehr als man beschreiben kann. Es ist nicht so, als hallten diese Worte bloß nach in dir, wie ein gewöhnliches Echo, spöttisch verzerrt und mit der Zeit verblassend. Es ist, wenn man das behaupten kann, genau umgekehrt. Ein umgekehrtes Echo; denn je mehr Zeit vergeht, und je öfter sie dir ins Gedächtnis rufen, desto klarer wird ihre Botschaft, desto lauter und dringlicher werden sie. Sie krallen sich in dir fest.

Siehst du mich nicht, ruft die Essenz; hier bin ich doch, kannst du mich nicht glauben? Hast du noch immer nicht die Kraft, den Mut, dich mir zuzuwenden? Hast du wirklich nur rasch geblinzelt; kannst du das, wie lange kannst du das noch tun? 

Ist es möglich, dass es die eigenen, wahren Wünsche und Träume sind, die einem die größte Angst machen?

3 comments:

  1. ja, ich denke auch, dass das unsere größte angst ist/sein kann.

    ein sehr sensibler text. wie immer bei dir.

    danke!
    herzlich, soso

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  2. "Ist es möglich, dass es die eigenen, wahren Wünsche und Träume sind, die einem die größte Angst machen?" Unbedingt! Unbedingt...


    ich habe dich zu lang nicht gelesen, manchmal ist dein blog wie Psychotherapie :)
    das ist auch anstrengend aber auch super!

    du schreibst so tiefsinnig-alltäglich.

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