hungry hands turning soft and old

Wenn man zum ersten Mal aus der Tür tritt und den Herbst riecht, will man es noch nicht wahrhaben. Der Geruch ist unverkennbar,
die Luft klar und kühler als sonst, aber man weigert sich, die Verbindung herzustellen, obwohl man es längst gedacht hat.
Es wird Herbst. Es wird kalt. Der Sommer ist bald vorbei.

Verschiedene Tische, sie in meinem Rücken, und ich überlegte, den Platz zu wechseln, unterließ es jedoch, denn ich unterhielt mich gut an meinem Tisch. Irgendwann setzte sie sich mir dann gegenüber, und als sie den Rauch ihres Zigarillos langsam, wie in Zeitlupe ihren leicht geöffneten Lippen entweichen ließ, konnte ich nicht anders, als hinzusehen. Wie hypnotisiert. Sie lachte, als sie es bemerkte, und ich lachte mit ihr, hilflos, amüsiert über mich selbst, über sie, die so lasziv rauchte.

Und dann laufen wir durch die Stadt, durchlaufen trostlose Betonlandschaft ohne die Hässlichkeit zu bemerken, weil wir es schon so sehr gewöhnt sind; und sie läuft neben mir. Ständig, ich wechsle das Schritttempo, wechsle die Gesprächspartner, doch sie läuft neben mir. Ich mag das, und will es mir nicht eingestehen.

Auf der Rückfahrt sehe ich zu ihr hin, suchend; sie gibt keine Antwort. Schaut bloß aus dem Fenster, den vorbeirollenden Autos zu oder vielleicht in die Landschaft oder den Himmel, und schließlich lehne ich den Kopf zurück und versuche, zu existieren, auch wenn niemand zuschaut. Gerade dann, denke ich trotzig, und will trotzdem, dass sie hersieht.

4 comments:

  1. Aber sie tut es nicht.

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  2. Existieren, wenn niemand zusieht-tun wir das?

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  3. Schöner Text. Gefällt mir sehr.

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  4. talen - ja. aber vielleicht irgendwann.

    lily - gute frage / wie hoert sich etwas an, wenn niemand zuhoert?

    stricksogge - danke, das freut mich :)

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