Schaue stumm dabei zu, wie sie mein Inneres herausreißt, um darin herumzuwühlen, und ich sage ihr, dass sie schön aussieht, dabei, und sie sagt, das helfe jetzt auch nicht mehr.
Ich liege in ihrem Bett während sie spricht, und sie spricht mit klarer Stimme, obwohl auch in ihrem Blut noch immer der Alkohol seine Bahnen zieht. Ihre Worte schneiden buchstäblich in mein Fleisch; sie sagt, ich könne nicht in ihrem Bett schlafen, schließlich hätten wir nichts mehr miteinander, und ich versuche es lachend abzutun und ihr die Lächerlichkeit vorzuführen, aber es klappt nicht, klappt nicht und ich liege stur und verletzt in ihrem Bett und weigere mich, umzuziehen. Lausche dann den Geräuschen, die sie im Bad macht, und denke über ihre Worte nach, und die Reue überfällt mich und lässt mich die Treppe nach unten tapsen und sagen, Geh’ schon, Wie kann ich in deinem Bett schlafen, wenn du es nicht willst, Wie kann ich das.
Als ich aufwache, der Mund verklebt und nach Flüssigkeit lechzend, blinzelnd erkennend, dass der Morgen bereits angebrochen ist, treibt mich der Durst und die Gewissheit, nicht länger in ihrem Haus verweilen zu können, nach oben. Sie flucht, als ich die Rollläden einen Spalt breit öffne, um meine Kleider finden zu können; ich sage, ich will fahren, und sie sagt ach so und gibt Ruhe. Ich fühle mich beobachtet, während ich die Hose über die Beine ziehe; beobachtet, aber nicht gestört.
Die Kleider sind schnell angezogen, ich werfe einen letzten Blick durchs Zimmer und lasse es dann wieder in angenehmer Dunkelheit versinken. Als ich die Tür öffne, fällt ein blasser Streifen Streulicht auf ihr Gesicht, Tschüss, sagt sie mit halbgeöffneten Augen, und ich wiederhole die Abschiedsformel ganz automatisch, und ich lächle, sie sieht so weich und verschlafen aus, und als tue ihr leid, was geschehen ist, was sie gesagt hat. Aber das muss es ihr nicht, fühle ich in diesem Moment. In diesem Moment ist es ein Abschied, ein guter Abschied, ich schließe behutsam die Tür und habe ein wehmütiges, abschließendes Lächeln auf den Lippen.
being close ain't like being true
exchange the cold days for the sun
Wie geht es ihr, fragt jemand, und ich sage, schon viel besser. Viel besser. Und ich reiche den Hörer weiter mit einem tauben Gefühl; einem Gefühl, als sei erneut nicht eingetreten, worauf ich gehofft hatte, und natürlich steht mir das nicht zu, aber da ist es. Ich brauche jemanden, der für mich anruft, der fragt, wie es mir geht, und ich will nicht, dass es jemand ist, den es nichts angeht. Ich will meine Freunde. Und jetzt wird mir bewusst, wie wenig ich eigentlich von ihnen weiß. Wie viel ich jetzt von ihnen erfahre.
Ich kann auf solche Freunde verzichten. Auf solche, die sich aus dem Staub machen, wenn es schwierig wird. Die sich nicht melden; ich meine, vielleicht denken sie, ich bräuchte Ruhe, vielleicht denken sie, ich will keine Ablenkung und auch nicht darüber reden. Aber ich dachte wirklich, meine Freunde, das sind welche, auf die kann ich zählen.
Ich habe andere Leute belächelt und bemitleidet, denn solche Freunde wie meine, die haben sie nicht und werden sie vielleicht nie haben, und das machte mich ein bisschen stolz und gab mir ein bisschen Kraft. Meine Freunde und ich, wir brauchen nicht viele Worte, die verstehen mich blind, weil wir uns gegenseitig beinahe auswendig kennen, ohne deshalb voneinander gelangweilt zu sein. Ich kann lachen und reden so laut ich will, worüber ich will, da geht es mir gut. Schultern zum Anlehnen sind das, dachte ich, aber wo sind die jetzt? Wo sind sie.
(Und ich sehe mir Photos an, auf denen meine Freunde feiern und sich betrinken und ich bin nicht dabei gewesen, ich war einfach nicht dabei in den letzten Tagen. Und ich wäre es so gern gewesen. Dabei anstatt zu Hause; vielleicht war ich müde, vielleicht lustlos und befallen von dieser Krankheit, die sich Lethargie schimpft, aber man hätte mich doch anrufen können, oder nicht, einfach mal anrufen und fragen, was los ist, wie es mir geht. Ob ich kommen will, mitmachen, feiern, trinken. Vergessen.)
put your back on me
Selbstbewusstsein ist eben attraktiv, sagt er. Wer will schon eine winselnde Kreatur, fragt er und erwartet keine Antwort, trinkt noch einen Schluck und lacht mich so an, dass ich gegen meinen Willen mitlachen muss. Niemand, natürlich.
Die Leute wollen nicht wissen, wer du wirklich bist. Es ist ihnen vollkommen gleichgültig, ob du etwas aus Überzeugung tust oder aus Angst, ob es für dein Verhalten einen Grund gibt oder mehrere und weshalb du dich von ihnen beeinflussen lässt. Fakt ist, dass die meisten Menschen sich zufrieden geben mit dem, was du ihnen zeigst. Gelassenheit, Freude, Mitgefühl; es mag alles geheuchelt sein – Solange es überzeugend geheuchelt ist, reicht ihnen das. Sei ein Schauspieler, spiele dein Leben, und irgendwann, vielleicht... Vielleicht glaubst du es irgendwann selbst.
Zeig ihnen also eine mysteriöse Fassade, und sie werden auf dich abfahren. Zeig ihnen, wie du wirklich bist, und sie beschnuppern dich kurz, vielleicht, und wenden sich dann etwas Interessanterem zu. Zeige dich uninteressiert, blasiert, abgehoben. Arroganz ist interessant, Abweisung wirkt anziehend, diese Welt steht Kopf. Steht Kopf, und ich lache - ein bitteres Lachen. Ich begreife.