Einer mit Stielaugen und dunklen Haaren fragt mich auf
Englisch, ob er mich auf den Mund küssen darf. Ich schüttle den Kopf und sage, "I'm into women."
Eine Freundin von ihr winkt mir quer durch den lautgefüllten Raum zu. Ich winke ehrlich erfreut zurück, bahne mir einen Weg zu ihr, ahne schon, will aber nicht wissen. Will sie nicht sehen und will gleichzeitig nichts mehr als das. Will gesehen werden, angesehen werden, von ihr, ja, ich lebe noch, hallo. There she is. Sie lächelt flüchtig, sauer-süß, schuldbewusst? Mitleidig? Ich bin lebendig, ich bin mehr als gesund, ich lache und beachte sie nicht weiter. Äußerlich.
Innerlich aufgewühlt, aber nicht so sehr, nicht wie sonst. Das Nahsein und Anschmiegen und die Küsse, das alles ist so weit weg, auf einmal. Nicht weit genug weg, um ihre Anwesenheit auszublenden, aber weiter als sonst. So weit, dass es mich angriffslustig macht; ich will ihr zeigen, dass es mir gut geht, ohne sie, ohne all das, und dass ich begehrt werde, soll sie sehen. Dass ich gewachsen bin, und nicht mehr die Kleine, die sie so verletzt hat. Jemand tanzt mich an, er tanzt gut, es macht Spaß, macht mir wirklich, wirklich Spaß, und mein Lachen verdoppelt sich, weil sie zusieht -
Später tanze ich neben ihr, werde auf sie geschubst, schubse aufdringliche Männerhände von mir. Sehe sie lachen. Denke, dass man vielleicht befreundet sein könnte. Spüre nichts begierig Erhitztes im Bauch, wenn sie tanzt, spüre nur Freude und Verknotetes, und dann wieder das lähmend aushöhlende Nichts, als sie geht. Nach Hause geht sie, ich wünsche beiläufig eine gute Nacht, lehne mich dann in der Toilettenkabine an die Wand und atme den Beat und will verschmelzen und nicht mehr sein müssen. Aber ich existiere weiter. Und ich verschmelze nicht.
Die Zurückgelassene zu sein, dieses Gefühl ist so vertraut, schmerzlich vertraut, und ich weiß, besser wieder Tanzfläche und Bier und Lachen. Dann verschwindet das Gefühl der Unwirklichkeit schneller.