Sie sitzt da und kritzelt irgendetwas, dann schaut sie hoch.
Schaut mich an, mit zusammengekniffenen Augen. Kritzelt wieder. Schaut wieder hoch. "Ich mag dein Profil", sagt sie und ich winde mich vor Verlegenheit, winde mich antwortsuchend.
Ich war den ganzen Abend darauf bedacht gewesen, ihr nicht zu nah zu kommen, mich ihr nicht aufzudrängen. Sie hatte sich neben mich gesetzt, das war nicht geplant, ich wollte ihr lieber gegenüber sitzen, aber so war die Nähe eben doch da, und die Füße berührten sich mitunter, zufällig, ich rutschte fort von ihr, um ihr Platz zu geben. Meine Beine als Barriere zwischen uns, irgendwann nicht mehr, irgendwann lag sie mit dem Kopf bei mir und meine Hand streifte ihr Haar, das war schön.
Und ich denke, wenn du mich zeichnest, dann ist es dem ähnlich, was ich getan habe; ich habe dich beschrieben, habe über dich geschrieben, von dir. Ich war dir nah in Worten, du bist mir nah mit Stift und Papier. Jemanden beschreiben, jemanden malen; eine vage Intimität geht davon aus, das ist wie die Nahaufnahme einer Photographie, wie ein Entlangstreichen.
Ein kaum spürbares Streicheln.