swinging with the old stars

Ich warte darauf, dass die Gefühle aus mir herausbrechen, mich übermannen, vom Bauch in den Kopf oder sofort in die Finger fließen, und aufs Papier, aber es passiert nicht. Stumm pulsiert es in mir, stumm und beharrlich kratzt der Schmerz an meinem Selbstbild, kratzt Streifen, bis von meinem Ego nicht mehr als ein kleiner Haufen übrig ist. Klein und nackt, und armselig sich zu bedecken versuchend.

Als der Wein beginnt, seine Wirkung zu tun, spüre ich, wie ich mir langsam entgleite. Mein Spiegelbild schneidet mir Fratzen und macht ohne mich weiter; so fühlt es sich an. Ich lache klirrend, meine Gesten werden fahrig, mein Schritt gewagt. Ich will gefährlich sein, bedrohlich gar, und sinnlich, und auf einmal bin ich das alles, während der Zeiger unbemerkt seine Kreise zieht und die Gläser sich leeren und füllen wie von Zauberhand.

Der Poet macht eine Bemerkung, und ich blitze ihn an, und später schiebe ich mein Fahrrad neben ihm her und höre mich sagen, dass er es doch bitte aussprechen soll, was auch immer es ist. Und er spricht es aus, und ich bin auf einmal wieder da, kleinlaut, sprachlos. Paralyse. Er sagt, lass' uns die letzte Minute vergessen, und ich nicke; wir wissen beide, dass man Gesagtes nicht zurückpfeifen kann, und trotzdem trinken wir.

Und dann tanzen, und eng und vertraut, jemand drückt mir ein Bier in die Hand; jemand brüllt mir Wortfetzen ins Ohr. Ich hatte N. ganz vergessen, und auf einmal entdecke ich sie in der Menge, und wieder zieht es mich hin zu ihr. Es zieht mich, und ich ziehe S. mit, und ich denke, Verdammt, ihre Augen sprechen. Und was sie sagen hört niemand, das höre nur ich, und ich kann diesen Blicken nicht trauen. Ich traue mich nicht, mir nicht, der Welt.

Ihre Augen sagen: Komm' her und: Ich mag dich, sehr sogar, aber ihre Hände greifen nicht nach mir, und ihr Körper schmiegt sich nicht an meinen.

Dieses Tanzen in ihrer Nähe, nur, um von ihr gesehen zu werden. - Dafür bin ich nicht hergekommen, dafür will ich nicht hergekommen sein; ich bahne mir einen Weg durch die Menge. Ich stehle jemandem die Mütze, atemlos, und dann tanze ich, um zu tanzen. Als ich wieder nach N. sehen will, steht sie in enger Umarmung mit einem weißen T-Shirt. Nein, hämmert es in meinem Kopf, Nein, Nein; und dann starre ich sie eine Weile an, ohnmächtig-provokant, abwartend, aber sie hebt den Blick nicht.

Und als die beiden miteinander verschmelzen, fliehe ich in die Kälte.

painted your soul into your guard

Von E, 16 SEP.

"Ich wanke
schlaftrunken durch
die gassen nichts
denkend, Sehend,
fühlend. !Plötzliches
erwachen trifft mich
wie der rausch den
nüchternen und mir
wird das spiel von
nebel licht und wind
gewahr welches mir
die tollsten dinge
zeigt. Ich freue mich
früh aufgestanden
zu sein, sehe noch
ein wenig zu und geh"


no need to leave, where would I be

„Ich fühl’ mich gerade wie im Film“, sagte J., und die Szene stanzte sich in mein Gedächtnis.

Wir, an dieser Ampel im Nirgendwo. Der Motor, der geduldig den Moment ausharrt, leise brummend; der Wind, der uns die feuchten Haare in Locken dreht; die Wärme auf der Haut. J. und E. auf der Rückbank, eisleckend und mitunter leise tratschend, und S. neben mir auf dem Beifahrersitz. Wir alle schauen auf die Ampel, vor der ich das Auto zum Stehen gebracht habe; ganz ordnungsgemäß, gemächlich ausgerollt.

Die Ampel zeigt noch immer Rot, mitten auf der Landstraße, und kein Auto in Sicht, weit und breit. Keine Kreuzung, kein Verkehr, nur: Wir. Abendsonne. Ampel.

Der Moment fühlte sich seltsam surreal an – Das Warten zog sich ins Endlose. Hätte ich nicht am Steuer gesessen, so hätte ich diesen absurden Stillstand womöglich genießen können; aber so trommelten meine Finger bald nervös aufs Lenkrad, und ein halbherziger Fluch rann mir aus dem Mundwinkel.

Was, dachte ich, wenn die Ampel einfach nicht grün wird?, wenn das einer dieser Momente ist, wie Michael Ende sie beschrieben hat, in seinem „Spiegel im Spiegel“? Ganz kurz fühle ich mich wie der Tänzer aus seiner Kurzgeschichte; dieser, der hinter dem Vorhang auf seinen Auftritt wartet und seinen Platz nicht verlassen kann, weil der Vorhang sich jeden Augenblick heben könnte. Jeden Augenblick, und deshalb wartet er, und wartet, und verliert alles Zeitgefühl.

„Fühlt sich an, als sei die Schulzeit jetzt endgültig zu Ende.“
- „Fühlt sich an, als würde sie nie zu Ende gehen.“

Wir atmen Zeitlosigkeit.

to burden your mouth for what you say

Nach oben, zur Küche, zum Punsch und den Spinnweben.

Ich war ziellos und verzweifelt die Treppen hochgestolpert, und da sah ich J.; die Zimmertür stand offen, sie lag auf dem Bett. Mit geschlossenen Augen, und ihr Freund saß neben ihr; mit einer zerfledderten Mumie ins Gespräch vertieft. Das Abwägen der Situation dauerte genau zwei Sekunden.

Ich wollte Geborgenheit. Ich wusste, wo ich danach suchen musste.

Ich krabbelte über J.’s Beine, legte mich neben sie, griff mir ihren Arm und hielt mich daran fest. Umschlungen. Ihre Müdigkeit ließ nur matte Irritation zu; sie fragte vorsichtig, was denn los sei, und streichelte mir übers Haar. Ich wollte alles, alles erzählen und durfte nicht, wir hatten einen Pakt geschlossen; „not even my closest confidant“, und heiße Tränen liefen mir schräg übers Gesicht.

Streiften ihren Oberarm und versickerten in der Bettdecke.