Die Zeit scheint vor mir
davonzulaufen. Mitunter flüstert mir das Tick-Tack des
Sekundenzeigers zu: Es geht los. Es geht los. Du bist jung, aber wie lange noch? Es hat längst begonnen.
Verstehst du, ich liege im Bett,
aber es hat längst begonnen, das Leben. Ich bin noch immer hier, und
weiß nichts mit mir anzufangen; und die Möglichkeit schleicht sich
ein, dass ich das vielleicht auch nie wissen werde. Wenn man noch zur
Schule geht – das ist wie eine Schonfrist. Du weißt, das Leben hat
noch nicht begonnen, nicht wirklich, und wenn es losgeht, wird es
groß. Du wirst groß sein, und große Dinge tun, und dass diese
großen Dinge in deiner Vorstellung nur vage und als formlose,
wabernde Masse existieren, kümmert dich nicht. Hat dich nicht zu
kümmern, denn du hast ja: Zeit.
Und diese Zeit, die du noch hast, umgibt
dich wie eine schützende Hülle; sie tropft dir von den Ohren und
quietscht in deinen Schuhen. Aber sie nimmt ab. Sie nimmt immer mehr
ab, diese Schicht, und anfangs spürst du es nicht, aber irgendwann
sitzt du da, und schaust an dir herunter, und die Schonfrist ist
abgelaufen, der Schutzlack abgeblättert, verlaufen, zerronnen. Du
bist im Morgen angekommen, und es ist längst zu deinem Jetzt
geworden.
Nur, dass du nicht vergessen kannst, dass dieses Jetzt mal
ein Morgen war; ein hoffnungsvoll aufgeladenes Morgen, ein hüpfendes,
sprühendes, Glück verheißendes Später.
Ein leuchtendes Und dann.
Und dann
ist jetzt. Und dann
ist hier, das hier bin ich, wo bist du?