„Wer hat dir beigebracht so zu
küssen?“, fragt sie, und ich denke,
Jetzt übertreib mal nicht.
Ich streiche ihr durchs Haar und lächle.
„Nein, ernsthaft.“ Sie
greift mein Handgelenk, unterbricht meine Bewegung und schaut mich
an. Klarer Blick aus nachtmüden Augen. „Wer?“
Ich will sagen, dass man Küssen
nicht lernen kann; dass niemand einem beibringt, wie man zu küssen
hat; dass man es eben so tut, wie man es tut, und dass es trotzdem
nie wieder so sein wird, wie es war als man zum ersten Mal verstand,
was Küssen ist. Was es sein kann. Ich will sagen, dass niemand,
niemand das Recht auf meine Küsse gepachtet hat, und dass vielleicht
genau darin das Geheimnis liegt.
„Ich war mal verliebt“, sage
ich stattdessen. „Einmal. Sie hat es mir beigebracht, schätze ich." Ihr Blick verändert sich, ganz
leicht, bloß um eine Nuance.
„Bist du drüber hinweg?“
Unsere Gesichter sind höchstens
eine Handbreit voneinander entfernt. Ich zögere einen Moment, und
überrasche mich selbst damit. Die Antwort auf diese Frage ist noch
immer nicht griffbereit, ist noch immer behutsames Hineinhorchen –
wie das Lauschen auf ein Echo, mit der Hoffnung, es möge verhallt
sein.
„Ja“, sage ich dann, „Ich
denke schon.“ Was bedeutet schon Wahrheit?
„Ich war auch mal verliebt. Ist
länger her.“
„Man ist nie ganz drüber
hinweg.“, sage ich, und sie nickt, und versteht, und wir begraben
die Nacht unter Träumen.