a window breaks, down a long, dark street

Ich will keine Metaphern dafür finden, keine Vergleiche.
Ich will das einfach beschreiben; den Moment.

Wir waren durch die menschenleere Stadt gelaufen, Richtung Markplatz, von den Laternen in gespenstisches, kühles Licht getaucht. Irgendwann schob ich mein Fahrrad neben ihr her, auf dem Rückweg, "Soll ich dich noch zum Auto begleiten?" Ja. Betrunkene grölten hinter uns her, sie drehte sich um und verteilte ein paar verbale Ohrfeigen, ich lachte nur. Und verfluchte innerlich die Tatsache, dass meine Berauschtheit von den paar Bier längst wieder abgeklungen war; dass sie mit dem Auto gekommen war und deshalb ebenfalls nüchtern. Denn sonst, sonst – Wo den Mut her nehmen?

Dann, sie an der Autotür, sie öffnet sie noch nicht, sieht mich an, ich stelle mein Rad ab. Umarmung, geflüstertes "Tschüß", und etwas in mir kochte hoch, kochte über, vielleicht Verzweiflung, vielleicht Verlangen; ich hielt sie umschlungen, hielt sie fest.
Aber du kannst jetzt nicht gehen!

Unbewusst hatte ich mich zwischen sie und das Auto gestellt, stand also mit dem Rücken daran gelehnt, und sie dicht vor mir, so nah. Keine Farben, nur ihre Jacke, dunkelblau; ich strich vorsichtig mit der Hand über den Stoff, wir lachten beide, unsere Blicke ineinander verhakt, immer ernster werdend. Je mehr das Lächeln von ihren Lippen, aus ihren Augen wich, desto intensiver wurde der Blickkontakt, ich spürte die Spannung, schmeckte sie. Wie viele Zentimeter waren das noch zwischen uns, ich weiß es nicht, spürte nur, wie es mich zu ihr hinzog, und konnte dieselben Gefühle in ihrem Gesicht lesen. Sie rang mit sich, biss sich auf die Unterlippe, näherte sich mir und schreckte wieder zurück, atmete ich noch? Eine schiere Ewigkeit standen wir so da, kurz davor und doch nicht bereit, bis es fast körperlich schmerzte, bis ich glaubte, im nächsten Moment zu zerspringen.

Und dann zeriss die Spannung, ohne sagen zu können, wer sich auf wen zu bewegt hatte; ihr Mund auf meinem, weiche Lippen, vorsichtig liebkosend, dann verlangend, ich spürte ihren Körper beben und wie sie mir nachgab und doch nicht. Ich öffnete die Augen und habe ihr Gesicht noch nie so weich gesehen. Ich verliebte mich in das Geräusch, das entstand, wenn sich unsere Lippen voneinander lösten. Eine Katze maunzte, wir lächelten leise, Gott, es fühlte sich so richtig an, so richtig und gut. Ihre Hand an meiner Wange während sie mich küsste, und dann der Abschied, und ich winkte noch.

8 comments:

  1. Mein Herz begann vor Aufregung schneller und immer schneller zu schlagen.
    Großartig..

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  2. gerade heute habe ich an dich gedacht. freut mich dass du noch mitliest! + danke

    :)

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  3. tut gut das zu hören. dein blog ist und bleibt mein liebster.
    danke dir

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  4. ja. [hab gerade freudentränen in den augen.]

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  5. Das ist so unglaublich schön. Toll. So ehrlich, realistisch romantisch.
    Ich gönne es dir und doch wünsch ich mir selbst an deine Stelle =)

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  6. Das ist so ein Beitrag, den man zweimal lesen und einfach nur schön finden muss.

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  7. Man ist einfach nur glücklich wenn man das liest.

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  8. huch, so viel lob, ich bin ganz ueberwaeltigt ;-) danke!

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