looking for the golden lie

Der Abend war ohnehin bereits gelaufen,
also tanzen, beobachten, ein bisschen sehnen,
so für mich.

Und dann, vielleicht für einen Moment in Gedanken versunken, plötzlich war sie da, dunkelkurze Haare, weite Jeans. Ein bisschen tanzen, scheu gelächelt, Gedankenrasen im Kopf, und dann greift sie nach meiner Hand und fragt, Rauchen? Ich nicke, sie vergewissert sich, ich denkedenke im Kreis, immer im Kreis, und rauchen führt zu küssen führt zu küssen und, weißt du, das will ich jetzt.

Nutz’ mich aus, ich bin wie benommen, ihre Freundinnen verfolgen uns, belauern uns, ich erzähle ein bisschen und sie fragt, ob es nur Spaß ist, für mich. Ja, denke ich, ja, und schüttle den Kopf. Ihre großen, braunen Augen rühren etwas in mir an, und wie sie lächelt, und wie sie meine Hand nimmt, so vorsichtig, und sie lacht und scherzt mit allen, kennt alle, aber dann stehen wir draußen und ich drücke langsam den Zigarettenstummel aus, und sie schaut mich so an. Fragend. Willst du?, Willst du das?, fragen ihre Augen; ich lächle bloß und mein Blick flattert, ohne, dass ich es verhindern kann. Irgendwann, wieder verpasse ich den entscheidenden Moment, sind ihre Lippen auf meinen und es ist alles gut und vertraut.

Und warm.

Eine von ihnen bringt mich zum Lachen, ich fahre, sagt sie, und schneidet eine Grimasse, lehnt am Tisch und trinkt Cola und schaut belustigt zu, wie wir zu einem dieser Lieder tanzen, deren Refrain jeder mitgrölen kann. Dann küsst D. mich wieder, und ich spüre kaum so etwas wie Irritation oder Scham, weil mir jeder zusehen kann, vielmehr wachsende Selbstsicherheit, und dieser Wechsel aus Tanzen und Unterhalten und Lachen löst ein summendes Wohlgefühl in mir aus. Wie spät ist es, fragt sie, wieso musst du bald gehen. Ich lege einen Finger an ihre Lippen. Shh.

Will you release me, fragt der Sänger, with a kiss, frage ich, das Wort geht fließend in seine Bedeutung über; mehr Tanzen, mehr Küssen. Meine Lippen ganz dicht vor ihren, ganz nah, ich flüstere die Worte, and I touched your face, ganz nah, halb Kuss, halb Explosion, and I called your name, und ich frage mich, weiß sie überhaupt noch, wie ich heiße, und warum ist das auf einmal wichtig; das durchzuckt mich, dann Abschied, ich gehe, sage ich, und ihren Blick halte ich nicht aus, also schnell weg, schnell weg.

Mit heller Freude im Bauch; jeder Meter Entfernung lässt mich ein wenig mehr begreifen, was passiert ist, und ich muss das Strahlen in meinem Gesicht herunterdimmen, die Freundinnen schauen schon so wissend. Erzähl', rufen ihre Blicke.

Bestimmt werde ich rot.

4 comments:

  1. Das ist wirklich schoen. Sbhreibst du nur hier oder auch professionell?

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  2. mag ich sehr, diesen text.

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  3. Ich mag die Kuss-Lied-Beschreibung, explosionsartig vorstellbar, aber wieso denn Scham.

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  4. anonym - nicht nur hier, auch fuer mich.

    natascha - nicht scham in dem sinne, eher verlegenheit, weil vor allen. weisst du?

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