all the courage you have left

God, I’m still smiling.

Wasser fließt. Großaufnahme: Meine Hände am Waschbecken; ich drehe mit einer ruhigen Bewegung den Hahn zu. Sie steht schräg hinter mir, ich mache ihr Platz, flüchtiges Einander-Zulächeln; ich trockne mir die Hände, ich denke: Ich tu's jetzt einfach.

Manchmal hat man keine Zeit, sich klein und blöd und hässlich zu fühlen. Keine Zeit, sich die Worte im Kopf zurecht zu legen.

„Und? Hast du schon eine Idee,“, frage ich, „für dein Thema?“ Ganz beiläufig frage ich das; sie kann jetzt verneinen, und wir könnten beide lachen und getrennter Wege gehen, ganz unverfänglich. Aber sie wiegt den Kopf hin und her, „Na ja“, sagt sie, „Ich hatte mir überlegt, ...“, und dann laufen wir nebeneinander den Gang entlang, und sie erzählt und ich höre zu und versuche, möglichst nichts besonders Dummes von mir zu geben.

Und es fällt mir ganz leicht.

Die Sache ist die – Ich habe schon so lange nichts mehr getan von dem, was ich eigentlich tun wollte; ich habe wieder und wieder den Mut nicht gefunden. Und heute dann, heute hab ich einfach irgendwelche Klamotten angezogen, die blaue Hose mit den schwarzen Schuhen, und meine Haare sahen scheiße aus, und in meinem Gesicht aufgekratzte Flecken, und kaum geschlafen, aber – hey.

Es hilft nicht, sich fort zu wünschen, sich stärker und mutiger zu wünschen; man muss einfach die Klappe aufreißen. Irgendwas sagen; sich blamieren, verlieren, vielleicht, vielleicht nicht. Man sollte kleine Stückchen Glück auflesen; sie sammeln, bis irgendwann ein gewisser Grad an Zufriedenheit erreicht ist - Und die Frage, ob man ihn je erreichen wird, man ihn überhaupt erreichen kann, einfach mal in den Wind schreiben.

Ich weiß das, eigentlich, aber die Theorie saugt so vieles in sich auf. Es gilt, gegen die Massen von Gedanken anzukämpfen, die sich ausmalen, was alles geschehen könnte. Das Hin- und Herwenden aller Möglichkeiten ist definitiv ein Fluch.

Manchmal tun Dinge dir gut, von denen du es nie erwartet hättest. Manchmal ist alles halb so wild.

Und manchmal ist „manchmal“ richtig oft.

7 comments:

  1. Schön, mal von jemand anderem zu lesen, was man weiß und was dennoch jedes Mal aufs Neue reinmuss ins Hirn. Das Glück ist eben ein Flickenteppich. Danke!

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  2. Vor allem der letzte Satz gefällt mir, richtig gut ist das.

    Und auch das Thema, das geht mir in letzter Ziet ziemlich oft durch den Kopf. Ich will den Schwanz nie mehr einziehen, naja, kannst ja mal raten, wie oft das tatsächlich funktioniert. Aber immerhin wenigstens "manchmal".

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  3. Meine Fresse, was kannst Du schreiben!!

    Ich hab auch oft den Mut nicht, aber ich lerne das immer mehr. Und es wird immer toller, also diese Art Leben. Die Zeit rennt. Keine Ausreden. Machen!!! Jetzt, jetzt, jetzt!

    PS: Und ja, tut wirklich gut, solche Sachen von wem anderes zu lesen. Und dann auch noch so beschämend toll geschrieben, tolltolltoll.

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  4. PPS: Duuuu bist stark. Und wie. Wer so denken/schreiben kann, der kann noch viel mehr. Du musst das bitte erkennen und lieben und nutzen. Puh, Schnief.

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  5. meine chefin hätte das jetzt kurz zusammen fassen können in den worten: "scheiß drauf, einfach machen!" das ist der satz, mit dem ich derzeit bewerbungen abschicke.

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  6. so ist es. blamieren - aber leben. leben.

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  7. das ist ganz schön doll niedlich geschrieben, weißte das?!

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