to knock the knives out bloody cold

Wann sie sich geoutet habe, frage ich,
und sie sagt, mit dreizehn.
Mit dreizehn war ich noch ein Kind.

draußen / kopflose gestalten in
schaufenstern / ein
motorrad, umgestürzt, wie ein verendetes tier
im schnee. / dass meine
füße ganz warm sind fällt mir
erst später auf. / schnee knirscht
verheißungsvoll, einem ge
danken geht die luft aus. / ich
gehe weiter.

two hearts with accurate devotions

Hauchdünne Schneescheiben, flüsternd auf Nasenspitzen.

Kitzelnd, zerschmelzend in so kurzer Zeit,
kaum kann man von Zeit sprechen,
das Wort zerfließt in Sekundenschnelle.

Da, wo das Licht hinreicht, schneit es Glitzerstaub vom Himmel, recken sich Hälse aus Schalbergen, verkriechen sich Ohren in Pelz. Die Kälte macht nur vor den Manteltaschen Halt, vergnügt ballen sich Fäuste, erschnuppern Nasen glimmende Dunkelheit. Süßschwer und schneidend ist die Luft, mandelknusprig, kalt kandiert. Die Menschen atmen Wolken, sprechen Wolken; eine gelachte Wolke steigt auf, steigt auf und verflüchtigt sich wie die anderen, wie alles, und doch war sie da, denke ich.

Sie war da.

smoking a lot of cigarettes lately

Sie sitzt da und kritzelt irgendetwas, dann schaut sie hoch.

Schaut mich an, mit zusammengekniffenen Augen. Kritzelt wieder. Schaut wieder hoch. "Ich mag dein Profil", sagt sie und ich winde mich vor Verlegenheit, winde mich antwortsuchend.

Ich war den ganzen Abend darauf bedacht gewesen, ihr nicht zu nah zu kommen, mich ihr nicht aufzudrängen. Sie hatte sich neben mich gesetzt, das war nicht geplant, ich wollte ihr lieber gegenüber sitzen, aber so war die Nähe eben doch da, und die Füße berührten sich mitunter, zufällig, ich rutschte fort von ihr, um ihr Platz zu geben. Meine Beine als Barriere zwischen uns, irgendwann nicht mehr, irgendwann lag sie mit dem Kopf bei mir und meine Hand streifte ihr Haar, das war schön.

Und ich denke, wenn du mich zeichnest, dann ist es dem ähnlich, was ich getan habe; ich habe dich beschrieben, habe über dich geschrieben, von dir. Ich war dir nah in Worten, du bist mir nah mit Stift und Papier. Jemanden beschreiben, jemanden malen; eine vage Intimität geht davon aus, das ist wie die Nahaufnahme einer Photographie, wie ein Entlangstreichen.

Ein kaum spürbares Streicheln.

halfway here, they whisper

Ich will das, was zu laut knistert und
dich unter Blicken erröten lässt.


leaving in the morning on the early train

Sie hat sich geschminkt, die Augen umschattet,
ungeschminkt finde ich sie hübscher,
denke ich, und muss grinsen
als P. mir einen prüfenden Blick zuwirft.

Die Wohnung ist bis zur Decke gefüllt, mit Menschen, Weinflaschen und Kuchen; jemand drückt mir einen Plastikbecher in die Hand, jemand ruft meinen Namen, ich kämpfe mich durch fremde Gesichter und spüre keinen einzigen schrägen Blick im Rücken. Angenehmes Geplauder bloß, überall, und ich fühle mich ganz fest, in mir selbst, und ich lächle J. zu und sie lächelt zurück und es ist seltsam.

Ich mag ihren Blick, dieses Blau in ihrem Blick, mag es zu sehr, um nicht danach zu suchen, und später sitze ich neben ihr, ganz beiläufig selbstverständlich, und wünsche mir, es wäre anders.

Sie umarmt mich seltsam innig, vielleicht, weil sie müde ist; vielleicht, weil ich müde bin, ich taumle nach Hause und weiß, da war kein letzter Blick hinter schließender Tür, und weiß, mein verschlingendes Starren sehnt sich wieder richtungslos.

split the secret up six ways

Das Heute versickert in meinen Händen.

Ihr Geburtstag, es war kalt draußen, aber zum Rauchen an die frische Luft, an die eisige; ein wenig schwummerig war mir im Kopf, vom Alkohol, vom Rauch, von ihrer Nähe.

Und ich wollte ihr noch näher sein, nicht nur ihre Finger berühren beim abwechselnden Rauchen, nicht nur das, und ich wusste nicht, wie, und irgendwann saß ich auf der Bank, und jemand brachte mir eine Jacke, und auf einmal E. neben mir, wir zu zweit unter der Jackendecke, die Jungs um uns herum, die Jungs ohne einen blassen Schimmer.

Das vorsichtige Suchen ihrer Hand, und sie finden, und einander halten. Unter der Jacke. In kaltverrauchter Dunkelheit. Erst ganz aufgeregt, und herzklopfend, und dann langsam ruhig, ganz ruhig werden, ruhig und glücklich. Ihre Hand, ihre Wärme.

– Ich weiß nicht, ob es stimmt, dass ich in diesem Moment glücklich war, aber es fühlt sich jetzt so an, in der Erinnerung. Vielleicht konnte ich mich nicht entspannen, wegen der Kälte, wegen der Jungs um uns herum, vielleicht störte mich das, dass wir es ihnen nicht offen zeigten, aber eigentlich, glaube ich, war es okay so.

War wirklich gut; nach mehr verlangte es mich in diesem Augenblick nicht, höchstens nach mehr E. vielleicht, mehr Nähe, aber für den Moment war es gut.

pushing the needle to the red

Hin und wieder schaue ich von meinem Buch auf, wenn jemand vorbeiläuft; dann beuge ich den Nacken wieder und meine Haare fallen vorhanggleich meine Wange entlang, und ich mag das. Das seltsam gelb diffuse Licht, in das die quälend langsam geblätterten Seiten getaucht werden, mag ich auch, und ich friere kaum; nur dieses leise, andauernde Frösteln, an das man sich gewöhnen kann.

Als sie ihr Fahrrad neben meins stellt, verschiebt sich mein Zeit- und Realitätssinn für einen Wimpernschlag; die Zeit zu kurz, die Realität so fassbar, und in den Worten hatte ich sie mir anders aufbewahrt. - Das ist es doch, was man ständig versucht; man balsamiert und legt ein, behutsam, mit Fingerspitzengefühl, aber es ist nicht möglich, das Leben festzuhalten, ist einfach nicht möglich. Was wir festhalten ist die bloße Hülle davon. Die Puppe, vielleicht; der Schmetterling längst entflattert, und so auch sie.

Sie strahlt nicht, sie lächelt; die Chemie stimmt nicht sofort, der Traum, in dem ich ihre Hand hielt und ihr nah war, ist mir auf einmal peinlich, obwohl sie nichts davon weiß. Irgendwann sagt sie mein Freund, und ich verliere mich, bin nur noch Nebel im Kopf, antworte einsilbig, finde dann wieder zurück. Finde zurück und weiß, das war zu erwarten, das sollte nichts ändern; und zu meiner Überraschung wird auf einmal alles leichter.

Die Worte purzeln nicht mehr, verwischen einander nicht mehr, sind nicht länger gehemmt und scheu; ihre Klarstellung hat einiges in mir gelockert, und vielleicht ist es gut so. Zerschlagene Hoffnung heißt nicht nur Scherben, heißt auch Klarheit, bedeutet: Ich weiß wo du steht. Das ist wichtig, Offenheit und Klarheit sind wichtig; abgesteckte Grenzen, meinetwegen, und träumen darf man ja noch.

Träumen darf man.

oh, no more silence

Über ihre Schulter linsen Träume,
lugen schüchtern aus ihren Ecken und Schlupfwinkeln hervor.


Mit blaugefärbten Lippen
Worte küssen, weichgelutschte Worte
von der Zunge gleiten lassen,
in den Teig. Auf
ruhigem Atem garen, gären; bröselnd,
klebrig weich, und
müde Augen sagen Ja. Sind
zu einem Nein gar nicht mehr fähig; das liebe ich:

Schlummerzustand; dieses friedliche, wehrlose Kapitulieren.
Nur noch sanfte Schläfrigkeit.

Dunkelheit.

words that linger through fields of green

Die Frage lautet nicht: Was wäre gewesen, wenn.
Aber ich stelle sie mir trotzdem.

Und mit einem Mal tun sich mir unendlich viele Parallelwelten auf, und sie schimmern ein bisschen durchsichtig und verpuffen wieder, eine nach der anderen, und ich schaue ihnen zu und staune. Staune schauend. Nur leicht verschoben und schon so anders, schon so eine vollkommen andere Richtung, alles hätte passieren können, alles kann immer passieren, dir, mir; jetzt, hier, jeden Tag. Jede Sekunde.

Das Fahrrad den Weg entlang geschoben, kaum auf die zerfledderten, weichgetretenen Blätter am Boden geachtet, aber dann eine Bank unter Goldgelb, nein, inmitten von, und kurzerhand das Fahrrad abgestellt und mit Stift und Papier auf die Bank gelümmelt. Ein paar Worte nur, die Eindrücke vom frühen Morgen, als das Licht so blassfahl leuchtend auf die Hausdächer fiel, und so schwammkalt war es, aber jetzt frieren die Hände nicht. Sie schreiben.

Jemand läuft vorbei, ich überlege, was man wohl in mir sieht, jetzt, hier. Wohl kaum die Gedanken, kaum das fiebrig verträumte Leuchten in meinen Augen, oder doch? Wenn ich schreibe. Dann ist das wie Malen, oder Zeichnen, aber das sehen die Leute nicht, sie sehen vielleicht eine Studentin, die ihre Hausaufgaben macht, oder einen Brief schreibt, oder was sonst. Mich sehen sie nicht.

Ich schreibe also, und dann läuten die Glocken und ich springe auf, verstaue hastig alles, denn die Zeit ist mir davongelaufen, und ich dachte, ich hätte noch so viel davon, und ich fahre los und biege richtig ab, und das Fahrrad in den Hof, vielleicht neben das ihre, aber wahrscheinlich nicht, da stehen viele, und in den Gang, in den Raum, sie ist nicht da.

Sie kommt nicht mehr, denke ich, und pflanze meine Tasche auf den freien Stuhl neben mir. Macht nichts.

Aber sie kommt noch. Ich muss grinsen, dann rutscht mir das Grinsen vom Gesicht; hastig greife ich nach meiner Tasche, sie setzt sich mit einer Selbstverständlichkeit, die ich nicht erwartet hatte. Mein Herz pocht, "Danke!", sagt sie, und es klingt wirklich dankbar, und ich lächle knapp und schlage die Beine übereinander.

So verharre ich während der ganzen Stunde, nur hin und wieder ein zynisches Kommentar, vielleicht ein schnaubendes Lachen; ich gefalle mir selbst nicht, in dieser Haltung, aber ich klebe fest darin, und irgendwie schaut sie mich so an, als die Stunde vorbei ist, und ich wickle mir den Schal um den Hals und schaue zurück, und dann gehen wir, als hätte einer von uns ein geheimes Zeichen gegeben, und wir laufen nebeneinander und stehen noch lang im sachte beleuchteten Hof.

Eine Locke fällt ihr in die Stirn, ihre klaren Augen lachen. Die Worte fließen. Und ich strahle sie an, und sie strahlt zurück und erzählt irgendwas von Kino und ich – bin stummstill im Kopf. Explodiere erst später, singend und jubelnd auf dem Fahrrad, auf dem Heimweg, und jemand fährt direkt hinter mir, aber das ist egal, ist egal weil die Freude aus mir herausbricht, einfach herausbrechen muss; Freude darüber, dass die Welt so sein kann, so schön.

So schön, so selbstverständlich unglaublich.

when food is gone you are my daily meal

Erst ist alles fremd.

Und alles fühlt sich seltsam unfreundlich an, die Dusche und das vorsichtige Tapsen nackter Füße auf kaltklammem Boden am Morgen, und das Bangen, jemandem im Flur zu begegnen, so mit nassen Haaren, ungekämmt und halbnackt. Die Tür klemmt, stemmt sich dir bockig entgegen, und die Dielen knarren hämisch, wenn du versuchst, möglichst lautlos die Treppe hinauf zu schleichen.

Schmutz in der Küche, und der Schlüsselbund wächst auf unhandliche Größe heran, und du schließt auf und ab und auf und denkst, das gehört mir nicht, das gehört nicht zu mir, und krampfst die Finger um die Schlüssel und versenkst sie in der Manteltasche. Draußen zwar Sonne, gegenüber ein Stück blauer Himmel, aber das Zimmer im Schatten, das Zimmer, das sich allmählich mit Vertrautem füllt; aber selbst Vertrautes wirkt noch fremd, hier.

Ich hab gehört, wie du ein paar Mal versucht hast, den Ofen anzuschmeißen,sagt sie und guckt und lacht. Ich verziehe das Gesicht und denke an das laute Knacken und das Fluchen; Ja, sage ich, beim ersten Mal klappt es nie. Aber
geschafft hätte ich es?, fragt sie, und ich nicke verlegen. Sie lacht wieder, und schaut mich so an,
dass ich spüre, wie meine Wangen heiß werden.


Aber der Tag wird kommen. Die Fremdheit schwindet.

Ein gutes Gefühl.

head first, like paper planes

I can’t take it, I tell him as I feel the sadness tearing me apart.
I think I’m gonna throw up, he says.

Ihre Locken, dunkelbraune Locken, erinnern mich an diese spiraligen Nudeln, mit viel Bratensoße; sie lacht Funken. Sie lacht und Tequila stürzt unsere Kehlen hinunter, und jemand haut mit der Faust auf den Tisch. Alles wird schnell und leicht, und H. wirft mir einen dieser Blicke zu, aber ich kann nur für einen Wimpernschlag denken, kann nicht länger festhalten, lasse los. Lasse mich treiben.

"I once kissed a girl", sagt sie, "It was so soft" und ich verliebe mich in ihren Akzent, ihr weiches British English, und dieses soft; wie sie das sagt ist es das weichste Wort, das wundervollste Wort.

"Ich mag ihre Hände", sagt sie zu jemandem, ein wenig lallend, und sie meint meine, und auf einmal sitzen wir nebeneinander, fast aufeinander, so nah, so dicht. Ihr Gesicht schwimmt mir davon, deshalb lege ich einen Finger an ihre Wange, an ihre Lippen, und ihre Augen werden groß, werden ganz groß und sie sagt, "You're so cute", und ich will sie küssen und sie sagt, "I’m sorry". I’m so sorry.

Ich schüttle den Kopf. Ich presse meine Hand, die sie so fest umschlungen hielt, auf ihren Mund; ich will kein Wort mehr hören von dem, was sie sagt, was sie glaubt, sagen zu müssen; sie soll ihre Lippen verstecken, sage ich, weil ich sonst nicht anders kann. Nicht anders kann als sie zu küssen, I'm in love with someone, das ist mir egal, wieso ist das wichtig, in ihren Augen stehen Tränen. Alles verwischt, verdreht sich; alles an ihr berauscht mich, ich werfe mich hinein in diesen Rausch und ihrem Mund entgegen, aber ich fühle nichts als pure Aufgewühltheit, wildes Rot.

Und dann wiederholt sich alles. Sie umarmt ihn, dann stehen sie zusammen in der Kälte und in mir verkrampft sich alles, und natürlich küssen sie sich irgendwann. Und eigentlich wusste ich es ja, aber das ändert nichts, ändert verdammt noch mal nichts am Schmerz.

with the lights out, it’s less dangerous

Deine Haut ist so weich, sagte er, und fuhr mit den Händen
unter mein T-Shirt, über meinen Bauch.

Hastig den Schal noch in die Tasche gestopft, und das Kabel, und den Mantel übergeworfen und einen Abschiedskuss in Richtung besorgt verklärtes Vatergesicht, und raus in die Nacht. Mit schnellem Schritt in die Nacht, und etwas brodelt auf einmal in mir, etwas, das ich so sehr vermisst hatte, und jetzt ist es da und mein eiliger Blick bleibt an einem Stück Himmel hängen, so klar, so weit, und die Sterne.

Der Große Wagen steht da, zwischen Dachgiebel und Rooftop, steht am Himmel wie der Ausschnitt eines Gemäldes, von dem ich das große Ganze nicht verstehe, aber dieses kleine Stück Himmel sagt mir was, hat etwas Vertrautes. Lächeln muss ich, ich lächle dem Sternbild zu, dem einzigen, das ich kenne, das ich am Himmel finden kann, und dann laufe ich weiter, Richtung Bahnhof, Richtung Zug, und losgelöst.

Ich ließ ihn gewähren, weil es nichts bedeutete. Kaum eine Sache bedeutet so viel, wie wir ihr zuschreiben; viele Dinge passieren einfach, geschehen eben so vor sich hin, und wir sehen ihnen dabei zu, und manchmal lachen wir, weil es nicht auszuhalten ist, aber meistens ist es still.

Meistens sehen wir zu, stumm, und wenn es weh tut, dann ertragen wir, und wenn wir nicht mehr ertragen können, dann lachen wir. Wir lachen.

throw it up amongst the stars

Die Zeit fliegt und lässt keinen Platz für Worte.

"Und, was hast du so gemacht?"

Zu viel geraucht, zu lieblos geküsst, zu viele Dinge aufgeschoben und wieder und wieder, manche sofort getan, aber davon ermüdet, insgesamt ermüdet von der Ziellosigkeit, der wabernden Ungewissheit und dem trockenen Geschmack im Mund.

Mit kaltem Wasser geduscht, die Zehnägel lackiert, ein Haargummi verloren, große Sprünge angefangen und nie zuende geführt, und die Staubflocken häufen sich wieder. Worte verschluckt.

Lippen gebissen. Ich denke, wann fühle ich wieder, und dann durchfährt mich ein Blitz bei bloßer Berührung und ich muss lächeln, mit Zuversicht.

Ein mit Zuversicht getränktes Lächeln wirkt Wunder.

time is frozen, bound and broken

Hast du schon mal einen Tag damit begonnen, die Schnitte in der Haut eines Anderen zu zählen?

Hast du

schon mal dein Bett gegen schmutzigklebrigen Fliesenboden eingetauscht?, auf weißen Socken tapsend, aber das auch schon egal, und dann einen Streifen Sonne als Verlockung empfunden, als pure, aufzusammelnde Freude, und der Versuchung nicht widerstehen können trotz Müdigkeit, trotz der frühen Stunde und Zunge am Gaumen festgeklebt, aber die Sonne.

Wie einen lang vermissten, gut bekannten Freund begrüßt,
Gesicht, Sonne, hallo, endlich.

Und mehr noch, streichelzart auf Armen, nackten Füßen, im Nacken, auf den frisch geröteten Lippen, geküsst hast du dir die Lippen rotrotrot, der Spiegel sagt, du siehst verschlafen aus, kämm’ dich mal, aber

er sagt es mit einem wohlwollenden Zwinkern, einem Zwinkern von der Sorte,
wie du es eigentlich nicht ausstehen kannst, aber eigentlich doch, und du lächelst ihm

flüchtigblinzelnd zu und schleichst durch die Räume
auf der Suche nach Brötchen, nach Kaffee
oder eben irgendwas.

let the moon cry and the bricks to crumble down

Du hast es nie vollkommen geschafft.

Es gibt immer einen Ort, der dich in die Vergangenheit zurückversetzen wird; einen Geruch, der dich erinnert, einen Geschmack; eine mit der gleichen Frisur, mit der gleichen Art, zu lachen, vielleicht.

Und dann sticht es kurz, Bilder schieben sich unaufgefordert vors innere Auge, Bilder, die man in Schachteln verpackt und weggesperrt hatte, die man hatte verbleichen lassen – Plötzlich werden sie wieder lebendig, springen dich an, und du bist wieder verletzlich und klein und glaubst, überwältigt zu werden.

Aber es ist nur ein Moment.

Nur dieser Moment. Dann fängst du dich, schüttelst leicht benommen den Kopf, wie, um alles wieder an den rechten Platz zu rücken, und lebst dein Leben weiter.

pounding there in your chest

Ich klammere mich an die Fetzen meiner Haut,
Meiner alten Haut, kneife die Augen zu
Und wünsche mir – Freiheit.

Sehne mich nach Freiheit. Es ist einfach, sich nach etwas zu sehnen, das man idealisieren kann, verherrlichen bis zur Unkenntlichkeit, weil man die Bedeutung nicht kennt, weil das Wort verlockend süß schmeckt, verlockend wild, und es ruft. Es ruft nach dir, nach dem Etwas in deiner Brust, longing and craving, craving and longing for more, und dieses Etwas antwortet.

Freundlich fremde Gesichter an den anderen Tischen, an meinem Tisch nur solche, die man schon zu oft gesehen, zu oft gesprochen hat, und die Geschichte, die erzählt wird, wurde schon tausendmal erzählt; ich fühle mich, als setze man mir die selbe wässrige Suppe wieder und wieder vor, und als bestünde sie jedes Mal zu einem größeren Teil aus Wasser, aus Nichts, aus fader Geschmacklosigkeit.

Ich kann nicht: Lachen über einen Witz, den ich bereits kenne. Mich fabelhaft über eine Geschichte amüsieren, die ich schon gehört habe.

Anscheinend sollte man das können; ich blicke in die altbekannten Gesichter, sehe sie lachen, frage mich, wer hier eigentlich den Verstand verliert. Sie erzählen das wieder und wieder, wie alte Wiederkäuer, kauen ihre Geschichten hoch bis sie die Farbe verlieren, bis sie zu ein und demselben Brei geworden sind, die gleichen Worte, immer, die gleichen Gesten, die gleichen Lacher. Ich höre nicht hin.

Ich höre nicht mehr hin.

slipping in between

Die Sekunde vor dem Aufprall ist die friedlichste.

Of course you’ll find millions of boxes, small ones and big ones and those in between, and you’ll try to make it fit, you’ll try hard to make everything fit inside of them, and it will, it does. You can put people inside of them, and they will fit, and from time to time you might close one of the boxes and open another one, but never let them confuse you, and don’t you confuse them.

You can also put feelings inside of your boxes, all the feelings you ever felt, nicely put together and nicely sorted out. So easy to put the disturbing ones aside, so easy to concentrate on the big ones, on those one has to concentrate on. Society says so. And all these opinions and interests, wonderfully stapled upon eachother, creating a great image of your self, an image you like, this is what I want to represent, this is who I am! – Is this who I am?

Is this who you are.

You consist of the music you listen to, of the places you go to, the people you chat with when you feel like talking to someone. And you are reaching out for this special feeling the media promises, a feeling you wouldn’t even be able to describe but know it exists, somewhere, and you will know when it’s there.

You will know.

And they lived happily ever after; this is what you want, this is the promise they made to you: You’ll find someone who saves you, someone who will colour your world, lighten it up, rescue you from everything you’re afraid of, from all these nightmares and fears. So you keep searching, because this feeling, it’s going to be like pure bliss, it’s going to be so amazing, and you can’t wait, you just can’t wait for it.

But you have to. And you will. And you will get tired and, because you want, want it so much, you’ll have to let go of it, as we mostly find the things we’re not looking for.

Don't we?

try to kill it all away

Das Tatsächliche liegt tief vergraben unter mehreren
Schichten der Selbstdarstellung.

Welches Bild wir von uns selbst haben. Welch verzerrtes, weichgezeichnetes Bild. Von uns, von unseren Mitmenschen. Ein Bild, geformt aus alltäglichem Geplauder, aus zusammengeschnipselten, aus dem Zusammenhang gerissenen Gesprächsfetzen, die man im rechten Licht herabrieseln lässt, und selbst davon erreicht nur die Hälfte das Gehirn des Gegenübers, kitzelnd, interessant, das wird gespeichert, der Eindruck, die Empfindung.

Nicht das Tatsächliche.

Und anstatt danach zu suchen, suhlen wir uns in Selbstgefälligkeit. Geldgier, Machtgier; Gier nach mehr. Mehr ist nicht genug. Wir räkeln uns darin, wir sind stolz darauf. Wir verstecken nicht, wir geilen uns auf. Wir schämen uns nicht für unsere Abgründe, unsere verkommene Moral und dunklen Sehnsüchte. Emotionale Magersucht stellen wir zur Schau. Je kaputter desto besser, nur die Hülle zählt; wir sind ja so kaputt, wir sind so abgestumpft, auf der Suche nach dem nächsten Kick.

Gott, wie wir uns gefallen.

Taumeln mit seelenlosem Blick von einer Tanzfläche zur nächsten und merken gar nicht, wie wir den Halt verlieren. Dröhnen uns zu mit irgendwas, mit allem, was es gibt, und fühlen doch nichts.

Fühlen nichts mehr.

Und was bleibt, sind Fragen. Fragen wie, Wann hört das auf? Kann es überhaupt aufhören? Was ist das, ein Fluch? Die Suche nach dem Sinn? Oder das Los einer verlorenen Generation.

Aber wir fragen nicht. Wir fragen nicht mehr.

wanted to eat your heart up, chew it up and swallow

Rauch umfängt, umhüllt uns, Füße zucken zum Beat.

Ich sauge an der Kippe wie an einem Strohhalm, muss husten, muss lachen; jemand wirft mir einen Blick zu, der alles heißen kann und nichts bedeuten muss, einen Blick, den ich mit Leichtigkeit abschüttle. So wie ich alles abschüttle, an diesem Abend.

Tanzen, forme ich mit den Lippen, die Musik übertönt selbst das, aber A. nickt und folgt mir auf die Tanzfläche. Wir boxen uns durch den Abend, und wenn sie genug Platz hat, bewegt sie sich wie eine Königin. Ich lache, weil ich das nicht erwartet hatte, weil wir nicht ernst bleiben können, und später tanzt E. bei uns, tanzt bei uns und scheint nicht so recht glücklich, nicht in Tanzlaune zu sein, und ich denke an die Abende, an denen wir den Blick kaum voneinander abwenden konnten, denke daran, wie sie mir die Sehnsucht aus den Fingern saugte, wie ich brannte, und wie sie brannte, für mich.

Ich schaue sie an, aber da brennt nichts in mir, obwohl ihr Blick derselbe ist, katzig und blitzend und, nein, nicht verlockend. Nicht länger verführerisch, es zieht mich nicht mehr zu ihr hin, es kitzelt nur noch, ganz leicht, und als ich sie antanze und sie die Hand an meine Hüfte legt, unsere Finger sich berühren, da explodiert nichts in mir. Ich sehe, wie sie A. einen kaltwütenden Blick zuwirft, und spüre ihre Laune absacken, je ausgelassener ich tanze, je mehr ich mit A. lache. Absurd, denke ich, als sie und A. nebeneinander tanzen; die eine trägt ein schwarzes, die andere ein weißes Top, und beide schauen mich an, und ich schließe die Augen und gebe mich hin.

Der Musik.

Ich verliere mich nicht mehr in ihrer Selbstsucht, in ihrem Vielleicht, vielleicht nicht, 'Und im nächsten Moment werde ich dich fallen lassen', das hat seine Anziehungskraft verloren. Vielleicht bin ich mir jetzt zu gut dafür. Vielleicht sehe ich jetzt, dass niemand das verdient hat.

Vielleicht will ich es auch einfach nur nicht mehr.

like the wreck you hide behind that mask

plötzlich
sie in meinem arm
hand unter stoff
auf haut
kuss zum versinken

Sie demütigt mich, vor allen, vor mir selbst, als sie ihn zur Begrüßung küsst. Wut und Ohnmacht kochen in mir hoch, der kindische Einfall, einfach in Tränen auszubrechen und wegzulaufen, dauert keine Millisekunde, verflüchtigt sich im Wimpernschlag, ich weiß, ich werde Haltung bewahren. Ich stapfe neben M. den Weg entlang und sammle mich. Dann lache ich versuchsweise, es klingt ein wenig angestrengt, aber ich will Leichtigkeit beweisen, und ich lache noch einmal. Perfekt. Jedes Lachen macht mich stärker. Es ist auf einmal leicht, sie beide zu verachten.

Seinen provokanten Blick erwidere ich amüsiert, betont liebenswürdig, und er zieht sie auf seinen Schoß. Ich will ihm den Hals umdrehen, lasse mich stattdessen in ein Gespräch verwickeln. Später ziehe ich sie an mich, sie wehrt sich lachend, dann wehrt sie sich nicht mehr, ergibt sich im Kuss. Kinder tuscheln aufgeregt, kreischen dann kichernd, zeigen mit den Fingern auf uns.

"Die hübsche Braune und die hübsche Blonde", röchelt der Langhaarige in mein Ohr, ich soll es den Kindern erklären, N. sagt, wir verstehen uns eben so gut, sind beste Freundinnen und küssen uns deshalb. Es schmerzt nicht einmal.

Die Kleine mit den neugierigen Augen stellt sich neben mich, und ich sage, "Frauen können sich auch ineinander verlieben, weißt du", und sie nickt eifrig und sagt, "Ich weiß das", und dreht sich um. Läuft davon. Läuft weg, und lässt mich kopfschüttelnd zurück; im Auto küsse ich sie noch einmal, zweimal, küsse ihr die Luft weg, küsse Gute Nacht. Es ist so leicht.

Es ist so leicht, sie zu küssen, wenn man einmal damit angefangen hat.

love is a banquet on which we feed

Ihr Lachen fliegt durch den Raum, grün und rot;
jemand verschüttet klebriges Irgendwas,
jemand lacht ausgelassen, vielleicht bin das ich.

Jemand wirft die Hände in die Luft. Hüften kreisen, Gekicher gluckst in mir hoch; auf einmal leuchten ihre Augen auf und sie dreht sich, dreht sich übermütig, greift nach mir, zieht mich an sich, und wir lachen beide, lachen und tanzen eng aneinander gepresst, und ich denke, wie viel davon ist Spaß, wie viel bedeutet ihr etwas. Manchmal schaut sie ernst, und dann spüre ich diese Spannung, diese Spannung zwischen uns, das geliebte Knistern, aber sie lacht schnell wieder, und ich auch, und wir lachen es gemeinsam von uns weg.

Von einer Zigarette berauscht, wieder auf die Tanzfläche, Ausschau gehalten nach Locken und einem blonden Zopf, und da sind sie, und in dem Moment, in dem ich N. meine Hand auf die Schulter lege, fragt der Sänger, "Are you gonna be my girl?" Sie lacht. "Long brown hair", ruft der Sänger und sie streicht mir durchs Haar. "Be my little rock’n roll queen", sagt sie zu mir.

Später macht die Welt einen Kopfstand. Ein Mädchen spricht N. an, fragt, ob sie auf Frauen stehe, und ich schnappe nach Luft. "Manchmal", sagt N., ohne kokettieren zu wollen. "Wenn ich betrunken bin", ergänzt sie dann, und ich erstarre. Ich stürze mehr oder weniger zum Ausgang. Sie wechselt noch ein paar Worte mit dem Mädchen, folgt uns dann; meine Bestürzung bemerkt sie nicht, scheinbar.

Abschied: Ein Kuss auf die Wange. Unverbindlich. Freundlich.

Zum Kotzen.

running wild among all the stars above

Es ist dunkel im Zimmer.

Für zwei Sekunden sind wir allein, allein in einem riesigen Doppelbett, uralte Konstruktion, eine Art Baldachin über unseren Köpfen, wie deplazierte Vorhänge, unsere Beine verschlungen, unsere Finger. Dann reißt wieder einer die Tür auf, starrt uns mit benebeltem Blick entgegen; Raus! lachen wir und halten einander fest. Raus, denke ich, aber er klettert zu uns ins Bett, legt sich neben N. und sagt, wir sollen uns nicht stören lassen. Ich will ihn schlagen. Stattdessen küsse ich N.

21.02
Sie kommt vielleicht nicht, höre ich jemanden sagen, doch, sagt jemand anderes, ich lausche stumm und nippe am Wein. Ich denke gar nichts. Ich denke, vielleicht sollte ich hier nicht sein, vielleicht sollte ich das nicht denken, denke also nichts. Denke gar nichts.

21.34
Sie kommt ein wenig später, wirft ein Hallo in die Runde, setzt sich neben mich, schenkt mir kaum Beachtung, schenkt sich gleich ein. Willst du auch ein Glas? Ich nicke. Wir reden ein bisschen, übers Tanzen und die Leute und ich frage, ob sie sich betrinkt und denke Gut als sie ja sagt.

23.10

Unsere Beine berühren sich zufällig, ich ziehe meins zurück, Willst du mich anmachen?, zwinkert sie, und ich lache, lache leicht panisch. Die Situation ist absurd. Niemand hat ihr erzählt, dass ich auf Frauen stehe, aber alle wissen es, sie wissen es und schauen zu, wie wir lachen und scherzen, und wie sie kein Misstrauen schöpft. Ein paar Mal setze ich an, als sie mich nach meiner Vergangenheit fragt, nach Leben und Liebe, ich setze an ihr zu erzählen von E. und von meiner Neigung, aber dann hakt sie sich bei mir ein und lehnt vertrauensvoll ihren Kopf an meinen, und die Worte bleiben mir im Hals stecken. Ich will sie nicht zurückzucken sehen.

00.17
Die Welt dreht sich, dann rückt wieder alles an seinen Platz. Frische Luft, Luft; erst am Fenster, ich lehne da und sie stellt sich zu mir, und dann raus, auf die nasse Straße, meine Füße werden kalt aber ich friere nicht. Wir landen auf irgendeiner Wiese, ganz nass ist die, aber wir lassen uns fallen und lachen und sind verknäult, und es tut gut, ihr so nah zu sein, tut so gut, und ich weiß, ich werde ihr nichts erzählen von all dem.

01.01
Wo seid ihr gewesen? Was habt ihr gemacht?
Wir lachen bloß. Der eine stiert uns schamlos an. Sie wischt die Neugierde mit einer Handbewegung fort, schmiegt sich an mich und drückt aufreizend einen Kuss auf meine Wange, lässt ihre Augen blitzen. Sie macht sich lustig über die Kerle, ich lache mit ihr, so nah, so nah. Wir tanzen ein bisschen. Dann stehen wir abseits, zwei Kerle lassen nicht locker, Was war denn nun!, sie küsst mich wieder, scherzhaft, der Kuss verrutscht. Ich lasse den Kuss verrutschen, erwidere ihn sanft. Sie löst ihre Lippen von meinen, und die Vertrautheit weicht kriechender Angst in mir, aber sie steht nur so da, atmet ganz ruhig und langsam, und küsst mich wieder.

01.20

Mitten zwischen all den Leuten stehen wir, und versinken ineinander. Eine Frau fragt, ob sie ein Photo von uns machen kann; dann wieder ihre Lippen, ihre Zunge, ihre Hände an meinen Hüften. Meine Hände an ihren Wangen. Um uns herum existiert nichts mehr.

04.27
Das Doppelbett ist zu klein für fünf Leute, aber das ist uns egal. Der gutaussehende Japaner liegt neben mir, kuschelt sich ein, kuschelt sich an mich, und ich spüre den anderen Kerl nach N. greifen. Ich fahre hoch. Er lacht und sagt, was hast du denn, bist du eifersüchtig? Sie flüstert, nicht wegdrehen und umschlingt mich. Eine Träne fällt aufs Kopfkissen, dann noch eine, dann balle ich die Fäuste und sehe ein, dass ich sie nicht hassen kann. Ich versuche, einzuschlafen; mein Rücken schmerzt, ich liege verdreht, ihr Kopf in der Kuhle zwischen Schulter und Hals und ich will sie nicht wecken. Aber sie ist wach. Ihre Finger streicheln meine. Ein Wimpernschlag kitzelt meine Wange, ich zucke zusammen und höre sie lächeln. Ich denke, wenn sie das nächste Mal blinzelt, drehe ich mich um und küsse sie.

04.54
Die Musik wird leiser. Ich schlafe ein.

out of place and underdressed

Ich sage, "Er wirkte so..." und suche nach dem passenden, nach einem eindrucksvollen Wort, aber sie findet es vor mir. "Alt?", sagt sie, das Fragezeichen klingt nur leise an, es ist mehr eine Feststellung, und ich lasse mir Zeit, suche erst ihren Blick, nicke dann, verwundert, dass dieses schlichte Wort es trifft. Dieser Moment stillen Verständnisses rinnt mir die Kehle sättigend hinunter. Wie Honig. Könnte ich, würde ich darin baden.

Und auf einmal spüre ich, wie es weich wird in mir, weich und zärtlich. Ein Augenpaar, das mir zwischen all den leeren Blicke entgegenleuchtet, hat mich aufgetaut. Einfach so. Irgendwas in mir, von dem ich nicht einmal wusste, dass ich es verhärtet, dass ich es eingefroren hatte, schmolz nach und nach.

Ich meine - Man kann nicht mit vielen Leuten so tanzen. Es gibt die, die sich kaum vom Platz bewegen, nur im Rhythmus leicht wippen oder immer dieselbe Bewegung wiederholen, immer wieder, bis es lachhaft scheint, aber auf eine trostlose Weise. Ich denke dann, nein, ich glaube zu wissen, dass in diesen Menschen irgendetwas kaputt ist, oder vielleicht hat man ihnen nur nie gezeigt, wie sie es machen können, wie es sein kann.

Es gibt auch die, die ihren Körper elegant bewegen, krampfhaft graziös, aber man spürt die Musik nicht, wenn man ihnen zuschaut; sie sind mit den Gedanken woanders. Sie wollen gut aussehen. Sie sind fixiert darauf.

Und es gibt eben sie. Sie und ich und die Musik, die Musik ist unser Trittbrett, unsere Welle, wir wirbeln in buntem Licht und die Gedanken im Kopf sind endlich, endlich weggefegt. Ich bestehe aus puren Emotionen. Ich bestelle zwei Tequila, die im Hals brennen und alles noch enger wirken lassen, sie fragt mich, ob das mein Freund ist. Wir lachen. Und ich werfe mich wieder der Musik entgegen, ihr und der Musik.

Irgendwann - Ich ziehe sie an mich, schützend, als die Betrunkenen zu schubsen beginnen, und es ist ein kleines Bisschen zu nah, aber sie merkt es nicht. "Because the night belongs to lovers", grölen wir verschwitzt als das Licht bereits angeschaltet wird, und sie greift nach meinen Händen und wir tanzen zusammen. Zuneigung erfüllt mich, ganz gleich, wie viel sie versteht von dem, was hier passiert ist, ganz gleich, was sie fühlt.

Ich fühle das hier, und es fühlt sich gut an. Die Schwermut überfällt mich erst später.

the thin line between belief and delusion

To my ten-year-old self, my father once made a comment
on my habit of crawling myself together like an embryo
to get to sleep.


He said, alluding to my small size, no one could grow, sleeping in such a position. It was meant as a joke. How could anyone, twisted like this at night, grow?, he asked, winking at me, closing the door tenderly the way I liked it – a little gap left open, so the light could still enter the room.

But I took it seriously.

I thought about it – Could it be that my sleeping habit really stopped me from growing? Perhaps it had a huge effect on my bones or something. Totally made sense. Of course it had!

And I stretched out.

Every night, from that night on, I stretched my full small self and tried to sleep, laying completely straight and uncomfortable. Dozing off, I thought about hanging weights on my feet while holding myself somewhere high, on some monkey bars maybe, so my bones would be forced to grow. But this remained a dream.

I did grow then, slowly and not much, but I did. Maybe I would have grown bigger if I had realized that last idea.

peering through open windows

Es regnet. Die Natur atmet auf.

Ich atme ein, den Geruch von nasser Erde,
das Geräusch des Tröpfelns und Prasselns; alles.

Man muss nur hin und wieder einatmen.
Luft holen. Weiterlaufen.

Leben.

(In dem Wort steckt so viel.)

the thief he kindly spoke

Einer mit Stielaugen und dunklen Haaren fragt mich auf
Englisch, ob er mich auf den Mund küssen darf.

Ich schüttle den Kopf und sage, "I'm into women."

Eine Freundin von ihr winkt mir quer durch den lautgefüllten Raum zu. Ich winke ehrlich erfreut zurück, bahne mir einen Weg zu ihr, ahne schon, will aber nicht wissen. Will sie nicht sehen und will gleichzeitig nichts mehr als das. Will gesehen werden, angesehen werden, von ihr, ja, ich lebe noch, hallo. There she is. Sie lächelt flüchtig, sauer-süß, schuldbewusst? Mitleidig? Ich bin lebendig, ich bin mehr als gesund, ich lache und beachte sie nicht weiter. Äußerlich.

Innerlich aufgewühlt, aber nicht so sehr, nicht wie sonst. Das Nahsein und Anschmiegen und die Küsse, das alles ist so weit weg, auf einmal. Nicht weit genug weg, um ihre Anwesenheit auszublenden, aber weiter als sonst. So weit, dass es mich angriffslustig macht; ich will ihr zeigen, dass es mir gut geht, ohne sie, ohne all das, und dass ich begehrt werde, soll sie sehen. Dass ich gewachsen bin, und nicht mehr die Kleine, die sie so verletzt hat. Jemand tanzt mich an, er tanzt gut, es macht Spaß, macht mir wirklich, wirklich Spaß, und mein Lachen verdoppelt sich, weil sie zusieht -

Später tanze ich neben ihr, werde auf sie geschubst, schubse aufdringliche Männerhände von mir. Sehe sie lachen. Denke, dass man vielleicht befreundet sein könnte. Spüre nichts begierig Erhitztes im Bauch, wenn sie tanzt, spüre nur Freude und Verknotetes, und dann wieder das lähmend aushöhlende Nichts, als sie geht. Nach Hause geht sie, ich wünsche beiläufig eine gute Nacht, lehne mich dann in der Toilettenkabine an die Wand und atme den Beat und will verschmelzen und nicht mehr sein müssen. Aber ich existiere weiter. Und ich verschmelze nicht.

Die Zurückgelassene zu sein, dieses Gefühl ist so vertraut, schmerzlich vertraut, und ich weiß, besser wieder Tanzfläche und Bier und Lachen. Dann verschwindet das Gefühl der Unwirklichkeit schneller.

but there's no hiding behind moulting feathers

Jemand fragt nach der Uhrzeit und du sagst, Zeit ist relativ.
Und es fühlt sich richtig an.

Der Sommer in Sepiafarben. Eiscreme an der Fensterscheibe, prickelndes Nass im Mund, mehr kühl als kalt, mehr warm als sonst irgendwas, auch die Kekse, auch die kugelroten Beeren, die Flecken auf Haut malen. Ich schüttle Sandkörner von meiner Bauchdecke und laufe dem Luftzug nach.

Wasser spritzt auf kreischende Kinder, Wellen, Wellen durchlaufen mich, meine Hände teilen das Wasser nicht, drängen es nur zur Seite, und der Sonne zuckend gebrochene Strahlen tanzen auf meinen Armen. Algen tanzen leise, anmutig im Dunkel; hin und wieder kitzelt eine an der Fußsohle, da kichert man unwillkürlich. Innerlich.

Ich tauche, tauche auf, jemand streicht mir das Haar aus der Stirn. Augen geöffnet und zusammengekniffen. Nackte Füße auf sengend heißem Sand. Dem Ball hinterher hechten, ich tanze mit dem Ball.

Diese Tage, an denen das Leben tanzt. Hold them close.

the moon in a basket on your bike front

Alles heilt. Alles wird heilen. Es gibt für alles eine Heilung.
Oder?


how long can you stand the heat

Goldbraune Arme am Nachmittag,
In klackernden Schuhen schwanken
Zwischen Lächerlich- und Weiblichkeit;
Blicke auf meinen Beinen.

Mit nacktgebräunten Füßen im Auto sitzen und den Schweiß sich in der Kniekehle sammeln spüren, nicht unangenehm, aber kitzlig, und noch den Geschmack von Kirsche im Mund. Und fahren, und fahren, und denken, liquid heat. Den Blick später, nass und tropfend, über keck aufgeworfene Lippen und Sommersprossen gleiten lassen und -

Ich greife nach der Kaffeetasse, halb zerstreut, halb konzentriert auf das, was der Bildschirm mir entgegenflimmert. Namen, Daten, Prozentzahlen; ich wühle mich hindurch, nein, klicke mich hindurch, sanftsauberes Klick, da und da und da, und der Kaffee wird weniger, der Kaffee wird kalt, der letzte Schluck ist immer kalt, warum eigentlich.

Kalt und süßer als die vorigen, der Zucker sammelt sich unten, dabei nehme ich nicht viel, aber zwei Löffel sind es doch, gehäufte Löffel, und dann gerührt und sich innerlich über den fehlenden Schaum mokiert, aber Hauptsache warm, Hauptsache Getränk und Tasse und das damit verbundene Gefühl von Geschäftigkeit, Emsigkeit, vielleicht, bei dem Wort denke ich sofort an eine Biene, das Wort summt.

Ich hatte ganz vergessen, wie klebrig Sommer ist.

a vision softly creeping

Zukunftsmusik forme ich. Ich forme den Kloß in deinem Hals, der sich nicht auflöst, wenn du dich räusperst, forme deine Wimpern, wenn du sie morgens von Schlafsand befreist, und dein Herz, wenn es sticht, und du weißt nicht, woher das kommt.

finding nothing but questions and devils

Ich glaube, manche Dinge können nicht wieder gut gemacht werden.

Ich glaube, es gibt Worte, die so sehr verletzen, dass man sie nicht vergessen kann, nicht verzeihen. Und jedes Mal, wenn der Mensch, der sie ausgesprochen hat, dich nun berührt, zuckst du unwillkürlich zusammen, verkrampfst dich, kannst nicht wie sonst sein, dich nicht wie sonst geben, so unbefangen vertraut.

Kannst zwar lachen und scherzen, und die nackten Füße auf dem Beifahrersitz von dir strecken, aber es ist nicht wie vorher. Das Wohlgefühl bleibt aus, die angenehme Gewissheit, hier sein zu können, wie du bist, gefahrlos, ohne Bedenken, einfach los und fallen lassen, dich und die Gedanken aus deinem Mund.

Stattdessen diese stumpfe Unruhe in seiner Gegenwart, und ja, ich mag es mit ihm gesehen zu werden, unbekümmert und mit rotem Piratentuch neben mir, aber ich weiß, diese Leichtigkeit ist nur gespielt, das Tuch eine Verkleidung, genau wie der nackte Oberkörper.

Und ich verstehe die Ursache der Verstimmung nicht, eine ganze Weile lang, erst nachdem wir den See hinter uns gelassen haben, die Haut noch sanft glühend von der Abendsonne, die dunkelnassen Haarsträhnen im Wind flatternd, trocknend, und er sagte, ich solle Photos schießen, und hielt an, um eins von mir zu knipsen; da verbarg ich mein Gesicht vor ihm.

Du siehst schön aus, sagte er, wie beiläufig, wie, um mich daran zu erinnern, und ich warf lachend den Kopf in den Nacken und er drückte den Abzug.

Den Auslöser. Ich bin müde.

sometimes, time doesn't heal

Auf ihre Anwesenheit war ich vorbereitet und doch
nicht vorbereitet gewesen.

Immerhin brachte ich es fertig, einen flüchtigen Gruß zu lächeln, später sogar einige Worte mehr, und ich, ich merke, dass ich sie vermisse, aber nicht ihren Körper, nicht in diesem Sinne, also nicht das, was unsere Beziehung ausgemacht hat, oder was ich dafür hielt, sondern.

Sondern stattdessen die Leichtigkeit, mit der wir unsere Meinungen austauschten, die vermisse ich, und ich vermisse ihre Art, sich über mich lustig zu machen, und dass es mir nie schwer fiel, in ihr Lachen einzufallen. Ich vermisse es, dass wir miteinander scherzten, auf eine Weise, die sagte, ich mag dich.

Ich vermisse es, ständig darüber nachzudenken, ob ihre Meinung wohl mit meiner übereinstimmt, und darüber, ob ich sie am Wochenende wohl sehen werde. Ich vermisse es, ihr zuzustimmen, oder ihre Augen sich verengen zu sehen, weil ich ihr heftig widerspreche. Ich vermisse es, in den Pausen den Blick schweifen und dann auf ihr ruhen zu lassen. Vermisse es, stumm vor Verlegenheit neben ihr die Treppe im Schulhaus hochzusteigen.

Ich vermisse sie, weil sie wichtig war, auch ohne das Drumherum; wichtig war sie, für mich, und das schwappt in mir hoch, wenn ich sie sehe, weil ich sie mag, ich mag sie immer noch, und wie ist das zu vereinbaren. Ich vermisse sie.

Ich vermisse es, sie zu vermissen.

waded in the scent of chlorine upon our skin

And you might feel something like love in your stomach, somewhere, something like depth and tenderness, but don’t you take it for real, please. Don’t you take it for love.


full of charts and facts and figures and instructions for dancing

Das Außen vergessen, ins Innen flüchten, und was heißt schon flüchten.

Meine Wimpern verhaken sich, ich erinnere mich an kuhgefleckte Weidewiesen und den Geruch von frischgebeiztem Holztisch auf der Terrasse, aufdringlich in die Nase steigend, und die Müdigkeit, die summt im Kopf, bis man die Musik aufdreht und den Kaffee herunterwürgt, oder eben nicht, oder man sinkt ins leise gluckernde Bett, so nachgiebig weich, und das Bettlaken ist weiß, und die Bettdecke auch, aber das fällt mir jetzt erst auf.

Und ich denke, vielleicht kann ich mich verlieren und finden zugleich, und wie viel ich Preis gebe ist allein mir überlassen, man kann es nicht aus mir herauskitzeln, das bestimme ich selbst. She can take care for herself, diktiere ich, und sie lacht und fragt, kann ich das?, und ich tue so bestimmt, aber schwanke innerlich so zerrissen, zerbissen von Vorwürfen, kannst ja mal früher aufstehen und Kaffee machen, kannst ja mal Geld verdienen, die Küche putzen, das Bad.

Ich denke, wann habe ich zuletzt etwas gefühlt, wirklich gefühlt, ohne dabei zu verkrampfen, wann habe ich zuletzt einfach etwas auf mich wirken lassen, ohne dabei großartige Gedanken produzieren zu wollen; Gedanken und Worte suche ich, pausenlos, Worte, die treffen, und Gedanken, die abwehren. Es laugt mich aus, diese ewige Ausschauhalten, das niemand sieht, und was nützt es denn. Mir. Dir. Uns.

Ich frage mich, weshalb; Liebe scheint immer da zu sein, wo man sie nicht gesucht hat, vielleicht ist es mit allem so. Ich entdecke Liebe im Nachhinein, da war sie, und da hat sie hinter einem Baum gestanden und mir zugewunken, und ich habe geblinzelt und, natürlich war da nichts mehr, als ich erneut hin sah.

Hier und hier ist so viel Liebevolles, so viele Möglichkeiten, aber ich fühle mich auch ohne dieses Gefühl, das ich als Liebe definiere, geborgen und zugehörig, und das ist neu, diese Verbundenheit ohne Anhaltspunkt, ohne Verbindung, weißt du.

Neu ist gut. Neu geht weiter.

Und manchmal bringt Neu mich zurück.

picture me, standing on the rooftop

„Die Welt liegt dir zu Füßen“, sagte sie.

Und machte in ihrem Kopf vermutlich die geeignete, ausbreitende Handbewegung.

Liegt dir zu Füßen. Ach ja?

Es fühlt sich manchmal danach an, ja. Manchmal, wenn man sich von Übermut und Lebenslust fluten lässt, wenn man Kraft und Jugend als große Schlagworte in den Raum wirft und ihnen beim Wachsen zusieht.

Aber oft, viel zu oft fühlt es sich ganz und gar nicht danach an. Dann sehe ich eine überfüllte Welt, eine Welt, in der die Ignoranz regiert, die nur darauf wartet, mich zu zerquetschen; weder genüsslich noch schadenfroh, nur ganz beiläufig.

Ich sehe mich untergehen in einer Welt, die sich in Gläsern tausender Sonnenbrillen widerspiegelt, untergehen in einer Masse formloser Gesichter. Stumm und taub und blind sehe ich mich werden, und angepasst; gepresst werde ich in eine Form, unerbittlich, wenn ich bestehen will, bestehen in dieser Welt.

there is no strength in numbers

Ihre Lippen leicht aufeinander,
Hände gleiten über Kleidung,
unter Kleidung,
malen Schlangenlinien auf Haut;
zuerst in großen, dann in immer kleiner werdenden Bögen.
Münder öffnen sich weit, verschlingen einander.

Delete all messages? Yes.

Delete in Progress.
Delete in Progress.
Delete in Progress.

Complete.

Inbox: Empty.

a hazy sense of evidence

"Schau mal."

Ein kleines blondes Mädchen, entzückend kindlich, entzückend zart und spitzbübisch zugleich, mit hellen, wachen Augen, betrachtet staunend eine Ansammlung von Ameisen auf dem Trottoir, wie sie durcheinander wimmeln und doch zielstrebig, eine gewisse Ordnung bilden.

Dann stampft es mit dem Fuß in das Gewusel, nicht aggressiv, nicht boshaft, nur versuchsweise, beinahe vorsichtig. Aber mit Nachdruck. Da gerät die ältere Schwester außer Fassung.

"Nicht – tot – machen!"

Ebenso blond, ebenso wacher Blick, ein wenig größer; und sie besteht darauf. Hockt sich zum näheren Begutachten des Schadens auf den Weg.

"Es gibt doch genug", sagt die Kleinere, und tritt aus dem Gewusel heraus.

summer days drifting away

To the summer nights, die Musik hat sie voll aufgedreht,
wir brettern über die Autobahn.

Ihr Zimmer ist nur provisorisch hergerichtet, eine Matratze in der Ecke, ein paar alte Kommoden, der Schlüssel knarrt im Schloss, da liegt eine leicht angestaubte Bibel, ein orientalisch anmutendes Schmuckkästchen ohne Inhalt, ich luge vorsichtig hinein, schließe den Deckel dann enttäuscht wieder. Kitschige Engelsbildchen häufen sich, ich schiebe sie beiseite, greife nach dem Photoapparat im hintersten Eck. Klobig liegt er in der Hand, laut klicksurrend der Auslöser, es ist kein Film eingelegt, ich schieße trotzdem Photos; eins von den Regentropfen an der Fensterscheibe, eins von unserem Schlaflager auf dem Boden, der zurückgeschlagenen Bettdecke.

Eins vom nassen Rasengrün da draußen.

Die Tür geht auf, ich drücke den Auslöser; erschrocken zuckt sie zurück, reißt die Hände vors Gesicht. Ich lache über ihren verdutzten Gesichtsausdruck, kein Film drin, erkläre ich, lege die Kamera zurück, schweren Herzens, noch ein wenig Staub weggestreichelt.

Und ich hätte gern ein Photo von ihrem schiefen Lächeln gemacht, dieses schiefe Lächeln mit zusammengekniffenen Augen, wenn sie mich so anschaut, und dann muss ich lachen und ihre Mundwinkel kräuseln sich, noch mehr, noch ein bisschen mehr, bis ich schnell die Augen schließe, weil dieser Blick alles in mir kribbeln lässt.

Wie sie neben mir lag und alles an mir strebte zu ihr hin, aber ich traute mich nicht, traute mich partout nicht, sie zu berühren, obwohl die Nacht doch so intensiv, so zärtlich gewesen war. Erst nach einer Weile des stummen, blinzelnden, halbgelachten Nebeneinanderliegens endlich meine Hand in ihre gelegt, und da lag sie in einer Kuhle und wurde gestreichelt, sachte Bewegungen, fast schon zu viel.

Eigentlich zu wenig.

looking for the golden lie

Der Abend war ohnehin bereits gelaufen,
also tanzen, beobachten, ein bisschen sehnen,
so für mich.

Und dann, vielleicht für einen Moment in Gedanken versunken, plötzlich war sie da, dunkelkurze Haare, weite Jeans. Ein bisschen tanzen, scheu gelächelt, Gedankenrasen im Kopf, und dann greift sie nach meiner Hand und fragt, Rauchen? Ich nicke, sie vergewissert sich, ich denkedenke im Kreis, immer im Kreis, und rauchen führt zu küssen führt zu küssen und, weißt du, das will ich jetzt.

Nutz’ mich aus, ich bin wie benommen, ihre Freundinnen verfolgen uns, belauern uns, ich erzähle ein bisschen und sie fragt, ob es nur Spaß ist, für mich. Ja, denke ich, ja, und schüttle den Kopf. Ihre großen, braunen Augen rühren etwas in mir an, und wie sie lächelt, und wie sie meine Hand nimmt, so vorsichtig, und sie lacht und scherzt mit allen, kennt alle, aber dann stehen wir draußen und ich drücke langsam den Zigarettenstummel aus, und sie schaut mich so an. Fragend. Willst du?, Willst du das?, fragen ihre Augen; ich lächle bloß und mein Blick flattert, ohne, dass ich es verhindern kann. Irgendwann, wieder verpasse ich den entscheidenden Moment, sind ihre Lippen auf meinen und es ist alles gut und vertraut.

Und warm.

Eine von ihnen bringt mich zum Lachen, ich fahre, sagt sie, und schneidet eine Grimasse, lehnt am Tisch und trinkt Cola und schaut belustigt zu, wie wir zu einem dieser Lieder tanzen, deren Refrain jeder mitgrölen kann. Dann küsst D. mich wieder, und ich spüre kaum so etwas wie Irritation oder Scham, weil mir jeder zusehen kann, vielmehr wachsende Selbstsicherheit, und dieser Wechsel aus Tanzen und Unterhalten und Lachen löst ein summendes Wohlgefühl in mir aus. Wie spät ist es, fragt sie, wieso musst du bald gehen. Ich lege einen Finger an ihre Lippen. Shh.

Will you release me, fragt der Sänger, with a kiss, frage ich, das Wort geht fließend in seine Bedeutung über; mehr Tanzen, mehr Küssen. Meine Lippen ganz dicht vor ihren, ganz nah, ich flüstere die Worte, and I touched your face, ganz nah, halb Kuss, halb Explosion, and I called your name, und ich frage mich, weiß sie überhaupt noch, wie ich heiße, und warum ist das auf einmal wichtig; das durchzuckt mich, dann Abschied, ich gehe, sage ich, und ihren Blick halte ich nicht aus, also schnell weg, schnell weg.

Mit heller Freude im Bauch; jeder Meter Entfernung lässt mich ein wenig mehr begreifen, was passiert ist, und ich muss das Strahlen in meinem Gesicht herunterdimmen, die Freundinnen schauen schon so wissend. Erzähl', rufen ihre Blicke.

Bestimmt werde ich rot.

and your mind is full of red

'Ich dachte, du gehst schon'; da saß er noch,
auf einem der Stühle, ich hatte mir Zeit gelassen.
– Ich dachte, ich warte auf dich.

Klischee Hinterhof. Vertrocknet, verschmutzt, verwahrlost. Die Hauswand starrt vor Dreck, der sich über Jahre hinweg kratzend und spuckend angeschmeichelt hat; aufgerissen haben Wind und Wetter den Putz, entblößen glasfaseriges Dämmmaterial, ein fingerdicker Draht zieht sich quer über das geschundene Bild.

In alter, bitterer Freundschaft lehnt die Treppe ein wenig schief an dieser Kneipe, das Geländer ächzt lautlos. Bröselige, bemooste, betrunkene Treppe. Man kann eine Straßenlaterne sehen, wenn man die Mühe nicht scheut und sich auf eine der oberen Stufen setzt, zwischen Geländer und Hauswand, zwischen Mülltonnen und Sternenhimmel; eingeklemmt der Mond, ein bisschen mehr als nur halb, seltsam unförmig, seltsam blass, es lohnt sich kaum, für ihn den Kopf zu drehen, nach links-hinten-oben, aber man tut es doch.

Und die Zigarette zwischen den Fingern glimmt gierig auf, ruhig atmet man ein, die Geräusche von der Straße, die Musikfetzen, jemand lacht hell auf, eine Katze kreischt. Ich atme bloß, ein und aus, und das ist auch schon alles, was ich jetzt tun kann, fühle ich.

Später kommt jemand, und wir schubsen und raufen scherzhaft, schnaufen herzhaft, ein Kuss liegt in der Luft, aber ich kann ihn nicht spüren.

you said you wanted to crawl down deep inside

Müde vom Schmerz.
Der Körper bricht nicht zusammen.
Er schaltet ab.

Verschwommene Gesichtszüge treffen in Blau aufeinander, treffen aufeinander und prallen voneinander ab, prallen ab, wie in Zeitlupe muss man sich das vorstellen, unendlich langsam, unendlich gewaltig.

Sätze ziehen wie geradlinige Schnüre an mir vorbei, an mir, an meinem inneren Auge, falls es das gibt, gibt es das? Der Atem geht ruhiger, tiefer jeder Atemzug, und vielleicht ist das der einzige Zustand, in dem man nicht mehr versucht, sich gegen irgendetwas zu wehren; diese schleierähnliche Müdigkeit.

Ja. Nein. Abbrechen.

staring at emotion in the light of day

Zwei Minuten unter Wasser, das Lebensgefühl ist weg,
mein Lebensgefühl.

Das ich mir aufgebaut hatte. Gott, die Luft anzuhalten ist bedrückend, geradezu grauenhaft, wenn dir die Luft ausgeht und du siehst, der Weg zur Luft ist länger als geplant, und die Lungen schreien nach Sauerstoff, schreien dich an, wieso bist du nicht schneller, wieso dauert das so lange, Luft, Luft!

Risse in den Zähnen.
Trockengeriebene Augen.
Blinkende Lichter, rot.

Ich rutsche weg, jedes Mal, wenn ich es versuche, versuche, es einzufangen, das Gefühl. Das Gefühl. Ich dachte, es würde genügen, ich mir selbst und dass ich jederzeit wieder zurück könnte. Fuck. Fuck.

Durch die Stadt. Kopfsteinpflastergestolper. Gesichter im Schnelldurchlauf, zu schnell, um sie sich einzuprägen, wozu auch, wozu es überhaupt versuchen, vorbei, vorbei. Blick bleibt hängen, ein scheues Lächeln, nach mir ausgeworfen, ich lächle zurück, weißnichtwie, vielleicht neugierig, vielleicht nur freundlich. (Bestimmt neugierig.) Ich mag das, so zu schauen, irgendwie interessiert, aber nicht übermäßig, eher abwartend, und mit diesem leisen Kitzel. Das Mädchen mit dem scheuen Lächeln ist mit seiner Großmutter da, später sehe ich es noch einmal, dieses Mal verfehlen sich unsere Blicke, aber sie sieht mich an, das ist alles.

Das spürt man.

no promises, no demands

Aufgequollene Regenwürmer liegen wie Gedärme
auf den Bürgersteigen.


Aber der Mensch ist nicht geschaffen für Leid. Der Mensch ernährt sich von den Tagen, an denen die Sonne die Wolken wegschmilzt und die richtigen Lieder aus den Kopfhörern schwappen, eins nach dem anderen.

Er lebt. Für die Tage, an denen man sich keinerlei Gedanken darüber macht, was die Leute denken könnten, wenn man pfeifend dahinschlendert und ab und zu in einen hüpfenden Laufschritt verfällt, oder dann doch laut mitsingt, weil man es nicht aushält, weil es eben so aus einem herausbricht, und weshalb zurückhalten?

Die Welt ist schön!

you can climb a ladder up to the sun

Sonne geschnuppert und
Lachen auf der Zunge geschmeckt,
grauen Schleier gelüftet,
jetzt wieder alles satt leuchtend,
grasgrün die Zehen kitzelnd.

Unbekümmert aufs Rad geschwungen, Blasen gelaufen, weitergelaufen, aus braunen Flaschen getrunken und Tüten in Mülleimern versenkt. Und oh, so warm, so leicht und warm, fast niederdrückend, aber noch nicht, noch nicht; genau richtig. (T-Shirt-warm, aber nicht Kurze-Hosen-warm; so warm, dass man zwar nebenbei etwas trinkt und das tut gut, aber nicht so, dass man lechzend nach Wasser brüllen möchte, jede Sekunde, weil man verglüht. Genau richtig.)

Und Bilder geschossen, die genau so aussehen, wie sie aussehen sollten; so ist es so war es so wird es sein.


Und angenehme Schläfrigkeit ausgekostet.
Und Erdkrumen zwischen den Fingern zerrieben.
Grashalme mit den Zehen ausgerupft.
Und die Strähne aus dem Gesicht gestrichen.

so, cameraman, swing the focus

Ich glaube, da, wo die Wahrheit versteckt ist, spürt man
dieses leise, kaum wahrnehmbare Ziehen.

Abends auf der Couch liegen und das Gefühl schleicht sich ein, es sei irgendwie falsch, so. Nicht falsch im Sinne von verkehrt und vollkommen unsinnig, hier zu liegen, vor dem Fernseher, mit den Eltern, in diesem Haus, aber eben doch auch nicht richtig, nicht das, was ich jetzt am liebsten tun würde, und mit wem, und wo. Es fühlt sich an, als ließe ich eine unnötig große Zeitspanne ungenutzt verstreichen; dabei könnte ich nicht einmal sagen, womit sie gefüllt werden sollte.

Nur so ein Gefühl.

Und dann lächle ich und kuschle mich ein wenig tiefer in meine Decke, und ich denke, für jeden ist da draußen jemand. Jemand, der einen schützend in den Arm nimmt, wenn man es braucht; jemand, der deine Hand festhält. Vielleicht sogar viele Jemands. Es gibt sie, es gibt schließlich so viele Menschen.

Ich muss sie nur finden.

maybe three seconds is enough

Ich hatte gedacht, ich könne mitspielen.

Aber mir war gar keine Rolle zugedacht, in ihrem Spiel,
verstehst du, ich war nur ein Spielzeug,
und zwar eins von vielen.

Und es ist unangenehm, wenn Spielzeuge Gefühle entwickeln,
wenn sie sich an dir festzuklammern versuchen;
schüttle sie ab, und schüttle sie schnell ab.

Spielzeuge, die zu schluchzen anfangen,
will doch niemand.


Auf der Tanzfläche suchte ich nach ihr, erst zögerlich und mit einem gewissen Schamgefühl, das ich nicht zuzuordnen wusste, dann mit wachsender Verzweiflung. Wo war sie nur, ich würde so gern mit ihr tanzen, wüsste sie so gern in meiner Nähe. Dann, da war sie, zu ihr hindurchgetanzt, durch die Menge, und schon war sie erneut verschwunden. Wieder. Wieder. Bis ich mir sicher war, dass sie mir aus dem Weg ging; dass sie mich zu meiden versuchte, und -

Dann sah ich sie mit diesem Kerl da stehen, der mich vorhin anzubaggern versucht hatte, und ich hatte ihn abblitzen lassen, ich war nicht in der Stimmung, ich konnte nicht mehr, ich war müde, ich war traurig.

Mit dem lachte sie jetzt und ich sah ihr dabei zu. Setzte mich in meinem Kleid auf die kalten Fliesen und sah ihnen dabei zu, wie sie sich über Belangloses unterhielten, nur um sich die Zeit zu vertreiben, die es eben dauert, bis man zum nächsten Level übergehen kann. Auf einer Party dauert das nicht lange. Auf einem Ball erst recht nicht. Ich saß da und wartete darauf, dass jemand käme und mich von hier wegholen würde. Vielleicht darauf, dass sie mich bemerkte und ihm den Rücken kehrte, mich vom Boden aufhob und mit Küssen bedeckte.

Und natürlich kam niemand, die beiden verließen den Tisch, ich schritt im Zeitlupentempo darauf zu und zerfetzte Rosenblätter mit meinen Fingern. Rosenblätter, die wie zum Spott auf den Tischen ausgestreut waren. Eine Tasche lag da noch, eine kleine schwarze, ob das ihre war? Hatte sie die hier vergessen? Und da kam sie schon, eilig angelaufen, die Tasche nehmen und tanzen gehen, das war der Plan, aber da stand ich, verstört, verstörend, und sie fragte, hey, alles in Ordnung? Und ich starrte vor mich hin und schüttelte den Kopf.

Schüttelte leise den Kopf, und sie fragte, ob ich darüber reden wolle, und ich wusste es nicht, ob das etwas bringen würde, aber ich wollte mit ihr reden, ja, mit ihr schon, also ja. Also um die Ecke auf den Boden gesetzt und ich fing an mit meinen Vorwürfen, mit meinen Erklärungen, und sie sagte, es tue ihr leid. Das habe nicht so wirken sollen, so sei es nicht gemeint gewesen; den Fehler mache sie immer.

Und in mir zerbrach irgendetwas. Immer, hallte es in meinem Kopf nach, und das schmerzte so unbeschreiblich, dieses Wort, und ich konnte nicht mehr, wollte nicht mehr, der Schmerz warf mich nieder. Geh' jetzt bitte, brachte ich noch heraus, Du machst es nur noch schlimmer. Und sie schaute ein wenig erschrocken, ein wenig verständnislos, und so unglaublich kalt, dass ich sie angefahren hätte, wäre sie nicht aufgestanden. Aber sie stand auf, sie fragte noch, Sicher? und schaute so weißnichtwie, dann ging sie.

Nach ein paar Sekunden schaute ich um die Ecke, wollte mich vergewissern, dass sie weg sei; so sehr wünschte ich, sie sei es nicht, und käme zurück um mich in die Arme zu schließen, und tatsächlich hatte sie kehrt gemacht und sah mich an. Und lief dann endgültig zur Tanzfläche.

Ich weiß nicht, welchen Ausdruck ich in meinem Gesicht kleben hatte. Ich weiß nur noch, wie sich dieser unglaubliche Schmerz angefühlt hat, und das weiß ich auch nur, weil er, wenn auch längst nicht so heftig, immer noch da ist. Ich muss bemitleidenswert ausgesehen haben, aber das hatte sie nicht, Mitleid, oder doch, und selbst wenn, ich war eine von vielen.

Nur eine von vielen, heulte ich später in L.s Armen, da wurde es mir erst bewusst, ich war wie aufgespießt und umhergeschwenkt, eine Trophäe, eine Beute, und diese Gefühle, die ich mir in meiner Welt zusammengesponnen hatte, hatten niemals existiert.

sinking in an ocean of faces

Ich fühle
Mich kaum.

Fühle
Dass ich da bin,
Dass ich wohl da sein muss, denn
Wäre ich es nicht
Würde ich es doch fühlen.

Oder?

holding on with fingers and feelings alike

Man weiß so wenig über sich selbst, und glaubt so viel zu wissen.
Ich fahre durch die kalte Nacht, schaudernd in meinem Mantel, der Wind bläst mich vor sich her, wie es ihm gefällt, und die Gedanken in meinem Kopf lässt er durcheinander wirbeln, hoch wirbeln, so hoch, einige zu hoch, da wirbeln sie hinter mir davon. Wie märchenhafte Brotkrumen lasse ich eine Spur von Gedanken zurück, wer wird ihr folgen, jemals jemand?

Vorlieben, Abneigungen, Gefühle sind so selten von Dauer und so rasch verweht, heute hier, morgen so, aber das kann nicht, darf nicht sein und ich lege mich fest, presse mich in eine Form, die mir nicht passt, so bin ich nicht; ich bin farbenfroh, kein Einheitsgrau.

Und ich starre mit aufgeregtem Prickeln im Bauch auf Bilder und Geschichten von Leuten, die sich abheben, die ihr Leben so färben wie es ihnen gefällt, einfach die Haare abgeschnitten und immer noch dieselbe, aber eben doch nicht, und die Schere zuckt zurück vor wenigen Strähnen schon, in meiner Hand. Meine Hand reißt zögerlich die alten Bilder von den Wänden, scheitert schon daran, sie wegzuwerfen, scheitert vor der Endgültigkeit. In einen kleinen Karton packe ich die Dinge, es sind viele Kartons, mittlerweile, die Erinnerungen häufen sich, ziehen an mir, halten mich fest.

Ich weiß, dass ich den süßen Geschmack des Erinnerns nicht entbehren will; etwas in der Hand zu halten was einmal viel, vielleicht alles bedeutet hat, das tut so gut, ist eine Form der Sucht, der mich hinzugeben ich mir gönnen kann weil ihre Folgen, nun, was sind ihre Folgen? Harmlos? Oder doch schwerwiegender als angenommen.

Sie sind ein Teil von mir, diese Papierfetzen, Eintrittskarten, Tintenspritzer; ich will nicht loslassen, will nicht abtrennen was zu mir gehört, gehört hat, und noch immer. Noch immer, verstehst du, ich will das nicht verlieren!

being close ain't like being true

Es geht um dich, sagt sie, und ich schaue stumm.

Schaue stumm dabei zu, wie sie mein Inneres herausreißt, um darin herumzuwühlen, und ich sage ihr, dass sie schön aussieht, dabei, und sie sagt, das helfe jetzt auch nicht mehr.

Ich liege in ihrem Bett während sie spricht, und sie spricht mit klarer Stimme, obwohl auch in ihrem Blut noch immer der Alkohol seine Bahnen zieht. Ihre Worte schneiden buchstäblich in mein Fleisch; sie sagt, ich könne nicht in ihrem Bett schlafen, schließlich hätten wir nichts mehr miteinander, und ich versuche es lachend abzutun und ihr die Lächerlichkeit vorzuführen, aber es klappt nicht, klappt nicht und ich liege stur und verletzt in ihrem Bett und weigere mich, umzuziehen. Lausche dann den Geräuschen, die sie im Bad macht, und denke über ihre Worte nach, und die Reue überfällt mich und lässt mich die Treppe nach unten tapsen und sagen, Geh’ schon, Wie kann ich in deinem Bett schlafen, wenn du es nicht willst, Wie kann ich das.

Als ich aufwache, der Mund verklebt und nach Flüssigkeit lechzend, blinzelnd erkennend, dass der Morgen bereits angebrochen ist, treibt mich der Durst und die Gewissheit, nicht länger in ihrem Haus verweilen zu können, nach oben. Sie flucht, als ich die Rollläden einen Spalt breit öffne, um meine Kleider finden zu können; ich sage, ich will fahren, und sie sagt ach so und gibt Ruhe. Ich fühle mich beobachtet, während ich die Hose über die Beine ziehe; beobachtet, aber nicht gestört.

Die Kleider sind schnell angezogen, ich werfe einen letzten Blick durchs Zimmer und lasse es dann wieder in angenehmer Dunkelheit versinken. Als ich die Tür öffne, fällt ein blasser Streifen Streulicht auf ihr Gesicht, Tschüss, sagt sie mit halbgeöffneten Augen, und ich wiederhole die Abschiedsformel ganz automatisch, und ich lächle, sie sieht so weich und verschlafen aus, und als tue ihr leid, was geschehen ist, was sie gesagt hat. Aber das muss es ihr nicht, fühle ich in diesem Moment. In diesem Moment ist es ein Abschied, ein guter Abschied, ich schließe behutsam die Tür und habe ein wehmütiges, abschließendes Lächeln auf den Lippen.

exchange the cold days for the sun

Das Telephon klingelt.

Wie geht es ihr, fragt jemand, und ich sage, schon viel besser. Viel besser. Und ich reiche den Hörer weiter mit einem tauben Gefühl; einem Gefühl, als sei erneut nicht eingetreten, worauf ich gehofft hatte, und natürlich steht mir das nicht zu, aber da ist es. Ich brauche jemanden, der für mich anruft, der fragt, wie es mir geht, und ich will nicht, dass es jemand ist, den es nichts angeht. Ich will meine Freunde. Und jetzt wird mir bewusst, wie wenig ich eigentlich von ihnen weiß. Wie viel ich jetzt von ihnen erfahre.

Ich kann auf solche Freunde verzichten. Auf solche, die sich aus dem Staub machen, wenn es schwierig wird. Die sich nicht melden; ich meine, vielleicht denken sie, ich bräuchte Ruhe, vielleicht denken sie, ich will keine Ablenkung und auch nicht darüber reden. Aber ich dachte wirklich, meine Freunde, das sind welche, auf die kann ich zählen.

Ich habe andere Leute belächelt und bemitleidet, denn solche Freunde wie meine, die haben sie nicht und werden sie vielleicht nie haben, und das machte mich ein bisschen stolz und gab mir ein bisschen Kraft. Meine Freunde und ich, wir brauchen nicht viele Worte, die verstehen mich blind, weil wir uns gegenseitig beinahe auswendig kennen, ohne deshalb voneinander gelangweilt zu sein. Ich kann lachen und reden so laut ich will, worüber ich will, da geht es mir gut. Schultern zum Anlehnen sind das, dachte ich, aber wo sind die jetzt? Wo sind sie.

(Und ich sehe mir Photos an, auf denen meine Freunde feiern und sich betrinken und ich bin nicht dabei gewesen, ich war einfach nicht dabei in den letzten Tagen. Und ich wäre es so gern gewesen. Dabei anstatt zu Hause; vielleicht war ich müde, vielleicht lustlos und befallen von dieser Krankheit, die sich Lethargie schimpft, aber man hätte mich doch anrufen können, oder nicht, einfach mal anrufen und fragen, was los ist, wie es mir geht. Ob ich kommen will, mitmachen, feiern, trinken. Vergessen.)

put your back on me

Was gibt es Anziehenderes als eine kalte Schulter?

Selbstbewusstsein ist eben attraktiv, sagt er. Wer will schon eine winselnde Kreatur, fragt er und erwartet keine Antwort, trinkt noch einen Schluck und lacht mich so an, dass ich gegen meinen Willen mitlachen muss. Niemand, natürlich.

Die Leute wollen nicht wissen, wer du wirklich bist. Es ist ihnen vollkommen gleichgültig, ob du etwas aus Überzeugung tust oder aus Angst, ob es für dein Verhalten einen Grund gibt oder mehrere und weshalb du dich von ihnen beeinflussen lässt. Fakt ist, dass die meisten Menschen sich zufrieden geben mit dem, was du ihnen zeigst. Gelassenheit, Freude, Mitgefühl; es mag alles geheuchelt sein – Solange es überzeugend geheuchelt ist, reicht ihnen das. Sei ein Schauspieler, spiele dein Leben, und irgendwann, vielleicht... Vielleicht glaubst du es irgendwann selbst.

Zeig ihnen also eine mysteriöse Fassade, und sie werden auf dich abfahren. Zeig ihnen, wie du wirklich bist, und sie beschnuppern dich kurz, vielleicht, und wenden sich dann etwas Interessanterem zu. Zeige dich uninteressiert, blasiert, abgehoben. Arroganz ist interessant, Abweisung wirkt anziehend, diese Welt steht Kopf. Steht Kopf, und ich lache - ein bitteres Lachen. Ich begreife.

far too tired to fall asleep

Ah, wie leicht das Leben doch ist.
- Und wie schwer man es nehmen kann.

E. und ich inmitten dieser weißen, märchenhaften Landschaft, die Bäume überzogen mit weißem Weich, zarte Schlieren; zarte, verästelte Kunstwerke aus Eis, und diese warme Stille. Ja, warme Stille, kalter Atemhauch, brennende Finger, aber diese warme Stille. Gedämpft, als habe jemand leise und beruhigend "Shh" gesagt und die Natur verstummte, alles verstummte, nur unsere Schritte sacht knirschend im Schnee, und aus E.'s Kopfhörern schwappte hin und wieder ein wenig Musik, dumpfe Beats nur, irgendwann nichts mehr.

Ich legte mich unter einen der Bäume und versuchte, das Bild von den schneebedeckten Ästen vor sanft schimmerndem Himmel in mich aufzusaugen, und dann warf er Schneebälle in den Baum, unter dem ich lag. Und ich lachte, als es auf mich herabschneite, und mein Lachen perlte von den dunklen Hauswänden ab und kullerte vor seine Füße.

Und ich warf ebenfalls, und ließ es schneien, und er sagte, so sei es langweilig. Ohne mein Lachen.

crop circles in the carpet

Ich glaube, es gibt Erlebnisse, die sind wie tiefe Schnitte.

Einschnitte, die dich von deinem bisherigen Leben trennen, und du kannst nicht mehr zurück, in die alte Denkweise, in vergangene Schwärmereien, selbst, wenn du wolltest. Und du betrachtest Vergangenes mit einer Distanz, die sich anfühlt wie eine ungewohnte, neue Haut; nicht schlecht, aber fremd, und ein wenig lässt sie dich frösteln.

Ich habe an diesem Abend meine große Liebe gefunden und mir von ihr das Herz brechen lassen. Vermutlich gibt es keine einfühlsamere Herzensbrecherin als diese. Dunkelbraune Locken, den Filter einer Kippe, die zu drehen sie gerade im Begriff war, zwischen den Lippen. Sie bemerkte meinen Blick und erwiderte ihn. Wir sprachen kein Wort. Wir küssten uns. Und in meinem Kopf wirbelte alles, alles durcheinander, wie die feinen Flocken in einer ruckartig umgedrehten Schneekugel, und wir küssten und küssten und küssten uns.

Und sie strich sacht über meine Wange. Du bist wunderschön, formten ihre Lippen, und ich lächelte verlegen; sie wiederholte den Satz, mit Nachdruck. Du bist wunderschön. Ich schüttelte den Kopf und strich ihr eine Locke aus der Stirn. Ließ meinen Blick zärtlich über ihr Gesicht fahren, saugte alles auf, alles. Strich mit dem Finger über ihre Lippen, und dann saugte sie daran, und ich musste lachen und ihre Lippen schmecken, ihre Zunge, so weich, so berauschend weich und wild. Mich hat noch nie jemand so geküsst. Es hat auch noch nie jemand solche Sachen zu mir gesagt. "Wie heißt du", fragte ich sie, aber sie schüttelte den Kopf. Schüttelte den Kopf und lachte und biss mich sacht in die Lippe.

Später saßen wir nebeneinander an die Wand gelehnt, bei einem Riesen mit Dreadlocks. Sie drehte eine Zigarette, gab sie mir, drehte eine zweite. "Das ist nur Spaß", sagte sie und küsste mich, küsste auch den Riesen, und wir rauchten. Und ich hörte nicht, wollte nicht hören.

Und dann sah sie mich an mit diesen Augen, die Worte nicht nötig haben, und sagte, "Du bist dir nicht sicher." Stellte das einfach so fest, ohne Theatralik, ohne Kälte, nur mit einer Spur des Bedauerns in der Stimme, die ich zu vernehmen glaubte, die mich streifte; vielleicht nur, weil ich sie spüren wollte. Meine Welt stürzte zusammen mit diesem Satz; ich saß da und hatte nicht bestanden, ich war nicht genug, das war also die Dauer von Glück. Tränen liefen meine Wangen hinab. Ich saß ganz still. Als sie bemerkte, dass ich weinte, war sie besorgt, wischte die Tränen weg, küsste sie weg.

Dann ging sie.

chalk hearts melting on a playground wall

'My life sucks' denken, weil es auf Englisch besser klingt.

Frustriert das nächste Stück Schokolade von der Tafel, die Weihnachten überlebt hat, abbrechen und kauen und registrieren, dass man nichts anderes tut als ein verdammtes Klischee zu bedienen. Vor lauter Frust der ganzen Tafel den Garaus machen, und während diese ekelhaft aufdringliche Süße den Mund verklebt, beginnt der Gedanke irgendwie zu gefallen. Life sucks. Oh ja.

Leben besteht aus Schokolade; aus solcher, die dir weggenommen, und solcher, die dir gönnerhaft in die Hand gedrückt wird. Iss’, Kind. Schokolade macht glücklich. Macht sie doch, oder?